„Es ist erstaunlich, wie viel Macht wir unbewusst an ungebetene Gedanken abgeben: ‚Tu dies, sag das, erinnere dich, plane, urteile.‘ Sie können uns ganz schön verrückt machen, und das tun sie auch oft!“ – Joseph Goldstein
„Die meisten Schatten im Leben entstehen dadurch, dass wir in unserem eigenen Sonnenschein stehen.“ – Ralph Waldo Emerson
Sich Sorgen zu machen, ist menschlich. Niemand mag das, es kostet Kraft und macht keinen Spaß. Die Alternative dazu heißt, zu akzeptieren, dass die Dinge so sind, wie sie sind. Wenn wir die Vergangenheit als Teil unserer Geschichte akzeptieren, können wir offen nach vorne schauen. Wir erkennen, dass kämpfen nicht hilft. Indem wir unser „Wollen“ loslassen, entsteht ein Gefühl der Freiheit.
Wir entspannen, um zu entscheiden
Gedanken und Gefühle sind vergänglich, unpersönlich und immer in Bewegung. Doch wir halten uns an einigen Gedanken fest, geben ihnen Bedeutung und bewerten sie. Das wirkt wie ein geistiger Sekundenkleber. Wenn wir aufhören, unsere Gedanken festzuhalten, strömen neue nach, die neue Gefühle mit sich bringen. Unsere Lebenserfahrung ist das Ergebnis unseres Denkens. Die Botschaften des Bauchgefühls sind „vorsprachlich“ und somit schwieriger zu hören. Wenn wir den Kopf, das Herz und das Bauchgefühl in Einklang bringen, vermeiden wir innere Konflikte. Nach nur einer kurzen Meditation können wir die Klarheit und Ruhe finden, nach der wir gesucht haben.
Während meiner acht „Wanderjahre“ in Indien und Nepal lernte ich, mich auf mein Herz und Bauch einzustimmen. Da ich keine Kriterien hatte, um rational zu entscheiden, wohin die Reise gehen sollte, spürte ich im Körper nach. Ich lernte achtsam zu sein und unter die Oberfläche von Gedanken und Ängsten zu tauchen. Das erlaubte mir, die leiseren und subtileren Signale in meinem Herzen und Bauch wahrzunehmen. Das entspannte Gefühl der Offenheit und der Wärme war ein „Ja“, ein Gefühl der Enge oder der Anspannung ein „Nein“. So ließ ich meine Zweifel und Ängste los und öffnete mich vertrauensvoll dem Neuen.
Vertrauen erfordert, dass wir Ego und Gewohnheiten loslassen und eine subtile Verbindung zu einer tieferen Quelle des Wissens herstellen. Für die buddhistische Nonne Ayya Khema ist das entscheidend für unser Glück: „Je mehr wir festhalten, desto schwieriger wird es. Wenn wir lernen, unsere Meinung über uns selbst zurückzustellen, gibt es keine Probleme mehr.“ Wir fragen nicht, „Wo bleibe ich?“, sondern sind im gegenwärtigen Moment zufrieden. Wer erfüllt ist, hängt nicht an flüchtigen Wünschen. Deshalb sollten wir unsere ablehnende oder bejahende Stimmung erkennen, bevor wir sie in Worte fassen. Eine negative Stimmung führt zu negativen Äußerungen. Wer unter starken Emotionen leidet, kann nicht zuhören, denn starke Emotionen vernebeln den Geist.
Um offen zu sein, nehmen wir uns vor, alles achtsam zu beobachten. Bei jeder Tätigkeit beobachten wir, was wir denken und fühlen sowie die Bewegungen des Körpers. Wir erkennen welches Objekt uns klar erscheint, wie wir uns anstrengen, ob wir großzügig und vertrauensvoll sind. Wenn wir versuchen, etwas zu erzwingen, verpassen wir den gegenwärtigen Augenblick.
Folge deinem Herzen und deinem Bauch!
Das Herz fühlt Probleme leidenschaftlich und kreativ. Es sagt: „Ich will“ oder „Ich will nicht“. Dem Herzen zu folgen, fühlt sich gut an, da es kurzfristig auf Emotionen reagiert. Der Bauch ist unser intuitives Gehirn. Es ist die tiefe Stimme, die uns sagt, dass etwas richtig oder falsch ist, ohne uns zu sagen warum. Immerhin stammen achtzig Prozent des Serotonins aus dem Darm: Das ist eine Menge Gefühl! Wenn wir uns selber gut zuhören, können wir uns auch bei anderen einfühlen, deren Perspektiven verstehen und miteinander in Resonanz gehen. Wir beginnen, gemeinsam, über zukünftige Möglichkeiten nachzudenken. Anstatt schnell zu entscheiden, geht es darum, den offenen Geist, das offene Herz und den offenen Willen gleichzeitig zu berücksichtigen. Das macht uns frei, eine Situation als Ganzes zu sehen und aus dieser Perspektive die Zukunft zu schaffen.
Gerald Blomeyer, Berlin, 30. Juli 2021
Wir werden am Montag, 2. August 2021, mit „Mutig handeln“ starten.
Montag-Meditation jeweils 19 bis 20 Uhr — auf Spendenbasis
Yoga Nidra / Gewahrsein im Liegen, Achtsamkeit und Mitgefühl
Zoom-Meeting ID: 717 8815 3202, Password: 7KKN5K
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