Fritz und Gerald bei Blomeyers Käse, Berlin, Mai 2024
„Dinge kommen zusammen und fallen auseinander. Dann kommen sie wieder zusammen und fallen wieder auseinander. Es ist einfach so. Die Heilung kommt, wenn wir Raum lassen, damit all dies geschehen kann.“ ― Pema Chödrön, When Things Fall Apart: Heart Advice for Difficult Times„Ein Übergang beginnt immer mit einem Ende. Um etwas anderes zu werden, muss wir aufhören, das zu sein, was wir jetzt sind.“ – William Bridges, Transitions: Making Sense of Life’s Changes
„So wie eine Schlange sich häutet, müssen wir unsere Vergangenheit immer wieder abstreifen.“ – Jack Kornfield
Nach über 30 Jahren in Berlin: Wanderschaft
Jeder Übergang beginnt mit einem Ende und endet mit einem Anfang. Dazwischen liegt eine Übergangszeit, die für das persönliche Wachstum unerlässlich ist. Wir durchlaufen nur phasenweise Stabilität. Alles in unserem Leben kommt zusammen und fällt auseinander, um dann wieder zusammenzukommen und auseinanderzufallen. Nach dem Tod von Eva Etta schloss ich meine kleine PR-Agentur und brach zu einer fünfeinhalbjährigen Reise nach Indien auf. Dort tauchte ich tief in den tibetisch-buddhistischen Alltag ein und lernte eine vollkommen neue Lebensweise kennen. Alles funktionierte anders, ich irgendwann auch: Ich wurde flexibler und offener für Veränderungen.
Im Juli 2011 erhielt ich eine Einladung von einem kleinen buddhistischen Zentrum in Pokhara, Nepal, das sich durch Kurse finanzierte. Man bat mich, über dessen Zukunft nachzudenken. Diese Einladung markierte den Beginn eines neuen Kapitels in meinem Leben. Die folgenden zweieinhalb Jahre verbrachte ich dort, auch als Meditationslehrer.
Die buddhistischen Lehren und Meditationen halfen vielen Teilnehmern, Klarheit darüber zu gewinnen, welche Aspekte ihres Lebens sie loslassen oder erneuern wollten. Auch ich erfuhr eine tiefgreifende Veränderung: Ich lernte, Projekte mit einer klaren Intention anzugehen und dabei nicht zu viel Druck auszuüben. Diese flexible und anpassungsfähige Herangehensweise stand im Kontrast zu meinem früheren strukturierten und zielorientierten Handeln. Die Freude am Augenblick und an den alltäglichen Dingen wurde wichtiger als das Streben nach zukünftigen Erfolgen. Dieses natürliche Entfalten des Lebens ermutigte mich, dem Prozess und meinen Fähigkeiten zu vertrauen. So konnte ich gelassen und sicher mit allem umgehen, was auf mich zukam.
Der Neuanfang vor zehn Jahren
Nach acht Jahren kehrte ich zum 30. Geburtstag meines Sohnes Fritz nach Berlin zurück. Mein Neuanfang in Berlin war beängstigend. Was sollte ich tun? Wovon sollte ich leben? Wie würde sich Meditation in Deutschland entwickeln? Ich reiste zur Tagung Wisdom 2.0 in San Francisco, um den Stand von Achtsamkeit, Mitgefühl und Bewusstsein in der Wirtschaft kennenzulernen (Google, LinkedIn, SAP, Adobe, BlackRock und Co.) und die führenden Lehrer zu erleben (Kornfield, Kabat-Zinn, Joan Halifax, Byron Katie, Otto Scharmer und mehr).
Anstatt eine Firma zu gründen, entschied ich mich dafür, Menschen zu inspirieren, ihren inneren Kern zu entdecken. Die Fähigkeit, mit Unsicherheit umzugehen und im Chaos Ruhe zu finden, wurde zur Aufgabe. Um Präsenz als Mittel gegen Angst, zu nutzen, brauchen wir Mitgefühl mit uns selbst. Es gilt das, was ist, anzunehmen, ohne ständig nach Lösungen zu suchen. Dinge geschehen zu lassen bedeutet, geduldig zu sein und ruhig und gelassen an Herausforderungen heranzugehen.
Der Weg ist das Ziel
Es ist meditativ, vom Macher zum Beobachter zu werden, gelassen und im Vertrauen zu bleiben. Ich habe Meditationen und Geschichten auf Deutsch und Englisch geschrieben und aufgenommen, die allein auf Insight Timer über eine Million Mal gehört wurden. Seit Covid schreibe ich einen wöchentlichen Blog darüber, wie es ist im Moment zu leben und den Dingen Zeit zu geben, sich auf ihre eigene Weise zu entfalten. Aus all den Erfahrungen ist eine Erkenntnis zentral für mich geworden: Es geht darum, wie wir unsere Realität sehen. Das ist der Schlüssel, um zu lernen, wie wir neu anfangen können und immer wieder neue Versionen von uns selbst erschaffen können. Anpassungsfähigkeit ist eine Voraussetzung, um mit dem stetigen und rasanten Wandel unserer Welt umzugehen. Das erfordert ein flexibles und kreatives Denken, um Stress zu bewältigen und Vorurteile abzubauen. Wir können vielleicht Tendenzen erkennen, die Zukunft aber bleibt unvorhersehbar. Mächtige Transformationen können mit uns geschehen, wenn wir das, was wir in einem bestimmten Moment erleben, vollständig annehmen.
Heute ist Fritz 40 geworden. Ich wünsche ihm alles Gute für die nächsten zehn Jahre – und mir auch.
Gerald Blomeyer, Berlin, Mai 2024
Fritz feiert seinen 40. und den 15. Geburtstag seiner Firma:
Let’s Party! Blomeyers Käse 15th Birthday am 09.06.2024 von 12.00h-17.00h
im the burrow am Lützowplatz.