Wenn wir in den Nachthimmel schauen und uns unseres Platzes im Inneren bewusst werden, kann dieses Gefühl des Staunens und der Ehrfurcht unsere Perspektive um was wir sind, wirklich verändern.“ – Mark Westmoquette, britischer Astrophysiker, Yoga- und Meditationslehrer, der achtsame Stargazing-Retreats in Großbritannien und Europa anbietet.

 

Einsamkeit ist der Weg, auf dem das Schicksal den Menschen zu sich selber führen will.“ – Hermann Hesse (1877-1962), deutsch-schweizerischer Schriftsteller

 

Schicksal oder Machsal?

Schicksal. Ein Wort, das klingt, als wäre alles längst entschieden. Als gäbe es eine höhere Macht, die unsere Wege schreibt, unsere Begegnungen und Herzen lenkt. Doch was, wenn es anders ist? Was, wenn wir selbst die Feder in der Hand halten?

Im Buddhismus gibt es kein festgelegtes Drehbuch sondern Karma – das Gesetz von Ursache und Wirkung. Jeder Gedanke, jedes Wort, jede Handlung hinterlässt Spuren. Ein Echo, das nachhallt, Kreise zieht, sich verwebt mit dem, was war und was kommt. Aber Karma ist kein Urteil. Kein unausweichlicher Fluch oder Segen. Es ist Veränderung. Bewegung. Die unendliche Möglichkeit, immer wieder neu zu wählen.

Unser Leben ist ein Netz aus Zusammenhängen, ein Mosaik aus vergangenen Entscheidungen und gegenwärtigen Chancen. Abhängiges Entstehen nennen es die Buddhisten. Nichts existiert für sich allein, nichts geschieht ohne Grund – aber nichts ist in Stein gemeißelt. Jeder Moment ist eine Weggabelung: Bleiben wir in alten Mustern gefangen oder setzen wir einen neuen Impuls?

 

Die Kunst des Seinlassens

Die schwerste, aber vielleicht wichtigste Lektion ist es, alles so sein zu lassen, wie es ist. Nicht alles liegt in unserer Hand. Manches kommt, manches geht – egal, wie sehr wir es festhalten wollen. Der Buddhismus lehrt uns, das anzunehmen, ohne uns zu verbiegen. Akzeptanz und alles willkommen zu heißen sind keine Kapitulation, sondern Freiheit. Wahre Kontrolle liegt nicht darin, alles zu bestimmen, sondern darin, das Leben mit offenem Herzen zu empfangen.

Aber nicht alles ist unsere Wahl. Wir bestimmen nicht den Moment unserer Geburt, nicht das Talent, das in uns schlummert, nicht, wen wir lieben. Und Einsamkeit? Sie ist mal eine Wahl, mal eine Zuflucht – sie ist immer Teil unserer Geschichte. Wenn wir unseren Blick weiten, wenn wir unsere Gedanken fließen lassen, ohne sie zu zähmen, dann geschieht etwas Magisches: Wir erkennen, dass alles im Leben seinen Platz hat. Nichts ist bedeutender als das andere. Alles geschieht. Und wir sind die stillen Beobachter. Dieses Erkennen – frei von Wertung, frei von Widerstand – nennen wir Meditation.

 

Unsere Intention ist unser innerer Kompass

Unsere Entscheidungen sind Pinselstriche auf einer Leinwand – das vollständige Bild erkennen wir oft erst mit Abstand. Manchmal nennen wir es Schicksal, wenn wir zurückblicken und endlich verstehen. Es sind die Absichten, unsere Gedanken, unser Handeln, die unser Herz lenken, die bewusste Entscheidung, unser Leben in die Hand zu nehmen. Und genau hier beginnt Veränderung. Nicht nur im Außen, sondern in uns selbst. Denn unser innerer Zustand bestimmt, ob wir erschaffen oder zerstören, ob wir lieben oder verdrängen, ob wir das Leben annehmen oder es bekämpfen.

Und dann? Dann lassen wir das Leben fließen, bewegen uns zwischen Weite und Fokus, zwischen Hingabe und Absicht, zwischen dem, was wir festhalten, und dem, was wir vertrauensvoll geschehen lassen. Genau dort – in diesem Raum zwischen Kontrolle und Vertrauen – entfaltet sich das Leben.

 

Nachspüren

Unter dem sternenbedeckten Himmel suchen wir nicht nach Konstellationen. Wir verlieren uns in der unendlichen Weite. Wir geben uns dem Funkeln hin, lassen los, atmen ein, atmen aus. Der Nachthimmel beruhigt unser wildes Denken, streichelt unser Nervensystem, hebt unser Glück. Je länger wir staunend nach oben blicken, desto mehr verschwimmen die Grenzen zwischen uns und dem Universum. Probier’s mal.

 

Podcast-Meditation Tun und Sein im Gleichgewicht

 

Gerald Blomeyer, Berlin im Frühling 2025

 

Foto von Ryan Stefan auf Unsplash

 

Pin It on Pinterest

Share This