„Wir leiden häufiger in der Vorstellung als in der Realität.“ – Seneca, römischer Philosoph, Dramatiker und Staatsmann (ca. 4 v. Chr. – 65 n. Chr.), Stoiker
„‚Sollte‘ ist eine schambasierte Aussage – sie löst Stress und Angst in Körper und Geist aus.“ – Susanna Newsonen, finnische Philosophin und Autorin
„Angst entsteht, wenn dein Körper vom Ruhezustand in den Kampf-oder-Flucht-Modus wechselt. Das Problem: Sie tritt oft ohne erkennbaren Grund auf – und dann fürchten wir uns vor der Angst selbst. Wir verlieren die Kontrolle. Sag also nicht: ‚Ich habe eine Angststörung.‘“ – Mel Robbins, amerikanische Autorin
Hör auf deinen Körper
Wenn wir auf die Warnsignale des Körpers achten – sagt die Meditationslehrerin Jill Satterfield –, können wir unsere Ängste abfangen, bevor sie überhandnehmen. Bevor wir denken, spüren wir. Ein Ziehen im Magen, ein Druck auf der Brust zeigen uns, dass etwas nicht stimmt. Und wenn wir lernen, ihm zuzuhören, können wir verhindern, dass Ängste uns überrollen.
Angst ist selten das, was gerade ist – meist ist sie das, was sein könnte. Ein Film im Kopf, der so echt wirkt, dass wir ihm alles glauben. Aber es gibt einen Ausweg: den Moment, in dem wir das erste körperliche Zucken spüren. Wenn wir innehalten, statt weiterzudenken, können wir verstehen, woher es kommt. Und genau da beginnt die Freiheit. Denn unser Körper kennt die Sprache der Empfindungen, lange bevor der Verstand sie übersetzt. Wer ihm zuhört, erkennt Muster. Wer ihn ernst nimmt, erkennt sich selbst.
Wovor genau haben wir Angst?
Als Schüler hatte ich Angst, vom 10-Meter-Turm im Schwimmbad zu springen. Mein Verstand schrie: „Gefahr!“, mein Herz raste, die Knie zitterten – und ich wusste: Es gibt kein Zurück. Purer Kontrollverlust. Genau das löst bei vielen Menschen intensive Angst aus. Dazu kam die soziale Angst: Ich wollte mich nicht blamieren.
Der 10-Meter-Turm ist ein Sinnbild für große Entscheidungen im Leben. Ich bin vorbereitet, weiß, dass ich es kann – und trotzdem lähmt mich die Angst. Die Angst vorm Springen ist mehr als die Angst vor der Höhe. Es ist die Angst vor dem Loslassen. Und danach denken wir fast immer: „Es war halb so wild – ich hätte viel früher springen sollen.“
Angst macht klein. Sie flüstert, dass wir stillhalten sollen – dass Bewegung gefährlich ist, Fehler peinlich sind und wir erst besser, klüger, schöner sein müssen, bevor wir losgehen dürfen. Aber Mut? Mut ist leise und unbeirrbar. Er sagt: „Geh trotzdem.“ Nicht, weil die Angst weg ist – sondern weil wir größer sind als sie. Mut heißt nicht, keine Angst zu haben, sondern sich nicht von ihr lenken zu lassen.
Was ist real – und was nur Kopfkino?
Viele Ängste sind nichts als Geschichten, die unser Verstand erzählt – überzogen, laut, selten wahr. Wir leiden oft mehr in der Vorstellung als in der Wirklichkeit. Unser Denken malt Dramen, lange bevor etwas geschieht. Doch wenn das Leben uns tatsächlich herausfordert, tragen wir es – nicht, weil wir müssen, sondern weil wir es können. Der Verstand ist kein neutraler Beobachter, sondern ein Spiegel unserer inneren Welt. Was wir glauben, prägt, wie wir leben. Mut beginnt da, wo wir unsere Gedanken nicht mehr für Tatsachen halten, sondern als Angebote erkennen. Selbstrettung heißt: bewusst wählen, welchem Bild wir folgen. Nicht perfekt sein – sondern ehrlich. Nicht alles kontrollieren – aber uns selbst erlauben, zu wachsen. Und zu leuchten, genau jetzt.
Nachspüren
Herausforderungen fordern uns heraus – aber sie führen uns auch zu unserem Mut. Jedes Mal, wenn wir der Angst nicht ausweichen, sondern ihr standhalten, wächst in uns etwas Neues. Vielleicht ist das der Moment, uns ehrlich zu fragen:
Was will ich wirklich? Was brauche ich wirklich? Und was, wenn ich genug bin – genauso, wie ich bin?
Gerald Blomeyer, Berlin am 18. Juli 2025
Addendum
Will Packer ist ein der einflussreichsten und rekordbrechenden Filmemacher Hollywoods, hat weltweit über eine Milliarde US-Dollar an den Kinokassen eingespielt. Sein Buch (2/2025) ist ein New York Times Bestseller: Who Better Than You? The Art of Healthy Arrogance and Dreaming Big
Wir sind die Hauptsache. Wir warten nicht auf den perfekten Moment. Denn niemand kommt – wir sind die Person, auf die wir warten. Erfolg verdienen wir, weil wir handeln, nicht weil wir perfekt sind. Wir kennen unseren Wert, auch wenn Zweifel flüstern – unser Mut ist lauter. Ein Nein ist kein Rückschlag, sondern eine Richtungshilfe. Wir wachsen daran und glauben zuerst selbst an unsere Vision. Manchmal ist die Hauptsache ein Projekt, manchmal unsere Gesundheit – und oft sind wir selbst sie. Wir investieren unsere Energie dort, wo sie zählt, denn sie ist kostbar. Wir entscheiden, wem wir sie schenken. Unser Erfolg hängt nicht vom Außen ab – er beginnt mit uns, hier und jetzt.
Denn: Wir sind die Hauptsache.