„Oh, sammle die Zerbrochenheit auf. Bring sie mir jetzt. Der Duft dieser Versprechen,
die du nie zu schwören gewagt hast. … Oh, Schwierigkeiten, die eine ungeteilte Liebe verbergen.
Das Herz darunter lehrt das gebrochene Herz darüber.“ – Leonard Cohen „Come Healing“
die du nie zu schwören gewagt hast. … Oh, Schwierigkeiten, die eine ungeteilte Liebe verbergen.
Das Herz darunter lehrt das gebrochene Herz darüber.“ – Leonard Cohen „Come Healing“
Zwei Herzen – das Sichtbare und das Verborgene
Manchmal fühlt es sich an, als würden wir zwei Herzen in uns tragen. Eines oben, zerschlagen und splitternd bei jeder Erinnerung, die wir nicht loslassen können. Und darunter, ganz leise und fast unbemerkt, das andere. Ein Herz, das nie gebrochen wurde – ungeteilt, ganz. Dieses untere Herz ist nicht dramatisch. Es spricht nicht laut und braucht keine Worte. Es ist einfach da, wie die Leinwand, auf der unser ganzes Leben flimmert. Schmerz, Freude, Angst, Hoffnung – alles zieht darüber hinweg, doch es bleibt unberührt. Immer da, still und stark. Du bist nicht der Film, du bist die Leinwand.
Wir glauben oft, wir seien dieses wankende Ich, das sich mühsam durch die Welt bewegt. Dieses „Ich“, das versucht, Fehler zu vermeiden, Liebe zu gewinnen und Kontrolle zu behalten. Doch das ist nur die Geschichte, die unser Geist uns erzählt – eine Fiktion. Und wenn sie sich auflöst – wenn „Ich“ und „Welt“ nicht mehr zwei sind, sondern eins – dann bleibt nur das: ein vibrierendes Feld aus Stille, Präsenz und Klarheit. Nicht etwas, das die Welt beobachtet, sondern das, in dem die Welt erscheint.
Angst oder Liebe – ein innerer Wendepunkt
Ich hatte neulich wieder diesen Kampf in mir. Vielleicht kennst du ihn auch. Zuerst tauchte die Angst auf – wie ein überfürsorglicher Elternteil, der nicht will, dass du zu hoch schaukelst. Sie flüsterte mir zu: „Und was, wenn du fällst? Was, wenn du wieder verletzt wirst?“ Ihre Stimme klang nach Vernunft, nach Sicherheit.
Doch dann war da auch die Liebe. Ihre Stimme war sanfter, aber sie hallte tiefer. „Was, wenn du fliegst?“ flüsterte sie. „Was, wenn du endlich atmest, endlich lebst?“ Und ich stand da – zwischen Festhalten und Loslassen, zwischen Sicherheitsnetz und Flügeln. Und dann passierte etwas. Kein großer Knall, kein Blitz. Nur ein Gedanke: „Lass es uns versuchen.“ Und manchmal ist das alles, was du brauchst, um die Richtung zu ändern. Denn der Weg der Liebe ist nie der bequemste, aber er ist der einzig echte.
Loslassen, um zu werden, was du bist
Wir glauben oft, dass wir alles tun müssen, um etwas zu sein – kreativ, erfolgreich, ruhig, erfüllt. Aber genau dieses Mühen ist es, das uns blockiert. Die besten Ideen kommen, wenn wir aufhören, nach ihnen zu greifen. Wenn wir offen werden, leer und bereit. Kreativität ist wie ein scheues Tier – sie zeigt sich, wenn du aufhörst, sie zu jagen. Wenn du meditierst, dann nicht, weil du gut darin sein willst, sondern weil du aufhörst, jemand zu sein, der etwas erreichen muss. Es gibt keine Trophäe für Erleuchtung. Nur das stille, tiefe Erkennen: Du warst nie getrennt.
Und ja, manchmal fühlt sich alles eng an, schwer und voller Mangel. Aber selbst dann gibt es einen Ausweg. Du musst nicht kämpfen. Da sind noch die alten Geschichten von Schmerz und der Angst und „nicht genug sein“. Aber du musst nicht auf sie hören. Du darfst ihnen Tee anbieten, sie willkommen heißen und sie dann ziehen lassen. Denn hinter jeder Blockade wartet etwas anderes: Klarheit, Freude und Raum. Du bist hier, um dich zu erinnern an das, was du schon bist – an die Liebe, die keine Angst kennt, die nicht klammert und einfach ist. Und wenn du aus dieser Liebe heraus lebst – nicht aus Mangel, sondern aus Fülle – dann geschieht das, was du lange für unmöglich hieltest: Das Leben beginnt, sich von selbst zu entfalten. Ohne Druck, ohne Angst, ohne Plan. Einfach, weil du endlich fliegst.
Nachspüren
Was tust du gerade – und warum? Ist es dir wirklich wichtig, oder nur gewohnt? Welche Kräfte begegnen dir – offen, versteckt, als Zweifel, als Pflichtgefühl oder als mühsam getarnter Wunsch, jemand zu sein? Wie sehr kämpfst du, um richtig zu sein, anerkannt, geliebt – oder wenigstens nicht falsch? Halte inne. Atme tief ein. Halte den Atem im Bereich des Herzens. Wenn du ihn nicht länger halten kannst, atme langsam und bewusst aus. Wiederhole das drei Mal. Spüre, wie dein Körper zur Ruhe kommt. Beginne zu sehen, was du wirklich willst – nicht aus Pflicht, aus Angst, sondern aus dem, was tief in dir lebendig ist.
Podcast-Meditation Auf die Liebe einlassen (Yoga Nidra)
Gerald Blomeyer, Berlin zu Ostern 2025
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