Zuhören ist der Anfang der Liebe: erst uns selbst zuhören und dann unseren Nächsten.“ — Aus „The World According To Mister Rogers“

 

Achtsamkeit lässt die Erfahrung zum Lehrer werden. Wir können der Achtsamkeit vertrauen, wenn wir uns den Schwierigkeiten des Lebens stellen.“ – Jack Kornfield

 

Wut, Schuldgefühle und Angst sind unangenehm UND nützlich

Negative Emotionen wie Wut, Schuldgefühle und Angst sind nicht nur unangenehm, sondern auch nützlich. Sie bergen wertvolle Informationen über unseren Fortschritt, unsere Interaktionen und unsere Handlungen. In ihrem Buch „The Power of Negative Emotion“ betonen die US-Psychologen Dr. Todd Kashdan und Dr. Robert Biswas-Diener: „Menschen, die verzweifelt versuchen, negativen Zuständen zu entkommen, sie zu verbergen und zu vermeiden, verpassen all diese wertvollen Informationen.“ Positive Gedanken und Achtsamkeit haben ihre Grenzen. Erst negative Emotionen lenken unsere Aufmerksamkeit auf notwendige Veränderungen und motivieren uns, diese anzugehen. Schuldgefühle können uns antreiben, uns zu verbessern, Wut verdeutlicht Grenzen und fördert Kreativität. Angst ist ein Ruf nach erhöhter Sicherheit. Frustration und Groll initiieren notwendige Veränderungen in Beziehungen. Selbstzweifel steigern die Leistung, Egoismus kann Mut entfachen. Wer negative Emotionen intuitiv vermeidet, verliert die persönliche Kontrolle über sein Leben. Erst wenn wir „emotional beweglich“ sind, können wir die volle Bandbreite unserer Gefühle nutzen und das Leben genießen.


Negative Emotionen müssen unsere Beziehungen nicht zerstören

Unkontrollierte Wut kann Beziehungen belasten, doch das bedeutet nicht, dass negative Emotionen diese zwangsläufig zerstören. Um mit ihnen umzugehen, ist es wichtig, ihre Existenz zu akzeptieren. Indem wir ihnen Raum geben, können wir verstehen, warum wir uns so fühlen. Diese Emotionen senden uns Botschaften, bevor wir sie loslassen und uns von ihrer Überwältigung befreien. Wir kontrollieren sie, ohne ihre Existenz zu verleugnen. Sie laden uns ein, bewusster zu werden und unser Wissen über unseren Körper und Geist zu erweitern. So entscheiden wir bewusster, wie wir auf Stress und emotionale Zustände reagieren. Wer bewusst und verständnisvoll handelt, kann sich emotional befreien, während das Unbewusste in alten Mustern gefangen bleibt. Offen und neugierig zu sein, ermöglicht uns, kommende Ereignisse zu erkennen und anzunehmen. Unsere Frustrationstoleranz und unser Selbstmitgefühl steigen, wenn wir die Dinge neu sehen. Durch Mitgefühls-Meditationen stärken wir Beziehungen und investieren in zwischenmenschliche Verbindungen.


Stress – die Spannung, die uns handeln lässt

Der Vergleich eines Gummibands verdeutlicht, wie konstruktiv Stress sein kann. Anspannen und Loslassen zeigen, wie Stress uns beeinflusst. Cortisol, ein Hormon, das unser Gehirn ausschüttet, steuert Stimmung, Motivation und Angst. Es ermöglicht uns, Aufgaben zu erfüllen, Fristen einzuhalten und Herausforderungen zu meistern. Danach können wir uns entspannen – es sei denn, wir sorgen uns weiterhin. Unsere Schwäche ist mangelnde Selbsterkenntnis. Wir dramatisieren Gedanken, indem wir ein „Ich“ einbringen. Geschichten, die wir persönlich nehmen, erzeugen Spannungen im Körper. Das stresst und belastet uns. Erkennen wir, was im Augenblick geschieht, gewinnen wir Abstand und können unsere unmittelbare Erfahrung erkunden. Die Perspektive zu verändern, beruhigt den Geist und relativiert unsere Gedanken. Der Fokus auf den Körper hält uns im Hier und Jetzt, läßt uns der Wahrheit begegnen und schließlich inneren Frieden finden.
Am Montag werden wir die Yoga-Nidra-Meditation Gegensätze als Einheit erleben üben.



Nachspüren

Die Übung sorgt für ein optimistisches Gefühl. Stelle dir dein bestmögliches Selbst vor. Wie sähe das aus? Betrachte dein zukünftiges Leben in der Zukunft: Wie fühlt sich der Unterschied zur Gegenwart an?

 

Hinweis

Be Angry!“ Seid wütend! heißt ein Büchlein des Dalai Lama. Es sei wichtig, sich über soziale Ungerechtigkeit und politische Untätigkeit zu empören und ins Handeln zu kommen. Wut sei vereinbar mit Mitgefühl, wenn sie sich nicht gegen Personen richte.

Siehe auch den Text Die Macht der Gefühle.

 

 

Gerald Blomeyer, Berlin, 22. August 2023

 

Photo by engin akyurt on Unsplash

 

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