Pokhara, Nepal: Meine Aufgabe als Senior ist es, junge Menschen zu fördern.
Ein Text in eigener Sache
„Ein Mentor ist nicht jemand, der vor uns hergeht und uns erzählt, wie er es gemacht hat. Ein Mentor ist jemand, der an unserer Seite geht und uns dabei hilft, herauszufinden, was wir tun können.“ ― Simon Sinek, britisch-amerikanischer Autor und Unternehmensberater
„Was ich sage ist relativ egal. Wichtig ist die Wechselwirkung zwischen dem was in ihnen passiert intellektuell oder gefühlsmäßig zu dem was ich sage.“ – Vera F. Birkenbihl (1946-2011) deutsche Managementtrainerin
Warum es mich erfüllt, Mentor zu sein
Früher – in meinem „alten Leben“, war ich ein Strippenzieher hinter den Kulissen. Ich hatte ein PR-Agentur, schrieb Pressemitteilungen, hielt Konferenzen ab, plante Kampagnen und vermittelte in Krisen. Unsere Auftraggeber waren Projektentwickler, die Stadt Berlin, die Industrie- und Handelskammer. Wir waren die Strategen des öffentlichen Bildes, das unsere Klienten abgeben wollten. Unsere Aufgabe war es, Botschaften in klare Worte zu fassen, Akzeptanz zu schaffen und Unternehmen ins rechte Licht zu rücken. Es ging um Wahrnehmung, Positionierung, Präsenz. Wir sorgten dafür, dass andere glänzen und ihr öffentliches Bild gezielt gestalten konnten.
Die Wende kam vor 14 Jahren, bei einem Kurs in einem buddhistischen Meditationszentrum in Pokhara, Nepal. Die Frau war klein und bildschön. Sie sagte: „Ich habe solches Vertrauen zu dir.“ Ich war unendlich stolz. Dann fügte sie hinzu: „Du bist genauso wie mein Großvater.“ In diesem Augenblick begriff ich: Ich war ein Senior – und es war meine Aufgabe, junge Menschen zu fördern.
Heute geht es mir nicht mehr um die Bühne, sondern um Begegnung. Nicht mehr um Lautstärke, sondern um Achtsamkeit und Stille. Ich meditiere und begleite Menschen als Mentor. Ich teile meine Erfahrungen, damit andere ihren eigenen Weg finden – mit Mut, mit Klarheit, mit offenem Herzen. Mentoring bedeutet nicht, Ratschläge zu erteilen, sondern Raum zu halten. Es bedeutet, zuzuhören, zu spiegeln und ehrlich zurückzumelden.
Und genau da schließt sich der Kreis. PR und Mentoring scheinen auf den ersten Blick Welten voneinander entfernt. Doch sie gehören zusammen. Denn Mentoring gibt uns Tiefe, PR gibt uns Sichtbarkeit. Beides braucht es – das Innenleben und den Auftritt.
Am Anfang sind wir voller Ideen – aber auch voller Fragen.
Ich glaube nicht an schnelle Ratschläge oder fertige Lösungen. Ich glaube an Präsenz. Daran, einfach da zu sein – ohne Druck, ohne Besserwisserei. Mentoring bedeutet für mich: zuzuhören, wirklich zuzuhören. Nicht mit dem Ziel zu antworten, sondern mit dem Wunsch zu verstehen. Ich bewerte nicht, ich ermutige. Ich reiche die Hand, aber ich ziehe nicht. Ich öffne Raum – für Zweifel, für Neugier, für Wachstum.
Und ja, ich teile mein Wissen. Aber ich lerne genauso – von den Fragen, vom Staunen, vom Stolpern derer, die ich begleite. Gerade in einer Welt, in der sich alles ständig dreht und verändert, ist Mentoring keine Einbahnstraße. Es ist ein Dialog. Ein gegenseitiger Entwicklungsprozess.
Es berührt mich, wenn ich sehe, wie junge Menschen ihren eigenen Weg entdecken – nicht, weil ich ihn ihnen zeige, sondern weil sie sich trauen, loszugehen. Ich bin an ihrer Seite, wenn sie wanken. Ich halte den Spiegel, wenn sie sich selbst nicht erkennen können. Ich glaube an sie – auch dann, wenn sie es gerade nicht tun. Denn echte Begleitung ist für mich die menschlichste Form von Führung. Und jedes Mal, wenn ich Teil dieses Prozesses sein darf, fühlt es sich wie ein Geschenk an.
Hilfe – von einem Coach oder Mentor
Was wir brauchen, ist selten ein „Geh da lang!“. Viel öfter brauchen wir jemanden, der sich wirklich interessiert, wo wir hinwollen. Der zuhört, ohne zu werten, gute Fragen stellt, statt Ratschläge zu verteilen. Einen Menschen, der mit uns hinschaut, damit wir unseren eigenen Weg erkennen können.
Ein Mentor bringt dabei mehr als nur Werkzeuge mit – er bringt seine Lebenserfahrung. Er teilt, was er selbst erlebt hat, nicht um zu belehren, sondern um Impulse zu geben: „So war es bei mir – vielleicht ist da etwas für dich dabei.“ Ein Coach dagegen hält sich zurück und sagt: „Die Antwort liegt in dir – ich helfe dir, sie freizulegen.“ Beide Rollen sind wichtig, beide schenken Orientierung auf ihre Art.
Am Ende geht es um Entwicklung. Darum, Menschen zu ermutigen, sich selbst zu vertrauen. Coaching und Mentoring sind für mich keine Techniken, sondern Haltungen. Es braucht echtes Interesse, Mut zur Ehrlichkeit – und die Fähigkeit, still zu sein, wenn man still sein muss. Wer sich selbst gut kennt, kann andere begleiten, ohne sie zu lenken. Wer tief zuhört, gute Fragen stellt und sich selbst reflektiert, bleibt ein Mensch, der andere fördert.
Fazit
„Was brauchst du gerade von mir? Willst du einen Tipp aus meiner Erfahrung – oder lieber ein paar Fragen, die dir neue Perspektiven eröffnen könnten?“