brotZeit-Gründerin Uschi Glas hilft Kindern richtig zu frühstücken.

 

Im Leben herrscht immer ein Gleichgewicht – man kann nicht nehmen, ohne auch zu geben.“ ― Lord Yehudi Menuhin (1916-1999) US-amerikanischer, ab 1970 auch schweizerischer und ab 1985 auch britischer Violinist und Dirigent

Leiden ist ein Teil unseres Trainingsprogramms, um weise zu werden.Ram Dass (Richard Alpert, 1931-2019), spiritueller Lehrer und Pionier der psychedelischen Bewegung in den USA.

So long as you can sweeten another’s pain, life is not in vain.“ – Helen Keller (1880-1968) war eine taubblinde US-amerikanische Schriftstellerin.

 

Durch Mitgefühl zur Gewissheit

In Dharamsala, im Herzen des Himalayas, begegnete ich einer Einsicht, die mir eine tiefe Gewissheit gab. In dieser tibetischen Siedlung suchten viele westliche Besucher Antworten auf die Fragen des Lebens. Und oft war die Antwort überraschend einfach: „Hilf anderen.“

Zunächst klang dieser Rat so schlicht, doch als ich ihn in meinem Leben umsetzte, begann sich etwas zu verändern. Anderen zu helfen, öffnete mir nicht nur das Herz, sondern gab mir eine klare und tief empfundene Einsicht: Dass in der Verbindung zu anderen der wahre Frieden liegt. Unsere eigenen Sorgen, die uns oft wie unüberwindbare Hürden erscheinen, verlieren ihre Macht, wenn wir uns dem Leid der anderen zuwenden.

 

Das Gefäß unserer Emotionen

Manchmal fühlt sich das Leben an wie ein wilder Sturm, der uns hin- und herwirft. Diese Gefühle – die guten wie die schlechten – sind nicht da, um uns zu überwältigen, sondern um uns zu verwandeln. Aber dafür müssen wir lernen, sie zu halten, statt sie wegzuschieben.

Dazu brauchen wir Vertrauen in uns selbst, in die Stärke, die tief in uns schlummert, und in die Möglichkeit, dass der nächste Tag besser sein kann. Wenn wir den Mut finden, alles zu fühlen – Schmerz, Freude, Verlust, Liebe – bauen wir ein inneres Gefäß, das stark genug ist, all das zu tragen.

Und dann geschieht etwas Wunderschönes: Schmerz wird zu Mitgefühl, und Mitgefühl zu Heilung. Wir beginnen, das größere Bild zu sehen – wie unsere Geschichten sich verweben und uns miteinander verbinden.

 

Mitgefühl auf Augenhöhe

Der spirituelle Lehrer Ram Dass verstand Mitgefühl wie kein anderer. Nach einem Schlaganfall war er plötzlich auf die Hilfe anderer angewiesen. Was für viele wie ein Unglück wirken würde, wurde für ihn zu einer tiefen Lektion. Seine Pflegekräfte zeigten ihm, dass Mitgefühl nicht bedeutet, von oben herab zu helfen, sondern miteinander zu wachsen. Er sprach später von „fierce grace“ – der gnadenlosen Gnade, die in unseren dunkelsten Stunden liegt. Sie lehrt uns, dass Herausforderungen nicht unser Ende bedeuten, sondern ein Tor zu unserer inneren Stärke öffnen können.

Am Ende ist es diese Verbundenheit – zu uns selbst, zu anderen, zu etwas Größerem –, die uns erlaubt, das Leben in seiner ganzen Tiefe zu umarmen. Es ist die Liebe, die wir geben und empfangen, die uns verwandelt und heilt.

 

Nachspüren

Suche das Gespräch mit Menschen, die du nicht kennst. Gehe behutsam vor. Was braucht dein Gegenüber jetzt? Fühlt er sich aufgehoben bei dir? Beobachte und frage dich, was du in diesem Moment fühlst.

 

Podcast-Meditation Mitgefühl für uns und andere

 

Gerald Blomeyer, Berlin am 2. Dezember 2024

 

Foto: https://www.brotzeitfuerkinder.com/ Pressemitteilung_bro_tück_Foto_20API_20M

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