„Wir sind erst sicher, wenn wir sicher sind, dass wir nicht allein sicher sind.“ – Émile Durkheim
„Zugehörigkeit bietet uns die Gewissheit, dass wir nicht allein sind.“ – Naomi Hattaway
„Mut beginnt damit, sich zu zeigen und sich sehen zu lassen.“ – Brené Brown
„Be your own best friend.“ – Jocelyn B. Smith

Das Bedürfnis nach menschlicher Nähe

Jeder will sich zugehörig fühlen, ein Teil von etwas größerem sein. Wir brauchen für unsere Identität sowohl ein „Ich“ als auch ein „Wir“. Dieses Bedürfnis nach Gemeinschaft prägt, wie wir uns verhalten, denken und fühlen. Wir sehnen uns nach intensiven Beziehungen, nach Gesellschaft, nach Liebe, Freundschaft und Loyalität. Gemeinsame Erfahrungen sind eine wichtige Quelle unseres Selbstwertgefühls. Je wichtiger uns eine Gruppe ist, desto mehr kann die Gruppe unsere Persönlichkeit bestimmen. Wer sich nicht zugehörig fühlt, leidet. Um dieses zu vermeiden, versuchen wir oft, uns anzupassen. Manchmal fühlen wir uns einsam, weil wir uns so verhalten, wie wir denken, dass die anderen es haben wollen, obwohl wir von Menschen umgeben sind.

Wer seine Meinung der Zugehörigkeit unterordnet, weiß schließlich nicht wer er ist. Es ist paradox, schreibt die US-Forscherin Brené Brown: „Wer sich bemüht, akzeptiert zu werden, kann sich nie zugehörig fühlen. Wir gehören erst dazu, wenn wir zu uns stehen.“ Wer sich zugehörig fühlt, braucht nicht mit der Welt zu verhandeln. Indem wir uns und die anderen akzeptieren, wie wir sind, fühlen wir uns zugehörig. Wir stehen zu unserer Identität, den Bedürfnissen und Überzeugungen, ohne die Identität eines anderen Menschen herabzusetzen. Andere zu lieben, beginnt indem wir an uns selber glauben. Sich zugehörig fühlen, beginnt also mit dem Satz: „Ich bin bereit, mit mir allein zu sein, wenn es sein muss.“

Wer nach der Bestätigung sucht, nicht dazuzugehören, wird sie immer finden. Unsere Zugehörigkeit wird nicht von außen definiert. Sie ist nichts, was wir mit anderen aushandeln. Wir tragen unsere Bestätigung im Herzen. Wir können sie pflegen, indem wir neugierig und freundlich sind, und indem wir mit der gleichen Leidenschaft zuhören, mit der wir gehört werden wollen. Schließlich ist unser tiefstes menschliches Bedürfnis, von anderen Menschen gesehen und gehört zu werden, von jemand anderem anerkannt zu werden.

Doch wir wollen nicht verletzt werden und schützen unser Herz mit einem Panzer. Dieser Ego-Panzer schirmt uns von anderen Menschen und der Außenwelt ab. Hier bin ich und da ist der Rest der Welt. Das Ego stärkt dieses Gefühl der Trennung, indem es sich über andere Menschen, oder etwas, das gerade passiert, beschwert. Wir sind dann in unseren Gedanken gefangen, die die Stimme in unserem Kopf erschaffen hat.

Mut erfordert, verletzlich zu sein

Wir sind verletzlich, wenn wir jemandem gegenüber offen sind, mit dem wir nicht übereinstimmen. Uns wird beigebracht, mutig zu sein, und dann werden wir alle gewarnt, nicht verletzlich zu sein. Unser Herz ist deshalb zugleich mutig und ängstlich, abenteuerlustig und auf Sicherheit bedacht. Wir können nur lieben oder kreativ sein, indem wir verletzlich sind.

Doch nicht jeder kann ständig ein offenes Herz haben. Die Folge von Traumata ist, dass wir um uns zu schützen, unsere Fähigkeit verlieren, verletzlich zu sein. Wer Unterdrückung, Sexismus, Rassismus erlebt hat, hat keine andere Wahl, als das Haus in einer schweren Rüstung zu verlassen, um sich sicher zu fühlen.

Vertrauen bedeutet Grenzen zu ziehen

Worüber sprechen wir, wenn wir jemandem vertrauen oder nicht? Es bedeutet, den Schmerz anzuerkennen, den andere Menschen durch uns erlitten haben. Um wieder Vertrauen aufzubauen, müssen wir über diese Elemente nachdenken. Wie und wo fangen wir an, wieder Grenzen zu ziehen? Grenzen zu ziehen, ist einfach: Was ist für mich und den anderen OK? und Was ist nicht OK? Wenn wir den Schmerz, den wir verursacht haben, nicht anerkennen, kann es weder eine Entschuldigung noch wiedergewonnenes Vertrauen geben.

Am Montag werden wir Grenzen setzen – eine Kontemplation üben.

Gerald Blomeyer, Berlin 8. Oktober 2021

Bild (c) Pexels from Pixabay

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