„Die Verkörperungstheorie sieht kognitive Prozesse so eng mit den Sinnes- und Bewegungserfahrungen eines Organismus verbunden, dass körperliche Erfahrungen den Geist unmittelbar beeinflussen. “ – Bassam Khoury, kanadischer Psychologe
„Innezuhalten und die Erscheinungen mit Gleichmut und Neugierde zu beobachten, verändert den Geist. Doch ein großzügiger Gastgeber für alles, was auftaucht, zu werden, erfordert einen radikalen Perspektivwechsel.“ – Lama Willa Miller, amerikanische Meditationslehrerin
Meine Krankheiten und Probleme zeigen mir immer wieder: Die Lösung liegt in mir selbst. Sie fordern mich auf, mich mit dem zu verbinden, was längst da ist: meiner inneren Ganzheit. Es scheint, als hätte ich mich auf dem Weg zwischen all den Verletzungen, Ängsten und Schatten der Vergangenheit verloren. Doch der Schmerz, die Trauer und die Sorgen sind nicht meine Feinde, sondern Boten, die mir zuflüstern: Es ist Zeit, nach Hause zu kommen – zu mir selbst, zu dem, was ich immer schon war. Anstatt in der Vergangenheit zu wühlen oder mir Sorgen über die Zukunft zu machen, geht es darum, mich auf diesen Moment einzulassen – genau hier und jetzt. Dann geschieht etwas Magisches: Wenn ich beginne zu fühlen, treten die Gedanken, die mich sonst beherrschen, leise zurück und schaffen Raum für das, was wirklich zählt. Alles ist so, wie es sein soll. Ich fühle mich vollständig und frei, bereit, mit Leichtigkeit zu leben und mehr Mitgefühl für mich selbst und andere zu empfinden.
Zu leben bedeutet, in seinem Körper zuhause zu sein. Wir alle existieren auf einem Spektrum zwischen somatischer Achtsamkeit, bei der wir bewusst und achtsam unseren Körper und seine Empfindungen wahrnehmen, und Körperlosigkeit. Wir hören auf unseren Körper, nicht um Antworten zu finden, sondern um uns daran zu erinnern, wer wir wirklich sind – mitten im Chaos, in den Sorgen und dem ständigen Denken. Der Körper wusste es immer; er war immer ehrlich zu uns. Es ist der Geist, der sich oft verirrt. Doch in dem Moment, in dem wir innehalten, tief durchatmen und wahrnehmen, was gerade da ist – genau jetzt – offenbart sich eine tiefe Weisheit. Letztlich geht es darum, bewusst im Körper zu leben – nicht als bloße Idee eines Taxis, das das Hirn herumfährt, sondern als fühlendes Wesen. Uns als Teil der Erde zu spüren, verbunden mit allem um uns herum. Der Körper führt uns Schritt für Schritt zurück zu der Person, die wir immer schon waren.
In der Meditation beginnen wir, eine tiefere Wahrheit zu erkennen: Unser Körper ist mehr als das, was wir auf den ersten Blick sehen. Unter der Oberfläche, jenseits von Muskeln und Knochen, existiert ein Feld aus Energie, das uns durchdringt und belebt – unser Energiekörper. Der Schlüssel, um diesen subtileren Teil von uns wahrzunehmen, ist der Atem. Er fließt von selbst, ohne dass wir ihn kontrollieren müssen. Doch wenn wir innehalten und ihn wirklich spüren, wird uns klar, wie er die Energien in uns bewegt und nährt.
Gerald Blomeyer, Berlin im Oktober 2024
Bild
Im 17. Jahrhundert erlebte Tibet einen Aufschwung der medizinischen Kenntnisse, gekennzeichnet durch den Bau eines monastischen Medizincollege und die Entstehung einflussreicher medizinischer Texte. Besonders bemerkenswert sind 79 Tangkas, die zwischen 1687 und 1703 gemalt wurden und das umfassende Werk „The Blue Beryl“ illustrieren. Diese Gemälde verbinden praktisches medizinisches Wissen mit buddhistischen Traditionen und tibetischer Überlieferung, indem sie Diagnosen durch Omen und Träume, zahlreiche Heilkräuter und medizinische Instrumente sowie anatomische Diagramme darstellen.