„In fast jeder schlechten Situation gibt es die Möglichkeit, das Unerwünschte in das Erwünschte zu transformieren.“ – Nyanaponika Thera (Siegmund Feniger), buddhistischer Mönch
„In einem sehr realen Sinn haben wir zwei Köpfe, einen denkenden und einen fühlenden.“ – Daniel Goleman
Gefühle beherrschen uns
Es geht uns immer darum, wie wir uns fühlen. Ob zuhause, unterwegs oder im Büro, sind Gefühle sind für das private Wohlbefinden und den geschäftlichen Erfolg entscheidend. Sie sind Boten unserer Bedürfnisse. Werden sie erfüllt, wird positive Energie freigesetzt, werden sie vernachlässigt, tritt das Gegenteil ein. Unsere Gefühle treiben uns an, den Sinn unseres Tuns zu manifestieren. Sie lassen uns wissen, ob es uns gut geht oder ob wir zu kurz kommen. Angenehme Gefühle verbinden wir mit Freude und Verlangen, unangenehme Gefühle mit Abneigung und Verwirrung sowie neutrale Gefühle mit Langeweile. Wenn ein Bedürfnis nicht erfüllt wird, treten unsere Gefühle auf die Bremse: Negative Gefühle wie Wut und Frustration blockieren unser Denken und Handeln. Positive Gefühle wie Stolz können uns motivieren, wenn wir uns mit dem Sinn und dem größeren Ziel unserer Arbeit verbunden fühlen.
Die Verbindung von Gefühlen und Bedürfnissen
Das, was wir am Arbeitsplatz fühlen, kann uns motivieren oder demotivieren. Gefühle sind deshalb ein wichtiger Faktor für den Erfolg eines Unternehmens. Wer achtsam fühlt, erkennt, wann Gefühle auftauchen, und kann sie unterscheiden. Je klarer wir erkennen, wie ein Gefühl erscheint und vergeht, umso leichter können wir unseren Reaktionen, Emotionen und Gedanken folgen. Wer das aufmerksam beobachtet, kann die Intensität von Verlangen oder Abneigung schwächen und einen Raum für liebevolle Güte und Mitgefühl, für Zufriedenheit und Geduld schaffen. Wenn wir aber den Gefühlen, ein „ich“ oder „mein“ hinzufügen und glauben, die Gefühle zu besitzen: „Ich habe angenehme Gefühle. Wie glücklich bin ich!“ Dann entsteht Verlangen: „Ich möchte mehr davon haben.“ Doch negative Gefühle werden nicht durch Dinge verursacht, die uns widerfahren, sondern durch unsere selbstkritischen Gedanken, die diese Ereignisse auslösen. Wir hören eine Stimme, die uns einreden will, wir seien langweilig oder irrelevant. Wir werden zum Opfer unserer mentalen Verzerrungen, indem wir glauben zu wissen, was die andere Person denkt oder fühlt. Achtsamkeit wirkt wie emotionale Alchemie, indem sie unsere Verwirrung und Projektionen in Klarheit transformiert. Dann lenken uns Störungen und Aufruhr nicht länger ab. „Auf diese Weise werden Feinde zu Freunden, weil all diese Störungen und antagonistischen Kräfte zu unseren Lehrern geworden sind,“ bemerkt der in Deutschland geborene Mönch und buddhistischer Gelehrter Nyanaponika Thera (1901-1994).
Erkenne das Gefühl hinter jeder Handlung
Search Inside Yourself wurde bei Google entwickelt, um Achtsamkeit mit emotionaler Intelligenz zu kombinieren. Die Suche soll den einzelnen, das Team und die Leistungsfähigkeit stützen. Das Programm basiert auf Daniel Golemans Konzept der emotionalen Intelligenz. Es erfordert, dass wir verstehen, was wir fühlen und was uns wichtig ist. Erst dann können wir uns selbst motivieren, uns auf unsere Ziele ausrichten, uns von Rückschlägen erholen und Stress bewältigen. Das braucht auch soziale Bewusstheit und Empathie sowie die Fähigkeit, Beziehungen zu knüpfen, zu kommunizieren, Vereinbarungen zu treffen und respektvoll mit anderen umzugehen. Google und andere Unternehmen im Silicon Valley verfolgen aktiv diesen Ansatz, weil sie glauben, dass das persönliche Wachstum des Einzelnen nötig ist, um als Firma an der Spitze von Wandel und Innovation zu stehen.
Achtsamkeit stärkt unserer Intuition
Die buddhistische Psychologie sieht unsere emotionalen Probleme als vorübergehend und oberflächlich an. Die störenden Emotionen verbergen unsere essenzielle Güte, so wie Wolken die Sonne verdecken. In diesem Sinne sind unsere dunklen Momente und beunruhigenden Gefühle eine Einladung, unsere natürliche Weisheit freizulegen und in den Moment einzutauchen. Das schafft Klarheit, erlaubt dem Geist zur Ruhe zu kommen und macht uns empfänglicher für die Eingebungen unserer Intuition. Wir können turbulente Gefühle, dunklere Momente und beunruhigende Gefühle, als Gelegenheit nutzen, um zu wachsen. Indem wir unsere emotionalen Fixierungen klar und unbeirrt so annehmen, wie sie sind, nehmen wir ihnen die Macht. Sie können uns nicht länger kontrollieren. Wir werden das am Montag in der Meditation im Liegen 1 (Yoga Nidra) untersuchen.
Gerald Blomeyer, Berlin, 23. Juni 2022
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