Dieses Menschsein ist ein Gästehaus. Jeden Morgen eine neue Ankunft.
Eine Freude, eine Depression, eine Bösartigkeit, eine momentane Erkenntnis kommt
als unerwarteter Besucher. Heiße sie alle willkommen und bewirte sie!
“ – Jalaluddin Rumi


Erleuchtung ist ein Unfall. Spirituelle Praxis macht dich anfällig für Unfälle.“ – Richard Rose, Zen-Lehrer
 
Versuche nie, deine letzte Meditation zu wiederholen.“ – klassisches Zen-Zitat
 
 

Entspanne dich

Egal ob unser Verstand sagt: „Ich will“ oder „Ich will nicht“, sollten wir darauf antworten: „Entspanne dich.“ Denn ein Großteil der negativen Vorhersagen unseres Verstandes tritt nicht ein. Wir reagieren angespannt und fühlen uns eng, wenn wir uns sorgen oder ängstlich werden. Wenn wir das Denken loslassen und uns entspannen, können wir feststellen, dass es uns gut geht. Entspannt können wir bewusst und mühelos wahrnehmen, was wir erleben. Wir werden weit, wir beginnen, die Schönheit in uns zu entdecken – das Licht, die Liebe und die Freude, die immer da sind. Das ist es, wonach wir gesucht haben. Wir lehnen uns zurück und fühlen, wie die Energie stärker wird. Es gibt kein Denken, keinen Verstand, keine Konzepte, nur ein intuitives, energetisches Erleben. Indem wir ruhen und alles sein lassen, wie es ist, erkennen wir, dass wir selbst das Bewusstsein sind. Wir halten nichts fest und urteilen nicht. Im Bewusstsein zu ruhen, bedeutet immer zu erkennen, auch wenn es weder Grenze, Form, Größe noch Farbe hat.
 

Erleuchtung ist weder zu erreichendes Gipfelerlebnis noch ein meditatives Ziel.

Wir erleben Momente, die uns emotional tief berühren und denken: „Das will ich wieder haben.“ Manchmal tauchen wir in erstaunliche Zustände der Klarheit ein, doch dann erscheinen alte Muster wieder. Lassen wir uns auf diese Muster ein, fühlen wir uns nicht mehr wach, sondern eng und verwirrt. Unsere wandernde Aufmerksamkeit hat das klare Bewusstsein verdeckt, aber nicht verändert. Es ist stets präsent, auch wenn es nicht immer klar erkennbar ist. Lassen wir das Denken los, erhalten wir einen kurzen Einblick in die weite Stille. Versuchen wir jedoch, diesen Zustand festzuhalten, verschwindet er. Wir erleben, dass wir kein Gefühl, keinen Gedanken und kein Erlebnis festhalten können. Wir wissen nie, was wir im nächsten Augenblick erleben werden. Erfahrungen sind flüchtig. Sie kommen ohne Einladung und verschwinden ohne Abschied.
Wenn wir meditieren, ziehen wir uns von den äußeren Ablenkungen zurück und beobachten, wie Gedanken einfach erscheinen. Wir üben, die Welt der Erfahrungen in Ruhe zu lassen und uns zu entspannen. Von diesem Standpunkt aus erkennen wir, dass jede Erfahrung sich verändert und dass es etwas gibt, das immer da ist.
 

Erfahrungen sind Teil der Welt der Veränderungen.

Das, was immer da ist, ist keine Erfahrung an sich. Diese Intuition über das Beständige ist wichtig, denn sie befreit uns von der endlosen Jagd nach mehr und besseren Erfahrungen. Spüren wir etwas, das immer da ist, unabhängig von den wechselnden Erfahrungen, können wir beginnen, uns darauf einzulassen, anstatt dem Vergänglichen nachzujagen. Alles, was wir willkommen heißen, befreit sich selbst. Indem wir alles willkommen heißen, sind wir Liebe. Wir sind nicht nur ein beobachtendes Ego, sondern lassen uns in die voll erwachte Bewusstheit ein, die verkörpert ist und bedingungslos liebt. Dann heißen wir wirklich alles willkommen. So können wir unseren Alltag leben, ohne unseren natürlichen Zustand zu verlieren. Das Erwachen, das wir suchen, ist bereits hier. Wir können es nicht verlieren.
 

Nachspüren

Schau dich um und bemerke drei Dinge, die dir vorher nicht aufgefallen sind. Richte deine Aufmerksamkeit auf die innere Energie und nimm wahr, was du fühlst.
 
 
Gerald Blomeyer, Berlin am 12. Juni 2024
 
Foto (c) Tom Pingel 2024

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