Das Leben ist eine Abfolge natürlicher und spontaner Veränderungen. Widerstehe ihnen nicht; das erzeugt nur Kummer. Lass die Realität Realität sein. Lass die Dinge natürlich voranschreiten, wie sie möchten.“ – Lao Tze

 

Die Kunst, die Dinge auf uns zukommen zu lassen

Ist es nicht wunderbar, glücklich zu sein? Doch wenn unser Partner uns nicht richtig sieht, glauben wir, wir hätten nicht genug getan. Leiden ist die tiefste Form der Anhaftung. Es zeigt sich darin, dass wir etwas wollen, von dem wir glauben, dass es uns fehlt. Wenn wir unseren neuen Partner gernhaben, beginnt die Aufregung schon, wenn wir nur an ihn denken. Dies führt zu Tagen voller obsessiver Fantasien. Schon in dieser köstlichen Vorfreude verbirgt sich eine mögliche Unzufriedenheit. Ähnlich wie eine Person, die sich darauf freut, Schokolade zu verschlingen, treibt uns der emotionale Hunger an, etwas zu bekommen. Wenn er befriedigt ist, sehnen wir uns danach, diese herrliche Erfahrung zu wiederholen. Wir erwarten ungeduldig, erneut befriedigt zu werden, und hoffen so, den Schmerz der Unzufriedenheit zu lindern. In diesem Augenblick nicht anzuhängen bedeutet nicht, dass wir unseren Appetit auf ein schönes Abendessen aufgeben müssen, sondern dass wir uns nur auf diesen Augenblick einlassen. Es ist wie bei einem Rad, dessen Achse zu fest sitzt. Es hakt. Das Rad läuft wieder, wenn wir die Achse etwas lockern. Aber nicht so sehr, dass es wackelig wird. Das ist ein Mittelweg, den wir akzeptieren können.

 

Lass das Gute wachsen

Gewöhnlich geschieht das Leben, das wir betrachten, irgendwo draußen. Meist wissen wir nicht, was in unserem Geist vor sich geht. Wir sind damit beschäftigt, durch die äußere, scheinbar reale Welt zu navigieren. Wenn wir nachts nicht schlafen können, denken wir, unser Geist spiele verrückt. Aber wir wissen, dass uns diese Gedanken immerzu beschäftigen. Wir waren nur so auf die äußere Welt konzentriert, dass wir nicht auf sie geachtet haben. Begegnen wir ihnen im Dunkeln, gibt es nichts, was uns ablenkt. Nur wenn extrem unglückliche oder schöne Dinge passieren, schauen wir nach innen, auf das, was wir fühlen. Doch der Geist ist die Essenz dessen, was wir sind. Was in unserem Geist vor sich geht, ist die Quelle unseres Glücks oder unseres Leids. Wir können lernen, uns von Dingen oder Gefühlen wie Eifersucht, geringem Selbstwertgefühl, Angst und Ego zu lösen. Wir können wählen, ob wir weniger wütend, depressiv und elend sein wollen oder freundlicher, liebevoller und weiser.

 

Die Lebenskraft erleben

Im Yoga-System strömt die subtile Windenergie (Prana) durch unseren Körper. Das Physische zeigt, was im Geist vor sich geht. Wenn wir wirklich wütend sind, ist es, als ob unser Atem in einen Sturm gerät. Wir spüren die Gefühle körperlich. Der Anlass dafür sind die Geschichten, die unser Geist uns erzählt. Tut uns eine Geschichte weh, wollen wir den Schmerz nicht ertragen. Denn wir sind uns nicht der wirklichen Ursache bewusst. Es erfordert Mut, zu erkennen, dass nichts in Stein gemeißelt ist. Wir können lernen, unseren Geist, unsere Gedanken und Gefühle in Ruhe zu entwirren, wenn wir uns sicher fühlen wollen und den Wandel willkommen heißen.
Am Montag üben wir die Meditation „Auf dem Verlangen surfen“ siehe auch auf Youtube „Was ist Drang-Surfen?

 

Nachspüren

Um im Körper anzukommen, beobachte für eine Minute, wie er von selbst atmet. Er atmet ein, und du weißt, dass er einatmet. Er atmet aus, und du weißt, dass er ausatmet. Kannst du den Atem im ganzen Körper spüren? Sei neugierig, was geschieht.

 

Gerald Blomeyer, Berlin am 4. März 2024

 

 

Photo by Alex Bertha on Unsplash

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