„Liebe ist nicht das, was wir werden, sondern das, was wir schon sind.“ – Stephen Levine
„See me, feel me. Touch me, heal me.“ — The Who, rock opera Tommy, 1969
Berührung empfinden, hilft für einen Augenblick loszulassen. Eine Anleitung.
Angst oder Schmerzen fühlen sich unangenehm an. Sie isolieren uns und machen Druck. Neulich legte ich meine warmen Hände auf mein Gesicht und streichelte es sanft. Mein Körper reagierte auf die Wärme und Fürsorge. Der Druck im Körper und Geist fiel ab. Ich fühlte mich getröstet, entspannt und spürte mich als Ganzes. Mich selbst so wahrzunehmen, half mir, mich mit anderen zu verbinden und sie willkommen zu heißen. „Gut zu leben beruht auf der einfachsten aller Handlungen: der menschlichen Berührung,“ sagt der amerikanische Psychologe Dacher Keltner. In der neuen Yoga-Nidra-Meditation Auf die Liebe einlassen reiben wir deshalb zu Beginn die Hände und legen sie auf das Gesicht. Anstatt zu denken, fühlen wir. Laut der führenden Psychogin auf dem Gebiet des Selbstmitgefühls, Kristin Neff, gehen wir liebevoller und zärtlicher mit uns um, wenn wir uns selbst körperlich umarmen, streicheln und physisch trösten. Im Zustand der Harmonie und Entspannung ist es einfach, uns mit allem verbunden zu fühlen und alles, wie es ist, anzunehmen.
Körperlich zu entspannen, unterstützt das Meditieren
Wenn Teile unseres Körpers angespannt sind, geht unsere Aufmerksamkeit dorthin. Wer herumrutscht oder sich unwohl fühlt, kann sich schwerer konzentrieren. Die körperliche Entspannung minimiert diese Ablenkungen und aktiviert das parasympathische Nervensystem. Dies senkt die Herzfrequenz und den Blutdruck sowie den Druck im Geist. Wir verbinden uns mit körperlichen Empfindungen, was ein tieferes Selbstbewusstsein fördert. Entspannt können wir tiefer atmen, was dazu beiträgt, den Geist weiter zu beruhigen. Yogaübungen bereiten den Körper auf die Meditation vor, indem die Muskeln gelockert und gedehnt werden. Auch die progressive Muskelentspannung oder Streckübungen helfen, körperliche Spannungen abzubauen. Im Yoga sind Körperausrichtung und Haltung wichtig. Das hilft, eine aufrechte und bequeme Stellung während der Meditation einzunehmen. Die Übungen und Atemtechniken helfen uns, den Stress zu reduzieren. Das gleicht den Energiefluss im Körper aus, was uns erdet und zentriert. Ist der Körper entspannt, signalisiert das dem Geist, dass es an der Zeit ist, auch geistige Spannungen loszulassen.
Das offene Herz ist geprägt von Wärme, Großzügigkeit und Fürsorge
Mit einem flexiblen Körper und Geist fühlen wir uns harmonisch und ausgeglichen. Dieser ganzheitliche Ansatz hilft uns, auch einen flexibleren Lebensstil zu führen, was unsere Gesundheit und Wohlbefinden fördert. Ein offener Geist ist empfänglich und bereit, neue Ideen anzunehmen. Wir werden toleranter und mitfühlender. Im Buddhismus gelten Herz und Geist als eins. Das Herz-Geist (Sanskrit citta) ist unser Zugang zum Bewusstsein. Aus einer nicht-dualen Perspektive verbindet unser Herz das Persönliche mit dem Universellen. Wenn unser Herz und Verstand zusammenarbeiten, können wir unsere tiefsten Wunden mit einer herzlichen Liebe begegnen. Liebe kennt weder Grenzen noch Vorlieben. Der größte Schatz im Leben ist die Liebe. Erfüllt zu leben bedeutet, dass ich mich im Alltag, von Augenblick zu Augenblick, mit den Menschen, mit denen ich arbeite, meinem Partner und meinen Freunden verbinde. Ich empfinde keine Trennung, sondern bewahre das Gefühl, ein Teil des Ganzen zu sein.
Eine Serie zärtlicher Berührungen wird die Meditation „Achtsames Berühren“ am Montag einleiten.
Nachspüren
Streichle für mindestens zwanzig Sekunden zärtlich deine Arme oder Wangen. Lege die rechte Hand in die linke Achsel, die linke in die rechte. Versuche dich herzlich zu umarmen. Oder wiege dich sanft. Spüre nach, ob dein Körper sich nach der Berührung wärmer, weicher, ruhiger anfühlt.
Gerald Blomeyer, Berlin am 26. Oktober 2023
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