„Wir verlieren oft den Kontakt zu uns selbst. Deshalb liegt es an dir, dich immer wieder neu auszurichten. Niemand wird dich retten – du musst es selbst tun. Und indem du dich selbst rettest, hilfst du auch anderen.“ – Chelsea Handler, amerikanische Komikerin, Autorin von sechs New York Times Bestsellern
„Wir machen uns das Leben schwerer, wenn wir an Wut festhalten oder uns nicht erlauben, unsere Wünsche klar auszusprechen. Warum nicht einfach sagen, was du willst? Was, wenn es klappt? Erlaube dir, ganz du selbst zu sein – und dir das zu nehmen, was du willst.“ – Mel Robbins, amerikanische Podcasterin, Autorin von drei New York Times Bestsellern
Wir dachten, wir wüssten es besser – damals.
Wenn wir uns etwas in den Kopf setzen, ziehen wir es durch. Mit Überzeugung. Mit Herz. Manchmal mit Scheuklappen. Und selbst wenn sich längst zeigt, dass das, was einst richtig war, heute zu eng geworden ist, geben wir nicht auf. Wir bleiben in Beziehungen, die uns kleiner machen. In Jobs, die uns erschöpfen. In Gewohnheiten, die uns Sicherheit geben – aber keine Freude mehr.
Wir halten aus, beweisen Stärke, Ausdauer. Doch dabei verlieren wir manchmal aus dem Blick, ob es uns eigentlich noch guttut. Wir fragen, ob wir es schaffen – und nicht, ob es uns erfüllt. Zwei sehr verschiedene Fragen. Und dann kommt dieser leise Moment, in dem wir spüren: Das bin ich nicht mehr ganz. Dieser Gedanke flüstert – er schreit nicht. Und doch verändert er alles. Der Weg vom ersten inneren Zweifel bis zum bewussten Loslassen ist selten schnell. Weil es Mut braucht, sich neu zu orientieren. Und weil niemand von uns eine Schritt-für-Schritt-Anleitung hat, wie man eine alte Geschichte liebevoll zu Ende erzählt, um Platz für eine neue zu machen.
Plötzlich ist da Stille. Freiraum. Ungewissheit.
Wenn alte Rollen wegfallen, entsteht ein Vakuum. Und genau dort beginnt etwas Neues. Mein Vater sagte, als er 65 wurde, dass viele Kollegen nach der Pensionierung nicht an Alter oder Krankheit sterben – sondern am Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden. Doch was, wenn wir diese Lücke nicht fürchten, sondern sie als Einladung sehen? Manchmal kommt Wachstum getarnt als Traurigkeit. Manchmal fühlt sich Aufbruch erst einmal wie Abschied an.
Heute mache ich vieles anders. Ich leite kein Team mehr. Stattdessen schreibe ich, begleite Menschen in Achtsamkeit, in Präsenz, in Meditation. Nicht, weil es modern klingt – sondern weil es mich lebendig macht. Und weil ich sehe, wie es anderen hilft, sich wieder zu spüren. Lange glaubte ich, das sei keine „richtige Arbeit“. Heute weiß ich: Es ist meine wahre Arbeit. Und das gebe ich weiter an die Menschen, mit denen ich gehe: Unbehagen kann ein Zeichen sein, vielleicht sogar ein Geschenk. Vielleicht zeigt es uns, dass wir an etwas festhalten, das uns einmal gedient hat – und jetzt nicht mehr passt. Um diese leisen Signale und Zeichen zu hören, müssen wir langsamer werden. Sanfter. Ehrlicher mit uns selbst.
Unser Körper weiß oft früher, was richtig ist.
Nicht durch Zahlen oder Termine – sondern durch Gefühle. Der Körper zieht sich zusammen, wenn etwas nicht stimmt. Und atmet auf, wenn wir im Einklang sind. Uns neu auszurichten ist kein Egoismus. Es ist klug. Und mutig. Nicht alle können sofort alles ändern – aber viele hätten mehr Raum, als sie glauben. Es beginnt mit einem ehrlichen Ja zu sich selbst.
Wenn wir aus Gewohnheit am Nicht-mehr-Stimmigen festhalten, verlieren wir Energie, Kreativität, Lebensfreude. Wir spüren das – und unser Umfeld auch. Es ist Entfremdung vom eigenen Wesenskern. Manchmal heißt Weitergehen: das Fast-Passende loslassen, damit das Echte endlich kommen kann. Wir starten da, wo wir stehen. Mit dem, was wir wirklich können. Unsere Stärken – Präsenz, Energie, Klarheit – neu ausgerichtet. Nicht perfekt. Aber echt. Nicht höher, schneller, weiter. Sondern tiefer, leiser, lebendiger.
Nachfrage
Was hältst du fest, weil es vertraut ist – nicht, weil es noch stimmt?
Welche Rollen darfst du würdig verabschieden?
Wer bist du heute – anstatt: Wer warst du einmal?
Podcast-Meditation Der nächste Schritt
Gerald Blomeyer, Berlin am 5. August 2025
Angeregt von Nell Derick Debevoise: „The Cost Of Real Alignment: Why Letting Go Is The Leadership Skill We Don’t Talk About“ in Forbes
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