Es ist nicht so, dass ich Angst vor dem Sterben habe; es ist nur so, dass ich nicht dabei sein will, wenn es passiert!“ – Woody Allen

Das, wovor wir uns am meisten fürchten, ist in der Regel das, was wir am dringendsten tun müssen.“ – Tim Ferriss


Maranasati – eine Meditation gegen Angst und Selbstzufriedenheit

Wir fürchten nicht das, was wir wirklich verstehen. Indem wir uns fürchten, verlieren unser Mitgefühl und unsere Freiheit. Die Widrigkeiten, die uns begegnen, bereichern uns nicht, sie behindern uns. Die Meditation hilft uns, das zu entdecken, was wahr ist. Sie ermutigt uns, unser Herz zu öffnen, um mitfühlend und in Frieden zu leben. Wenn wir uns in ein Worst-Case-Szenario vertiefen, fixieren wir uns auf negative Ergebnisse und spielen den schlimmstmöglichen Fall immer wieder in unseren Köpfen durch. Die buddhistische Todes-Meditation Maranasati* erinnert uns daran, dass alles, was uns lieb ist – sei es unsere Gesundheit, unsere geliebten Menschen oder unsere Vorstellungen von uns selbst und unserer Rolle im Leben – eines Tages verloren gehen werden. Ein toter Körper wird zu unserem wahren Lehrer, indem er uns, die Wahrheit unseres unvermeidlichen Todes, zeigt. Diese Einsicht hilft uns, nicht den Tod an sich zu fürchten, sondern wir erkennen unsere Vorstellungen und Ängste davor. Wir können für unser Leben dankbar sein, sowie Mitgefühl für uns selbst und andere empfinden. Anstelle den vergänglichen Sinnesfreuden zu frönen, streben wir nach tieferem Glück.


Was macht uns Angst?

Wenn unser Ego bedroht wird, löst das Panik in uns aus. Werden wir bedeutungslos? Vergessen? Um diese Ängste zu überwinden und ein erfülltes Leben zu führen, beschäftigen wir uns mit dem Thema Tod. Die Erkenntnis, dass nichts in unserem Leben dauerhaft festgehalten werden kann, erlaubt uns, unsere Prioritäten neu zu setzen und mit mehr Selbstvertrauen und weniger Angst zu leben. Ein Beispiel ist der Harvard-Professor Arthur Brooks, der erkannte, dass er, wie seine Mutter an Demenz erkranken könnte. Er praktizierte eine Maranasati-Meditation, bei der er sich vorstellte, wie sein Gedächtnis nachlässt und er allmählich seine Identität und Fähigkeiten verliert. Diese Meditation nahm ihm die Angst vor einer Erkrankung, von der nicht klar ist, ob er daran erkranken wird. Unser eigenes Ende zu akzeptieren, hilft uns, zu erkennen, dass unsere Ängste, unser Ego und unsere Anhaftungen letztendlich bedeutungslos sind. Damit können wir bewusster unsere Prioritäten leben, und mehr Frieden und Freude im gegenwärtigen Moment finden. Wir geben die Illusion der Unvergänglichkeit auf und akzeptieren die Realität des Lebens in ihrer ganzen Tiefe.


Persönliche Resilienz versus die Angst vor dem Versagen

Die Furcht vor Verlust, vor dem Nicht-Erreichen unserer Ziele und die Konflikte, die daraus entstehen, führen zu innerer Spannung und einem Verlust des inneren Friedens. Unabhängig davon, worum es in diesen Kämpfen geht, ist die Erkenntnis, dass wir letztendlich alles verlieren werden, ein Schlüssel zur Bewältigung. Indem wir uns den Abgründen stellen, lernen wir, mit ihnen umzugehen. Arthur Brooks verwendet die Maranasati-Meditation, um seinen Studenten zu helfen, ihre Angst vor dem Scheitern zu überwinden. Sie setzen sich für kurze Zeit mit ihren Ängsten und Sorgen bezüglich ihres akademischen oder beruflichen Versagens auseinander. Das hilft ihnen, diese Ängste sowie ihre Bedürfnisse nach Anerkennung und Erfolg zu erkennen. Diese loszulassen führt zu mehr innerer Ruhe und Selbstvertrauen. Mit der Maranasati Meditation kann der Einzelne sich darin üben, nicht anzuhaften, woran auch immer. Schließlich werden all unsere persönlichen Vorstellungen mit dem Tod bedeutungslos.

Am Montag werden wir die Meditation „Atmen, um neu geboren zu werden“ üben.


Nachspüren

Welche Gedanken, Bilder und Stimmungen färben gerade dein Bewusstsein? Sei so präsent wie möglich. Wenn es an der Zeit ist, wirst du, in einem gewöhnlichen Augenblick wie diesem, sterben. Stell dir vor, du stirbst JETZT. Merke wie nach einer Weile, sich die Angst abschwächt oder verschwindet.

Maranasati*: „Mara“ steht in der buddhistischen Literatur für die personifizierte Kraft des Unguten, der Versuchung oder des Todes. „Sati“ steht für Achtsamkeit. Traditionell nutzt Maranasati einen Leichnam als Meditationsobjekt. Mit unterschiedlichen Übungen begegnen wir unseren Ängsten, um falsche Vorstellungen über den Tod zu mindern.

 

Gerald Blomeyer, Berlin, 27. September 2023

 

Image by Timon Studler on Unsplash

Pin It on Pinterest

Share This