Christian, Petra, Eva Etta, Gerald am Großen Buddha, Kamakura, Japan, 2002
 
 
Lieber Christian, 
 
in den vierzig Jahren, die wir uns nun kennen, hast du unermüdlich die Fäden deiner vielen Interessen und Leidenschaften gewoben. Oft wird von uns erwartet, dass wir uns festlegen, unser „eines Ding“ finden und uns daran klammern. Doch du bist wie ein leuchtender Stern am Himmel der Möglichkeiten, der unzählige Menschen dazu inspiriert, tiefer zu graben und zu hinterfragen, wer sie wirklich sind.
 
Du hast uns gelehrt, dass Neugier oft fälschlicherweise als Ablenkung abgetan wird. Wenn wir sie unterdrücken, verfallen wir in endloses Zweifeln anstatt mutig zu handeln. Nichts im Leben ist für immer, doch alles hinterlässt Spuren. Wie einst Vasari hast du die Ateliers deiner Kollegen durchstreift, ihre Werke betrachtet und die Persönlichkeiten hinter den Kunstwerken kennengelernt. Du bist ein Chronist der Kreativität, der Eindrücke sammelt und keine Urteile fällt. Mit jedem Besuch wuchs dein Verständnis von Kunst – eine Reise ohne Ende. 
 
Als ich dich das erste Mal sah, trugst du einen weißen Overall und deine Bilder waren in Schwarz-Weiß gehalten, schnell und energiegeladen gemalt. Du warst Hausbesetzer, Instandsetzer, Selbsthelfer, Maler und Siebdruckmeister. Heute flimmern deine Geschichten in Farben und flüstern in Formen. Es geht dir um die Schwingungen, die sie hinterlassen, sobald man sich von ihnen abwendet. Deine mediterranen Energiebällchen sind keine stummen Bilder – sie summen.
 
Gemeinsam mit Eva Etta sind wir unter Kirschblüten in Tokio gewandelt und haben Japan im Dauerlauf durchquert. Du hast deine Freude am Entdecken mit uns geteilt und gezeigt, dass unsere nächsten Lektionen überall verborgen liegen können. Dein freier Geist hat uns gelehrt, dass unsere Wahrnehmung subjektiv ist und das Gefühl des Feststeckens oft nur ein Produkt unseres Denkens ist. Deiner Liebe zur Fantasie zeigt, wie viel aus Neugierde erblühen kann.
 
Das Leben im Labyrinth des Lebens erfordert Neugier auch zur Überwindung der Dunkelheit des Unwissens. Jeder Schritt führt tiefer in ein Geflecht aus Wegen – einige scheinen uns zu verhöhnen, während andere flüstern, dass sie die Wahrheit verbergen. Nur die Neugier treibt uns voran; ohne sie wären wir verloren. Sie gibt uns die Kraft, Türen zu öffnen, die wir ohne sie nie gesehen hätten.
 
Jetzt kannst du mit Freude auf das Kommende blicken, denn die Verfolgung deiner Neugier entfaltet fortlaufend deinen Sinn und Zweck. Bleib aufmerksam und erneuere dein Engagement für die Neugier; ehre deine Ablenkungen als schöpferische Akte. Teile weiterhin deine unendlichen Möglichkeiten mit der Welt und baue kreative, neue Zukünfte voller Farben und Inspiration.
 
Bleib so dynamisch, wie du bist.
 
Herzliche Grüße,
Dein Gerald

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