„Alles bewegt sich fort und nichts bleibt.“ – Heraklit

„Es bewegt sich alles – Stillstand gibt es nicht!“ – Jean Tinguely

„Wenn Beschleunigung das Problem ist, dann ist Resonanz vielleicht die Lösung.“ – Hartmut Rosa


Interaktionen erzeugen Resonanz

Menschen synchronisieren sich auf verschiedene Weisen. Unbewusst passen wir unsere Schritte an, wenn wir zusammen gehen. In Gesprächen spiegeln wir die Körperhaltungen und Gesten des anderen wider. Unser Herzschlag synchronisiert sich, wenn wir gemeinsam Filme anschauen, im Chor singen oder mit einem geliebten Partner kuscheln. Unsere Hirnrhythmen synchronisieren sich, wenn wir mit anderen zusammenarbeiten oder identische Aufgaben gleichzeitig ausführen. Diese Resonanz schafft ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und erweitert unser Bewusstsein. Wir können uns als Paar, Team oder Gemeinschaft erleben. Der amerikanische Arzt Dr. Dan Siegel sagt: „Wenn wir eine Tätigkeit lieben, verbinden wir uns mit ihr.“ Diese Verbundenheit entsteht, indem wir die Filter aufheben, die die Illusion der Trennung erzeugen. Nichts existiert für sich allein oder hat eine endgültige, feste Identität. Wir verändern uns, wenn wir anderen Menschen begegnen oder sich die Umstände ändern.

Resonanz und Entfremdung – zwei Seiten einer Medaille

Für den Jenaer Soziologieprofessor Hartmut Rosa ist ein „gelingendes Leben“ von „resonanten“ Beziehungen geprägt, die uns erfüllen. Wechselseitiges „Einschwingen“ verbindet uns und ermöglicht es uns, gemeinsam authentisch zu handeln. Das Gegenteil von Resonanz ist Entfremdung, die als Folge der sozialen Beschleunigung in der modernen Gesellschaft entsteht. Resonanz begegnet der Welt positiv, während Entfremdung Gleichgültigkeit oder Ablehnung schafft. Schränkt eine Gesellschaft die Möglichkeiten zur Resonanz ein, entstehen Depression und Burnout. Die Lösung liegt nach Hartmut Rosa nicht nur darin, das Leben zu entschleunigen, sondern auch darin, zusammenzuleben, so dass wir wachsen und kreativ sein können. Unser Ego macht es uns nicht leicht, uns auf die Resonanz einzulassen. Im Alltag geht es deshalb darum, ein Gleichgewicht zwischen resonierender Nähe und selbstbezogener Ferne zu schaffen.

„Ich fühle deinen Schmerz“

Mitgefühlsmeditationen helfen, unsere Selbstbezogenheit und Isolation aufzulösen. Wir üben Mitgefühl, indem wir erkennen, dass wir mit unserer Erfahrung des Leidens nicht allein sind. In der Meditation entwickeln wir zunächst Empathie. Wir erkennen, wenn wir selbst oder jemand anderes leidet, und nehmen wir den Schmerz wahr. Mitgefühl ist eine reaktive Resonanz, wenn wir unseren Schmerz oder den eines anderen spüren und das Gefühl haben, helfen zu wollen. Wenn wir uns für andere öffnen, sollten wir auch an die Liebe zu uns selbst denken. Wir können uns erschöpft und ausgebrannt fühlen, wenn wir uns nicht um unsere eigenen Bedürfnisse kümmern und unsere eigenen Grenzen respektieren. Ein erster Schritt, um Mitgefühl zu üben, besteht darin, es auszuprobieren. Wie der kürzlich verstorbene Zen-Meister Thich Nath Hanh zum Thema der gegenseitigen Abhängigkeit sagte: „Je mehr wir verstehen, desto mehr lieben wir; je mehr wir lieben, desto mehr verstehen wir. Es sind zwei Seiten derselben Wirklichkeit. Der Geist der Liebe und der Geist des Verstehens sind ein und dasselbe. Am Montag werden wir „Mitgefühl – Das Licht der Liebe“ üben.

Nachspüren

Mache dir bewusst, ob du dich auf dich selbst oder andere konzentrierst. Lasse den gestrigen Tag Revue passieren. Schau dir Episode für Episode an. Entdecke die Vielzahl noch nicht genutzter Möglichkeiten, um positive Resonanz zu schaffen. Lasse dich dazu inspirieren, heute mehr dieser Gelegenheiten zu nutzen.

Gerald Blomeyer, Berlin im Oktober 2023

 

Vertiefung: Die dunkle Seite der Empathie mit Gerd Scobel, Tania Singer und Hartmut Rosa bis 05.10.2028

 

Image by Mike Lewinski on Unsplash

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