Aeolus, Herr der Winde und Weber der Wolken, entfesselt aus seiner verborgenen Höhle Nord, Süd, Ost und West. Unsichtbar, doch mächtig lenkt er Sturm, Regen und klare Lüfte.
„Den Umfang einer Wolke mißt kein Mensch.
Weil sie nicht rastet,
noch ihre Freiheit je vergißt.
Ich glaube: Keine Wolke ist
mit Arbeit überlastet.“
– Joachim Ringelnatz (1883–1934), deutscher Lyriker, Erzähler und Maler
Englische Romantik
Schon als Schüler habe ich gelernt, in den Himmel zu schauen. Wolken zu beobachten war wie eine heimliche Lektion: Alles vergeht. Percy Bysshe Shelley, dieser Rebell der Romantik, erweckte die Wolke in seinem Gedicht The Cloud zum Leben – eine sanfte Kraft, die spendet, tanzt und die Natur mit Leben füllt. Die Wolke bei Shelley ist eine stille Herrscherin, die Regen schenkt, Schatten wirft und doch vergänglich bleibt. Ein ewiger Kreislauf in einem flüchtigen Wesen.
Damals behandelten wir auch William Wordsworth, einen anderen englischen Romantiker, der einst schrieb:
„Ich wanderte einsam wie eine Wolke,
die hoch über Täler und Hügel schwebt …“
Diese Freiheit, dieses Fließen ohne Ziel, lässt uns Wolken als Metaphern des Geistes verstehen – Augenblicke voller Bedeutung im Wandel. Ich spürte, dass Wolken mehr sind als bloße Erscheinungen. Sie stehen für Freiheit, für Weite, für jene flüchtigen Augenblicke, in denen das Vorübergehende plötzlich Bedeutung bekommt. Und eines blieb: das Gefühl, dass Wolken mir etwas über mich selbst erzählen.
„Ich wanderte einsam wie eine Wolke,
die hoch über Täler und Hügel schwebt …“
Diese Freiheit, dieses Fließen ohne Ziel, lässt uns Wolken als Metaphern des Geistes verstehen – Augenblicke voller Bedeutung im Wandel. Ich spürte, dass Wolken mehr sind als bloße Erscheinungen. Sie stehen für Freiheit, für Weite, für jene flüchtigen Augenblicke, in denen das Vorübergehende plötzlich Bedeutung bekommt. Und eines blieb: das Gefühl, dass Wolken mir etwas über mich selbst erzählen.
Wolken in den Museen
Heute begegnete ich den Wolken wieder – in zwei Ausstellungen, die zwei Wahrheiten zeigten. Die eine lehrt den Kopf, die andere das Herz. Zusammen öffnen sie den Himmel in beide Richtungen. In Darmstadt werden Wolken mit naturwissenschaftlichen Augen betrachtet – wo Wissenschaft die Wolke fasst und benennt. Wolkenarten, physikalische Gesetze, der Einfluss auf das Klima: Hier wird das Flüchtige greifbar, fast unbequem präzise.
Und dann Emden, wo Wolken zu Kunst werden: Leinwände, Fotos, Installationen, die nicht erklären wollen, sondern berühren. Wolken als Sehnsucht, als Hoffnung, als Mahnung im Angesicht von Klimakrise, Krieg und Angst. Wolken verwandeln sich in Spiegel, die zeigen, was in uns lebt und was uns bedrückt. Manche Bilder wirkten leicht und poetisch, andere schwer und politisch – Klimawandel, Krieg, Angst. Ich merkte: Wolken sind Projektionsflächen. Jeder Blick in den Himmel sagt auch etwas über das, was in uns lebt. (Katalog als pdf)
Wolken als Spiegel
Aber Wolken sind nicht nur Wissenschaft oder Kunst. Sie sind auch spirituell. In Indien gelten sie als Sinnbilder für Bewegung. Sie kommen und gehen wie Gedanken, wie Träume – mal schwer, mal licht. Im Buddhismus erinnern sie uns: Nichts bleibt. Wolken zeigen uns Vergänglichkeit – und schenken uns genau darin Freiheit. Sie sind ein Spiegel unseres Geistes, erzählen von all dem, was wir nicht halten können, und offenbaren die eigentliche Schönheit: den Wandel.
Denn am Ende lehrt uns die Wolke nur eines mit unendlicher Klarheit: Nichts bleibt – außer dem Himmel selbst.
Nachspüren
Manchmal reicht ein Blick nach oben, und alles wird klar. Schau in den Himmel. Die Wolken ziehen. Sie sind wie deine Sorgen – sie tauchen auf, verändern sich und gehen wieder.
Erinnere dich an dein Leben: Prüfungen, erste Liebe, Freundschaften, Abschiede, Jobs, Verluste. Alles kam und ging. Und du bist noch da. Auch jetzt wird es so sein. Alles, was du für „gut“ oder „schlecht“ hältst, ist nur auf der Durchreise. Beobachte die Wolken. Lerne von ihnen Gelassenheit.
Zweifle nicht an dir. Du hast schon so vieles gemeistert – und wirst es wieder tun.
Erinnere dich an dein Leben: Prüfungen, erste Liebe, Freundschaften, Abschiede, Jobs, Verluste. Alles kam und ging. Und du bist noch da. Auch jetzt wird es so sein. Alles, was du für „gut“ oder „schlecht“ hältst, ist nur auf der Durchreise. Beobachte die Wolken. Lerne von ihnen Gelassenheit.
Zweifle nicht an dir. Du hast schon so vieles gemeistert – und wirst es wieder tun.
Podcast-Meditation Weite Stille erleben
Gerald Blomeyer, Berlin am 2. Oktober 2025
Joni Mitchell „Both Sides“ erschien auf der Schallplatte „Clouds“
I’ve looked at clouds from both sides now
From up and down, and still somehow
It’s cloud illusions I recall
I really don’t know clouds at all …
I’ve looked at life from both sides now
From up and down and still somehow
It’s life’s illusions I recall
I really don’t know life at all
Joni: „Dieser Song handelt von den verschiedenen Seiten einer Sache. Meistens gibt es nicht nur zwei – oft sind es viele. Seine Sicht, ihre Sicht. Ihre Sicht, deren Sicht. Doch in diesem Song geht es nur um zwei Seiten: die Realität – und das, was man wohl Fantasie nennen würde. Es geht um Verzauberung und Entzauberung, um das, was wir zu glauben gelernt haben – und das, was wirklich ist.“