Nüchternheit bedeutet, das ständige Jagen aufzugeben – wir rennen Gefühlen nicht mehr hinterher. Jedes Gefühl, das ich unbedingt erleben will, stillt mein Verlangen nur kurz. Doch bald kommt das Bedürfnis zurück, und ich will mehr davon. Dann spüre ich eine Leere und frage mich: Was muss ich tun, um es wieder zu fühlen?“ – Elizabeth Gilbert, amerikanische Bestsellerautorin

Erwachsene können nicht verlassen werden, nur Kinder können verlassen werden. Erwachsene können nur sich selbst im Stich lassen.“ – Byron Katie, US-amerikanische Achtsamkeitslehrerin und Bestsellerautorin

Du bist perfekt, so wie du bist, und du kannst dich ein wenig verbessern.“ – Suzuki Shunryū (1905-1971), japanischer Zen-Meister, der Zen in den USA populär machte.

 

Vertrauen aufbauen

Wir tragen viele verschiedene Persönlichkeiten oder „Teile“ in uns. Als Erwachsener begegnete ich einem inneren Kind, nachdem meine Beziehung und mein Beruf beendet waren. Es schien, als ob der traurige Blick des Kindes von Verletzungen und der Last unerfüllter Bedürfnisse erzählte. Lange hatte ich diesen Teil von mir ignoriert und ihn für mein Überleben geopfert, während ich mich nach außen richtete. „Kümmere dich um mich, nicht um die Welt da draußen,“ sagte es zu mir.

Es fragte: „Warum sollte ich dir vertrauen? Immer wieder hast du mich für andere im Stich gelassen.“ Und es hatte Recht. Wie oft hatte ich diesen verletzlichen Teil für die Zustimmung anderer geopfert? Ich beschloss, klare Grenzen zu setzen und „Nein“ zu sagen, um mich und diesen sensiblen Teil von mir zu schützen. Als ich für uns Partei ergriff und lernte, für uns da zu sein, begann sich dieser Teil von mir zu öffnen.

 

Alle wollen geliebt werden

Diese Reise offenbarte mir Stimmen meiner Anteile, die Schutz und Liebe suchten. Grenzen und Prioritäten zu setzen fühlte sich wie ein Schritt zurück zu mir selbst an. Wir schaden anderen am meisten, wenn wir uns selbst nicht kennen und uns unbewusst an sie klammern, damit sie unsere innere Leere füllen. Wahre Freundschaft mit uns selbst bringt eine Quelle unerschöpflicher Liebe hervor, die kein anderer dauerhaft bieten kann. Zu verstehen, dass wir geliebt werden wollen, heißt, Verantwortung zu übernehmen und die Wunden in uns selbst zu heilen, anstatt Heilung von anderen zu erwarten.

 

Streben und Akzeptanz bestehen nebeneinander

Die Zen-Philosophie lädt uns ein, uns vollständig so zu akzeptieren, wie wir sind. Wir nehmen die natürliche Entfaltung ständigen Lernens und Wandels an, um mitfühlend zu wachsen. Wachsen ist schließlich ein natürlicher Teil allen Lebens. Bedingungslos zu lieben und der Wunsch zu wachsen widersprechen sich nicht. In der Stille dieser Liebe liegt eine beständige Energie, die anders ist als der Antrieb von Wut oder Stolz. Sie lässt uns mitfühlend handeln, nicht aus dem Drang, etwas zu beweisen.

 

Nachspüren

Mit wem musst du dich verbinden, damit das große Loch des Mangels an Liebe gefüllt werden kann? Schau in dein Herz und spüre die bedingungslose Liebe. Frage sie: Was möchtest du, dass ich weiß?

Podcast-Meditation Dem Inneren Kind begegnen – Eine Meditation im Liegen

 

Gerald Blomeyer, Berlin, November 2024

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