Der Schrei, den wir tief in unserem Herzen hören, kommt von dem verletzten Kind in uns. Die Heilung des Schmerzes dieses inneren Kindes ist der Schlüssel zur Transformation von Wut, Traurigkeit und Angst.“ – Thich Nhat Hanh

Lieben besteht nicht darin, bloss die Stärken des anderen zu bewundern, sondern sie fordert auch Grosszügigkeit gegenüber seinen Schwächen.“ – Alain de Botton

 

Du ähnelst deinem Vater / deiner Mutter.

Alles, was wir erleben, beeinflusst unser Gehirn. Unser Denken und Handeln wird von Erinnerungen geprägt, die meist unbewusst sind. Psychologen bezeichnen unsere Kindheitseindrücke  als „Geister in der Führungsetage“. Sie prägen die neuronale Architektur unseres Gehirns und beeinflussen so alle Aspekte unseres Handelns. Die Werte, die in unserer Familie verankert waren, und die soziale Struktur unseres Aufwachsens spiegeln sich in unserer Identität wider. Die Geheimnisse, Grenzen und Rollen, die in unserer Familie existierten, prägen uns genauso wie die Kommentare, mit denen wir uns damals identifizierten. Diese Elemente sind miteinander verflochten. Die Arbeit von Carl Jung zielte darauf ab, das Unbewusste bewusst zu machen, um frei handeln zu können. Um uns tiefgreifend verändern zu können, ist es entscheidend, die Wurzeln unseres Verhaltens zu verstehen.

 

Die Muster unserer Glaubenssätze

In jeder Familie existieren Geheimnisse, ob es sich um Alkoholabhängigkeit oder sexuelle Orientierung handelt. Oft wird darüber nicht gesprochen, weil sie Schamgefühle hervorrufen können, und diese beeinflussen unsere Identität. Familien haben unterschiedliche Dynamiken – von offenen Häusern, in denen jeder willkommen ist, bis hin zu streng geplanten Treffen, bei denen nur Eingeladene willkommen sind. Das prägt unser Verhalten und unsere Fähigkeit, in einer spontanen Welt zu agieren. Rollen in der Familie können ebenfalls tiefgreifende Auswirkungen auf unsere Identität haben. Wenn wir als Kinder versucht haben, zwischen streitenden Eltern zu vermitteln, ist es schwer, ein gesundes Verhältnis zu unseren Gefühlen zu entwickeln oder mit Frustration und Ärger klar zu kommen.

 

Wir können uns neu ausrichten

Dank der Neuroplastizität unseres Gehirns können wir unser Leben neu ausrichten. Handeln ist dabei essenziell, um positive Veränderungen herbeizuführen. Uns des Unbewussten bewusst zu werden, bildet den Grundstein für diesen Prozess. Es hilft, alte Geschichten und Identitäten loszulassen und klar zu erkennen, was wir wirklich wollen und wie wir es erreichen können. Entscheidend ist es, auf Veränderungen bewusst und aktiv zuzugehen. Wir meditieren, um das zu entwurzeln, was die buddhistischen Lehren Samskaras nennen. Das sind die geistigen Eindrücke und Erinnerungen, die durch kindliche Traumata psychologisch unseren Geist prägen. Zur Heilung eines verletzten inneren Kindes muss dessen Schmerz gehört werden. Wie der amerikanische Coach Tony Robbins sagt: „Heile den Jungen, und der Mann wird erscheinen.“

Nachspüren

Werde dir der Gedanken bewusst, die den Herz-Geist berühren. Nimm sie wahr, ohne dich mit ihnen zu identifizieren. Atme tief ein, dehne die Atmung im ganzen Körper aus und atme dann aus. Bei mehrfacher Wiederholung, beginnen sich die Gewohnheiten abzuschwächen.

 

Gerald Blomeyer, Berlin, Mitte Januar 2024

 

Bild Francisco de Goya: „Der Traum der Vernunft gebiert Ungeheuer.“ (picture-alliance / akg-images)

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