Erlaube jede Störung von außen oder innen dich tiefer nach innen zu ziehen. Lass deinen Geist mit dem Energiekörper verschmelzen und über die Grenzen von Körper und Geist hinausgehen. Der Verstand verlagert sich nun vom Denken und Tun zum Fühlen und Sein.“ – Liam Gillen


Das Archimedische Prinzip

Die Legende erzählt von Archimedes, der, in der Badewanne entspannend, das spezifische Gewicht einer goldenen Krone entdeckte. „Eureka“ (ich habe es gefunden!) soll er laut gerufen haben. Einige Studien legen nahe, dass Tagträumen uns unglücklich macht, weil wir uns nicht auf das konzentrieren, was um uns herum ist. Eine Studie im Journal Neuropsychologica hingegen zeigt, dass Menschen, deren Gedanken am meisten wandern, besser in den Tests zur intellektuellen und kreativen Fähigkeit abschnitten. Tagträumen scheint sich zu eignen, um neue Lösungen für alte Probleme zu entwickeln. Doch unser Geist schweift, bewertet und verlangt nach mehr. Wir gehen nicht in die Ruhe sondern lassen uns ständig ablenken. In buddhistischen Lehren spricht man deshalb vom unruhigen, umherirrenden Geist als der Ursache für Ablenkungen. Was tun? In der griechischen Mythologie sind Sirenen menschenähnliche Wesen deren Gesänge uns anlocken. Sie verleiten sie uns, unser Schiff zu nahe an die lebensgefährlichen Klippen zu steuern. Als Odysseus die Sirenen hörte und vom Kurs abkam, ließ er sich an den Mast binden und befahl seiner Mannschaft, sich die Ohren zuzuhalten. Ach, täten wir das doch, wenn unser Handy piept. Wir können das Klingeln nicht verhindern, aber wir können unsere Reaktion darauf ändern.


Wovon und warum lenken wir uns ab?

In der Meditation üben wir achtsam, ruhig und gelassen zu werden. Unser Geist wird stabiler, unsere Konzentration besser. Wir reagieren anders auf äußere Ablenkungen, entdecken weitere Zerstreuung und können erkennen, was hinter dieser anhaltenden Ruhelosigkeit steckt. Ablenkung ergreift uns und wirkt destabilisierend, wenn wir unsere schweifenden Gedanken auf äußere Reize und Gefühle richten, anstatt auf das, was wirklich von Bedeutung für uns ist. Doch wir brauchen Ablenkungen, um die Welt zu begreifen, unser Denken anzuregen, und uns zu unterhalten. Denn es geht weder darum, Ablenkungen und Unterhaltungen zu beseitigen, noch unser altes Selbst zu verbessern. Die Meditation demaskiert und hilft uns zu erkennen, wer wir sind. Sie hilft, zu fühlen, was wir fühlen, und zu sehen, was wir sehen, ohne daran anzuhaften. Vielleicht fühlen wir uns unsicher, wenn wir erkennen, dass wir vom Prozess der Ablenkung abhängig sind und vor allem, dass dieser jederzeit zusammenbrechen kann. Um den Geist zur Ruhe zu bringen, gilt es das Ziehen und Schieben der Emotionen zu beenden und unsere Ablenkungen und Unterhaltungen zu beseitigen.


Ohne Ablenkung keine Einsicht?

Die Praxis des Schweigens wird als Grundstein der Kontemplation angesehen, als Voraussetzung für alle Weisheit. Das Gehirn ist vielleicht am kreativsten, wenn es umherschweift. Das ist ein aktiver Zustand, sogar noch aktiver als beim gezielten Denken. Ein ruhiger Geist kann einen wandernden Geist ergänzen; Ablenkungen und Weisheit können Hand in Hand gehen. Die Ablenkungen können zu unserem besten Lehrer werden, indem sie abrupt unsere Ansprüche durchbrechen, und wir sehen, wie oft wir nicht bei der Sache sind. Sie können willkürlich auftreten, uns ärgern, frustrieren oder, wie ein guter Lehrer, uns anspornen. Jedes Mal, wenn eine Ablenkung auftaucht, entsteht die Chance, zu dem vorzudringen, was dahinter liegt. Sich vollständig auf etwas einzulassen erfordert, dass wir unseren Schmerz und unsere Enttäuschung annehmen. Es gibt nichts, woran wir uns festhalten können. Indem wir das annehmen, beginnen wir, uns zu entspannen. Die endlosen Ablenkungen erscheinen im grenzenlosen Raum des Bewusstseins. Anstatt uns gewohnheitsmäßig von der Herausforderung abzulenken, begegnen wir unserer eigenen Weisheit.


Nachspüren

Es ist natürlich, dass unser Geist wandert und unser Denken erweitert. Gönne dir gelegentlich eine Auszeit, in der du deinen Gedanken erlaubst, frei zu wandern. Dazu braucht das Gehirn Ruhe. Vermeide anregende Dinge wie digitale Bildschirme, nimm eine positive Grundhaltung ein und lasse deine Gedanken tagträumen. Das hilft dem Unterbewusstsein, neue Verbindungen zu knüpfen, und entspannt das Gehirn.


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Gerald Blomeyer, Berlin am 21. Oktober 2023

 

Image Aspekte Magazin

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