„Du bist bereits das, was du werden willst.“ – Meister Lin Chi

„Folge deinem Glück und das Universum wird dir Türen öffnen, wo vorher nur Mauern waren.“ – Joseph Campbell

Aufwachen und erwachsen werden

Als Kind werden wir in die Überzeugungen einer Gruppe von Menschen hineingeboren. Wir lernen, was wir denken sollen, aber nicht wie wir denken könnten. Mehr Informationen machen uns nicht kreativer. Der US-amerikanische Autor Ken Wilber spricht davon, dass wir zur völligen Freiheit von allen persönlichen Grenzen durch Meditation „aufwachen“ können. Doch um ausgeglichen zu sein, müssen wir zugleich auch „aufwachsen“, d.h. unsere emotionalen und mentalen Muster verstehen. Erst die Kombination ermöglicht eine wirkliche Reife.

Der amerikanische Literaturprofessor Joseph Campbell erforschte die Gemeinsamkeiten von kulturellen Mythen. Er entdeckte eine universelle Erzählstruktur, die eine Figur, den Helden, der gegen seine Ängste, Sorgen und Zweifel kämpft. Erst der Glaube an sich selbst und das Vertrauen in die eigene Intuition ermöglichen es ihm, voranzukommen. Die äußere Reise fördert dabei das innere Wachstum und macht ihn bewusster. Diese Transformation ermöglicht, dass er ganz und gar zu sich selbst kommt. Meine neue Podcast „Psyche – Die Legende eines Mädchens, das zur Göttin wurde“ zeigt die drei Teile der mythischen Heldenreise: Die Trennung, Initiation und Rückkehr. Wir sind alle Helden auf der Reise zu uns. Schwierige Zeiten sind positiv, denn sie verändern unsere Sicht der Dinge schneller. Sie fordern uns auf, unser Herz noch weiter zu öffnen.

Das verkörperte Bewusstsein

Wenn wir den Geist im Körper erleben, kommen wir, unabhängig von den äußeren Umständen, nach Hause. Das macht uns friedlich, frei und unabhängig. Dann können wir uns zugehörig fühlen und anderen sogar Halt bieten. Manchmal aber läuft das schief. „Ich habe immer das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Ich bin auf der Suche nach einem Ort, der sich für mich wie ein Zuhause anfühlt.“ Können wir außen emotionale Geborgenheit wirklich finden, wenn wir innerlich unruhig sind? Und überhaupt: Ist dieses „sich zuhause fühlen“ innen, außen oder ist es beides? Ist es vielleicht die Kombination von Körper, Geist und vom Augenblick, der uns geborgen, frei und friedlich macht?

Wo oder was ist dieses „Selbst“, das einen Körper besitzt? Ohne Zunge, ohne Gehirn können wir diese Worte weder denken noch sagen. Ist der Körper vielleicht kein Ding sondern ein Fluss von Sinneserfahrungen, der sieht, hört, schmeckt, riecht, tastet? Wo entsteht ein Geruch oder ein Geschmack? Ist es in der Nase, auf der Zunge oder in den Dingen, die gerochen oder geschmeckt werden? Oder im Gehirn? In allen auf einmal?

Das Bewusstsein ist die Grundlage für jede Erfahrung, auch dafür, dass wir uns als Person erleben. Ohne Bewusstsein können wir weder denken noch etwas mit den Sinnen erfahren. Ein lebendiger menschlicher Körper ist sich bewusst, ein Körper zu sein. Er manifestiert die Kraft der Erde. Wir atmen, essen, scheiden aus, nehmen wahr, fühlen, sprechen im Zusammenspiel mit der Erde. Ohne Luft, Wasser, Feuer, Raum, Erde können wir nicht denken. Mit der Kraft der Aufmerksamkeit wächst unser Vertrauen in die Natur des Gewahrseins und des Seins.

In der Meditation lernen wir, uns zu entspannen und loszulassen. Wir sind präsent, ohne zu urteilen und erlauben dem Bewusstsein die unfassbare Natur des Universums zu erhellen. Das macht unser Herz und unseren Geist leuchtend und frei. Die wahre Natur des Bewusstseins kann nicht begrenzt werden. Sie ist sowohl groß als auch klein, einzigartig und universell. Zu verschiedenen Zeiten nehmen wir alle diese Perspektiven ein. Jeder Moment, in dem wir unsere Verstrickung und Identifikation loslassen, ist selbstlos und frei.

Alle schwierigen Momente ereignen sich im gegenwärtigen Augenblick. Egal was geschieht, es ist anders als das, was wir auf die Zukunft projiziert haben. Angst ist immer nur eine Vorstellung, immer unecht. Kann das, was wir fürchten, jemals so eintreten? Um mit uns im Einklang zu sein, heißen wir deshalb das Unbekannte willkommen. In den Worten von Joseph Campbell: „Wir müssen das Leben, das wir geplant haben, loslassen, um das Leben, das auf uns wartet, zu akzeptieren.“ Dann können wir uns auf die Weite des Bewusstseins und der Liebe einlassen. Und wenn es kompliziert wird, können wir immer zur Einfachheit zurückkehren: Sei dir bewusst, was in diesem Augenblick entsteht, ohne dich daran zu klammern.

Am Montag werden wir die Natur unserer Erfahrungen untersuchen. Wir werden sehen, dass im Bewusstsein, keine Begrenzungen erlebbar sind. Die analytische Meditation Die Reise zu dir zeigt, wie wir zu uns selbst ein nach Hause kommen.

Gerald Blomeyer, Berlin, 21. August 2021

Montag, 23. August 2021
Montag-Meditation jeweils 19 bis 20 Uhr — auf Spendenbasis
Yoga Nidra / Gewahrsein im Liegen, Achtsamkeit und Mitgefühl
Zoom-Meeting ID: 717 8815 3202, Password: 7KKN5K
https://us02web.zoom.us/j/71788153202?pwd=U0dSNTYreGJSZWErSG13cmZ2dXFDdz09

Foto: Amor rettet Psyche, Bertel Thorvaldsen 1810
(c) https://www.museumsyndicate.com/images/4/35607.jpg

 
 
 
 
 

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