„Wenn Liebe auf Glück trifft, wird sie zu Freude.“ – Jack Kornfield
„Die Freude an äußeren Objekten wirkt wie ein Magnet, der die viel größere, tiefere und beständigere Freude in uns hervorlockt – eine Freude, die Ausdruck unserer wahren Natur ist.“ – Pema Düddul, „The Path of Joy“
Morgenmeditation
An einem klaren Samstagmorgen, als die Stadt noch im sanften Dämmerlicht schlummerte, sammelten wir uns zu zehnt in Andreas Garten, einem grünen Zufluchtsort mitten im Herzen von Hamburg. Es war 8 Uhr, die Luft frisch und wach, und wir waren offen für einen Moment der Stille und des Friedens. Wir hielten dünne Porzellantassen, gefüllt mit dampfendem Tee. Jeder Schluck war ein achtsames Innehalten in einem Universum aus Aromen und Wärme. Der Wind spielte sanft in den Bäumen, während die Vögel ihr Morgenlied anstimmten, eine Melodie, die mit den leisen Geräuschen der Stadt verschmolz. Diese Klänge kamen und gingen in der weiten, allumfassenden Stille. Wir saßen da, still, verbunden mit der Welt um uns herum, und ließen uns von der Freude tragen, die uns jede kleinste Wahrnehmung schenkte. Diese Freude, die in uns widerhallte, wuchs in unserem Inneren, füllte unsere Herzen. Es kann so einfach sein, Freude zu finden – in der Welt draußen, in der Stille und tief in uns selbst.
Wer Freude spürt, beginnt zu strahlen.
Freude und Glück sind tief in das Gewebe unserer Existenz eingewoben. Wir kennen die dankbare Freude, die unseren Körper, unser Herz und unseren Geist durchströmt, die Freude an der Schönheit der Welt und die Mitfreude (mudita) am Glück anderer. Diese Freude anderer wird zur Quelle unserer eigenen Zufriedenheit, weil wir erkennen, dass wir Teil eines größeren Ganzen sind. Das wahre Geheimnis der Freude liegt im Gefühl der Zugehörigkeit und Verbundenheit mit anderen.
Wenn wir einander unterstützen und anderen helfen, ihren eigenen Funken der Freude zu entdecken, verweben wir uns in das große Netz des Lebens. Jeder Faden verbindet und stärkt das kollektive Wohl. Erst im Dienst am Ganzen finden wir unseren höchsten Zweck, da wir erkennen, dass unsere Freude eng mit der Freude anderer verknüpft ist. Wenn wir solche Momente für andere schaffen, geht die Freude tiefer geht als alles, was Geld oder Ruhm uns schenken kann. Unsere Freude hat die Kraft, die Welt zu verändern, indem sie das Netz des Lebens stärker und heller macht.
Freude regelmäßig im Herzen erleben
Wenn wir Freude zur Qualität unserer Praxis machen, beginnen wir ganz natürlich, Liebe, Mitgefühl und Gelassenheit zu empfinden. Freude öffnet unser Herz und unseren Geist, macht unsere Meditation stabiler und erweckt unsere natürliche Fähigkeit zu Freundlichkeit, Mitgefühl und Gelassenheit. Wenn wir jeden Tag Freude üben, werden wir spüren, wie sich unser Herz immer weiter öffnet, bis unsere Fähigkeit zu Mitgefühl und Liebe wahrhaft grenzenlos wird. Freude führt uns zur Erkenntnis unserer wahren Natur – einer Natur, die die Vereinigung von der Erkenntnis der Leerheit (Weisheit) und grenzenlosem Mitgefühl darstellt, dass Buddhisten als „Bodhicitta“, dem erleuchteten Geist, bezeichnen.
Nachspüren
Ruhe freudig in Stille und Frieden. Was hat dir vor kurzem Freude in dein Leben gebracht?
In schwierigen Zeiten, wenn wir Depressionen oder Angst erleben, erinnern wir uns an etwas aus der Vergangenheit, worüber wir uns freuten. Das Gefühl davon wächst auf natürliche Weise, bis wir in der Lage sind, vom Herzen zu lächeln.
Gerald Blomeyer, Berlin am 11. September 2024