Gebt mit Freude, ohne Erwartungen.“ – Volksweisheit

Unrealistische Erwartungen sind vorsätzliche Enttäuschungen.“ – Steve Lynch

Du bekommst nie mehr vom Leben, als du erwartest.“ – Bruce Lee

 

Das Gehirn prognostiziert

 

Wir sehen nie einfach das, was „wirklich da“ ist. Alles, was wir erleben, ist geprägt von unseren Erwartungen. Sie prägen die Art, wie wir die Realität erfahren und sagen voraus, was wir zu entdecken glauben, wenn wir achtsam hinschauen. Unser Gehirn baut ein Bild der Wirklichkeit aus sensorischem Input und vorheriger Erwartung auf. Damit interpretieren wir das, was wir sehen. Wir fühlen, wünschen oder erwarten, dass es uns etwas sagt. Diese Vorhersagen basieren auf den Erfahrungen, die wir in unserem Leben gemacht haben, auf unserer Denkweise, unseren Depressionen, Ängsten oder Hoffnungen. Das Gehirn versucht nun vorherzusagen, was als Nächstes passieren wird, damit wir vorbereitet sind. Neue Forschungen an der Universität Oxford zeigen nun, dass unser Gehirn ein Gefühl dafür entwickelt, wie gut es eine Aufgabe bewältigen wird, noch bevor es sie angeht. Während wir achtsam die Sinnesreize wahrnehmen, beschränken unsere Erwartungen ihre Interpretation aufs Wahrscheinliche. Wir ahnen, welche Aufgaben wir vermutlich lösen können und welche zu schwierig sind.

 

Erwartungen sind starr, denn sie sagen, wie die Dinge sein sollten

 

Wir ärgern uns, weil wir oder andere etwas nicht „richtig“ gemacht oder wir nicht das bekommen haben, was wir wollten. Aus buddhistischer Sicht sollten wir auf unsere Erwartungen achten. Wenn wir bemerken, dass etwas entsteht, haben wir die Möglichkeit, es zu ändern. Erkennen und willkommen heißen sind die Grundlage, um etwas zu transformieren. Erwartungen sind nicht beständig. Was in einem Augenblick der Schlüssel zum Glück zu sein scheint, kann uns im nächsten unzufrieden machen. Wir bilden uns ein, dass unser Leben großartig wäre, wenn wir nur den Job, Partner oder das neue Auto bekämen, von dem wir träumen. Doch unerfüllte Erwartungen enttäuschen uns. Wenn wir uns aber eingestehen, dass wir die Zukunft nicht kennen und alles sich ständig ändert, können auch andere Vorstellungen uns glücklich machen. Das erkennen wir meist erst dann, wenn wir enttäuscht werden.

 

Erwartungen im Kontext verstehen

 

Wie Zweifel ist Erwarten eine Art impulsive Anspannung, die an die absolute Realität des Objekts glaubt. Die meiste Zeit wissen wir nicht einmal, warum wir nach etwas greifen, außer dass wir glauben, dass das, wonach wir greifen, uns glücklich machen wird. Im Yoga Nidra lernen wir, uns Gegensätze gleichzeitig vorzustellen. Die „Enttäuschung“ ist z.B. in einem bestimmten Bereich des Körpers präsent, und „Wohlbefinden“ irgendwo anders. Wir lernen zurückzutreten, um beide gleichzeitig zu empfinden. Unsere Erwartungen zu verleugnen, bringt uns nicht weiter. Wir können immer wieder von vorne anfangen, wenn wir üben, uns unsere Erwartungen bewusst zu machen und Mitgefühl mit uns selbst zu haben. Dabei können wir weder das Ergebnis unserer Handlungen kontrollieren noch wissen, ob die Ergebnisse wirklich positiv oder negativ sein werden. Es gilt die vielen Möglichkeiten zu entdecken, wenn wir nichts erwarten, sondern vertrauen, dass das Leben liebevoll und wohlwollend ist.

 

Nachspüren

Reframing – Perspektivwechsel

Wir können unsere Erwartungen ändern, indem wir die Situation neu sehen. Denk an Begriffe, die du für schwierige Situationen benutzt. Mit einer positiven Formulierung gibst du den Gefühlen Raum. Lasse sie zu. Wer die Begriffe auswechselt, gibt der Situation eine andere Bedeutung, ohne die Realität unserer körperlichen Wahrnehmung abzustreiten. Wenn du enttäuscht bist, nimm es nicht persönlich, bleibe flexibel und akzeptiere, was ist.

 

Gerald Blomeyer, Berlin am 27. Juli 2023

 

Siehe auch:

Wenn Erwartungen enttäuscht werden

 

Image by Gerd Altmann from Pixabay

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