„Wenn du Glück hast, wird dein Herz brechen“ – James Ishmael Ford, US-Zenmeister
„Wer zugleich seinen Schatten und sein Licht wahrnimmt, sieht sich von zwei Seiten, und damit kommt er in die Mitte.“ – C.G. Jung, Psychologe
„Wenn das Herz sich zur grenzenlosen Liebe öffnet und alles willkommen heißt, wird das Leiden zum Geschenk, die Wunde zum Weg.“ – Henry Shukmann, US-Zenmeister
„Wenn du deiner eigenen Wunde kein Zuhause bietest, wirst du die Verwundeten immer verachten. … Da wir alle gemeinsam verwundet sind, ist es nur die Zärtlichkeit, die uns gegenseitig verwandeln kann. Sie kann uns alle zu erwachenden Herzen führen.“ – Pfarrer Greg Boyle, Homeboy Industries
Das Herz zerbricht, und in den Scherben liegt die Wahrheit.
Es ist ein Bruch, den ich spürte, tief in meiner Brust, als ob jemand die Fäden, die mich zusammenhielten, mit einem einzigen Schnitt durchtrennt hätte. Die Welt wurde still, und ich hörte nur das Echo dessen, was einmal war.
Als meine Partner starben, als die Beziehungen, die ich für ewig hielt, zu Staub zerfielen, erkannte ich, dass der Verlust mehr war als ein Abschied. Es zeigte mir, wer ich wirklich bin, jenseits der Rollen, die ich spielte, jenseits des Schutzwalls, den ich um mein Herz gebaut hatte.
Loslassen geschieht nie sanft. Es ist eine Zerreißprobe, ein Bruch in der Fassade des Egos. Doch genau in diesem Bruch liegt die Offenbarung verborgen. Erst wenn das Herz aufbricht, wird es weit genug, um die Wahrheit in all ihrer Tiefe zu erfassen. Ein verwundetes Herz ist ein offenes Herz, und nur ein offenes Herz kann die Liebe begreifen, die allem zugrunde liegt. Wenn das Herz bricht, wird es offen – und nur ein offenes Herz kann wieder heil werden.
In der Zen-Tradition sagt man, dass Herzschmerz und Erwachen zwei Seiten derselben Münze sind. Der Schmerz, vor dem wir fliehen, ist oft das Tor zu einer tieferen Erkenntnis: Dass wir mehr sind als die kleinen, sorgsam gepflegten Geschichten, die wir uns über uns selbst erzählen. Mehr als unser festgehaltenes „Ich“. In den Scherben des gebrochenen Herzens liegt die Wahrheit, die wir zu erkennen fürchten – und die uns letztlich befreit.
Liebe ist nicht nur das Ziel der Meditation, sondern ihre Essenz.
Liebe ist keine Belohnung, die uns erwartet, wenn wir genug geduldig, ruhig und diszipliniert waren. Sie ist der Faden, aus dem die ganze Reise gewoben ist. Wenn wir tief in uns hineinhören, erkennen wir, dass das, was wir verzweifelt gesucht haben, immer schon da war. Liebe, Erwachen, Zufriedenheit – sie sind keine einzelnen Schätze, die wir nacheinander entdecken, sondern verschiedene Facetten derselben Wahrheit. Die Wahrheit, dass wir nie wirklich getrennt waren. Das „Ich“, das wir so hartnäckig verteidigen, ist nicht mehr als ein Schatten auf der Oberfläche der Tiefe.
Wenn dieses Gefühl der Isolation, das wir so lange für unser Selbst hielten, plötzlich zerbricht, ist es, als würde der Nebel sich lichten. Wir erkennen, dass wir nicht allein sind, dass wir nie allein waren. Wir sind wie die Welle, die sich für ein Einzelwesen hielt, und dann merkt, dass sie immer Teil des Ozeans war. In diesem Augenblick, da wir uns selbst in allem wiedererkennen, ergreift uns eine sanfte, überwältigende Gewissheit: Liebe. Sie ist nicht neu, sie war immer da, verborgen nur durch die Illusion der Trennung. Das ist Erwachen – die Einsicht, dass alles, was existiert, aus demselben Stoff besteht. Aus Mitgefühl. Aus unendlicher, üppiger Zärtlichkeit.
Gebrochene Herzen und das Intime des Lebens
Doch die Liebe heilt den Schmerz nicht. Sie umarmt ihn, heißt alles willkommen. Sie nimmt die Schwierigkeiten nicht fort, sondern ermöglicht es uns, ihnen entgegenzutreten, ohne davor zurückzuweichen. Wenn wir sie ablehnen, vergrößern wir unser Leid. Mit einem offenen Herzen sind wir bereit, den Schmerz zu spüren, ihn zu durchleben, ohne von ihm überwältigt zu werden. Denn in der Liebe erkennen wir, dass auch der Schmerz zum Ganzen gehört – und dass das, was uns verletzt, uns zugleich heilen kann.
Alles ist Teil unseres Lebens. Das Schöne und das Hässliche, das gebrochene Herz und die Erfüllung. Wenn der Weg dunkel und der Schmerz übermächtig erscheint, schauen wir hindurch und sehen die Schönheit dahinter, die sich immer weiter entfaltet. Mit jedem Bruch unseres Herzens wachsen wir ein Stück, werden verletzlicher und zugleich stärker. Gebrochene Herzen sind so gesehen die Essenz des Lebens. Sie erinnern uns daran, präsent zu sein. Offen für die Freude und den Schmerz. Für alles, was das Leben bereithält. Nur so können wir voll und authentisch leben. Lass los, was war. Umarme, was ist. Und schau hindurch auf das, was kommt. Dein gebrochenes Herz ist der Schlüssel zu einem erfüllten Leben. Eine Einladung in die Intimität des Seins. Nimm sie an und gehe deinen Weg. Schritt für Schritt, mit jedem Bruch ein Stück weiter.
Nachspüren mit einer Geschichte
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From A Broken Heart To True Love
Ariadne is the mistress of the labyrinth. She accompanies us on the journey through life from birth to spiritual awakening. She saves the future king of Athens, Theseus, by leading him out of a labyrinth. When he deserts her, she is heartbroken. By connecting with Mother Earth she transforms her pain, recognizing the divine feminine and love as her true home.
Written and read by Gerald Blomeyer and Jocelyn B. Smith, musical concept by Volker Holly Schlott (ViktoriaMusicBerlin)
Insight Timer
Vom gebrochenen Herzen zur wahren Liebe
In der griechischen Mythologie rettet die Prinzessin Ariadne den künftigen König von Athen, Theseus, indem sie ihn mit einem Faden aus dem Labyrinth führt. Als er sie verlässt, trauert sie. Um ihren Schmerz zu überwinden, verbindet sie sich mit Mutter Erde und erkennt die Liebe als ihr wahres Zuhause.
Gelesen von Gerald Blomeyer und meiner Cousine Anna Blomeyer
Insight Timer
Gerald Blomeyer, Berlin am 15. Sptember 2024
Foto: Gerald am Tabo-Kloster, gegründet im Jahr 996 n. Chr., Spiti-Tal, Nordindien, 2009