Die Stimmung ruft kognitive Verzerrungen hervor, die sich auf die mit den Emotionen verbundenen Bewertungen auswirken.“ – Paul Ekman

Dankbarkeit ist das Gegenmittel für schlechte Laune. Man kann nicht gleichzeitig mürrisch und dankbar sein.“ – Oprah Winfrey

Wohin eine Stimmung geht, folgt das Denken. Das Denken reagiert auf unsere Stimmungen, ohne dass ein Ende in Sicht ist. Weisheit hingegen, beruhigt den Geist.“ – Ajahn Chah

Stimmungen beeinflussen unsere Entscheidungen

Stimmungen sind eher unsere langfristigere emotionale Verfassung, während die Launen eher die kurzfristigen Gefühlsschwankungen beschreiben. Beide spielen eine Rolle bei der Bestimmung unseres emotionalen Zustands. Stimmungen sind durchsichtig, wie ein feiner Nebel. Auf dem ersten Blick verschmelzen sie mit dem Hintergrund. Deshalb ist es schwierig, ihre Auslöser auszumachen. Sie zu erkennen erfordert ein Nachspüren mit entspannter Achtsamkeit, als ob wir Musik hören. Stimmungen sind auch mächtig. Sie bestimmen, wie wir etwas erleben. Fühlen wir uns traurig, wütend oder deprimiert, empfinden wir auch den schönsten Ort als schlecht. Sind wir hingegen frisch verliebt, kann die schlimmste Situation etwas Positives haben. Was uns zuvor als unausweichlich erschien, wird plötzlich unmöglich, während das Unvorstellbare zur Realität wird. Als diffuses, allgemeines Gefühl verändern Stimmungen unsere Wahrnehmung von Raum und Zeit. Sie bestimmen unseren Eindruck davon, was auf dem Spiel steht. Je schneller wir sie erkennen, desto geringer ist ihre Macht. Erkennen wir sie nicht, werden sie zu unbewussten Filtern unserer Erfahrungen. Stimmungen können stunden- oder tagelang anhalten, während Launen kürzer und intensiver sind. Studien zeigen, dass sie mit Erwartungen entstehen: Bei schlechter Laune haben wir mehr von einer Situation, bei guter, weniger erwartet.

Absichten beeinflussen Stimmungen und umgekehrt

Stimmungen und Absichten sind auf vielfältige Weise miteinander verbunden. Menschen mit einer positiven Stimmung neigen eher dazu, ihre Freude zu teilen, anderen zu helfen und Risiken einzugehen. Negative Stimmungen können dagegen dazu führen, dass wir Rachegefühle hegen, uns zurückziehen, depressiv werden oder aggressiv reagieren. Wer sie erkennt, kann sie verändern. Wenn wir uns jedoch zu sehr darum bemühen, unsere Stimmung zu analysieren, verlassen wir den Zustand Fühlens. Wir beginnen, über uns selbst nachzudenken, was zu einem Gefühl des „Ich“ führt. Oft kehren Gedanken wieder, wenn wir das Gefühl, das sie antreibt, nicht vollständig erkannt haben. Wenn wir genau hinschauen, können wir das subtile Gefühl erkennen, dass unsere Planung etwa von Angst begleitet wird. Indem wir die Angst anerkennen, brauchen wir nicht länger im Außen suchen. Der Verstand kommt zur Ruhe, und wir erkennen, was wir erleben: Wenn dieses Gefühl aufkommt, ist der Geist so; wenn diese Stimmung erscheint, ist er so. Es ist alles unbeständig, unbefriedigend und nicht persönlich. Auch in der Meditation wird es wieder auftauchen. Wir beobachten, was der Geist wirklich ist. Frei von einem festen Ich, lösen sich Zustände wie Wut oder Anhaftung auf. Das tut gut.

Erwartung und Empathie

Wir verstehen die Welt nicht, indem wir logisch über sie nachdenken, sondern wir machen uns ein Bild und interagieren physisch mit ihr. Wenn wir eine Tasse anschauen, werden die Gehirnregionen aktiviert, die zum Greifen benötigt werden, auch wenn wir nicht handeln. Wir erkennen eine Tasse und verstehen, wofür sie verwendet werden kann. Das Objekt wird Teil unseres erweiterten Geistes. Wenn wir etwas wahrnehmen, entsteht automatisch eine „Handlungsbereitschaft“. Ähnliches gilt für die Empathie. Wenn sich jemand mit dem Zeh an einem Stuhlbein stößt, zucken wir zusammen. Wenn wir jemanden lachen, weinen oder wütend sehen, empfinden wir es im Geist und Körper. Das erklärt, warum ein Alkoholiker beim bloßen Anblick einer Flasche Wein rückfällig werden kann. Wir warten nicht passiv darauf, dass sich die Ereignisse entfalten. Der Körper bereitet sich vor, um zu handeln. Ängste und Stress sind Ausdruck eines Körpers, der sich auf eine Aktion vorbereitet. Depression und Erschöpfung sind Ausdruck eines Körpers, der sein Budget aufgebraucht hat . Wir können das Bedürfnis zu handeln loslassen, indem wir unsere Stimmung anerkennen und akzeptieren. Wie Mark Williams and Danny Penmans in ihrem Buch Deeper Mindfulness empfehlen, sollten wir innehalten und den Gedanken pflegen: „Es ist in Ordnung, dass ich das nicht mag. Im Augenblick ist kein Handeln erforderlich.“

Nachspüren

Um uns zu versichern, ob Stimmungen wirklich da sind, schlägt der amerikanische Meditationslehrer Joseph Goldstein vor, mehrfach am Tag entspannt nachzuspüren: „Welche Stimmung ist jetzt im Geist vorhanden? Ist sie gereizt oder ängstlich, begeistert oder skeptisch?“ Anstatt uns anzustrengen, sollten wir uns den Stimmungen öffnen und bewusstwerden, dass sie Teil der vorbeiziehenden Show im Geist sind. Wähle: Welche Stimmung möchtest du jetzt spüren?

 

Gerald Blomeyer, Berlin, September 2023

 

Photo by Nik on Unsplash 

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