„Als Führungskräfte sind wir derzeit gefordert, Zeit zu schaffen, wo scheinbar keine ist. Bevor wir handeln, gilt es, unser Denken und unsere Entscheidungen zu entschleunigen, um uns wirklich wieder mit Mission, Strategie und Werten zu verbinden.“ – Brené Brown
Ein Moment des Nicht-Tuns und der Offenheit
Neulich am Morgen saß ich still in meinem Sessel. Ich nahm mir Zeit, alles Tun zu unterbrechen – um für eine Weile ins reine Nicht-Tun einzutauchen. Nichts schloss ich aus: weder Gedanken noch Gefühle, weder Herausforderungen, Stress, Leid noch Schmerz. Ich hielt einfach inne und ließ mich hineinfallen in diesen Moment.
Einfach nur dazusitzen, am frühen Morgen, ist für mich ein Akt der Liebe. In solchen Augenblicken fühle ich mich zugehörig – getragen vom Leben selbst. Ich vertraue dem Sein und erkenne, wie es alle Handlungen, die aus einem Moment hervorgehen, leitet und färbt. In dieser absichtslosen Offenheit darf ich loslassen. Ich lasse mein Tun aus meinem Sein entspringen.
Wie Musikerinnen und Musiker ihre Instrumente stimmen, bevor sie spielen, so stimme auch ich mich selbst – in der Pause. Dieses stille Sitzen in Offenheit ist mein Stimmen, mein Zurückfinden in den Grundton meines Wesens. Wenn alles von mir abfällt, erkenne ich, wie notwendig dieses Stimmen ist.
Wie Stille uns mit dem Leben verbindet
In dieser Pause verkörpere ich, tief im Herzen, das Wissen: Es gibt keinen Ort, an den ich gehen müsste. Nichts ist zu tun im Bereich des Seins. Nichts Besonderes ist zu erreichen – denn alles ist längst da. Alles darf so sein, wie es ist.
Diese Pause ist schlicht – und zugleich unfassbar besonders. Sie öffnet meine Sinne für das, was Verkörperung wirklich bedeutet. Ich nehme mich selbst wahr, lebendig und still zugleich.
Wir sind alle wunderbare, wundersame Wesen. Es gibt keinen Wettbewerb, keine Möglichkeit, das zu leugnen. Eine echte Pause – dieses Innehalten – ist ein radikaler Akt der Klarheit, der Vernunft und, ja, der Liebe.
Podcast-Meditation Die kleine Pause
Gerald Blomeyer, Berlin am 1. November 2025
Foto (c) Tom Pingel