Die Intuition sagt dem denkenden Verstand, wo er als nächstes suchen soll.“ – Dr. Jonas Salk (1914-1994), Erfinder des Polioimpfstoffs

Körper = Gehirn: „Dein verteiltes Gehirn reicht bis zu deinen Fingern und Zehen. Dein Körper hilft dir, auf die Welt zu reagieren.“ – Dr. Amanda Blake, Your Body is Your Brain 

Euren Geist anzuhalten, bedeutet nicht, die Aktivitäten des Geistes einzustellen. Es bedeutet, dass euer Geist den ganzen Körper durchdringt.“ – Shunryu Suzuki, Zen Meister



Physiologische Intelligenz

 

Wir können schnell entscheiden, stellte der Neurowissenschaftler Antonio Damasio fest, indem wir unser Bauchgefühl nutzen. Wir haben viele Erfahrungen  v e r k ö r p e r t. Der Zusammenhang zwischen Sensomotorik und Erkennen nimmt im Laufe des Erwachsenenalters zu. Wir tippen, ohne auf die Tastatur zu schauen, fahren Fahrrad oder telefonieren und trinken gleichzeitig einen Tee. Weil unser Körper am Lernprozess beteiligt war, vergessen wir nie, wie man Fahrrad fährt. Wir haben Empfindungen und Bewegungen im „Gefühlsgedächtnis“ gespeichert, das sich vom visuellen, informativen Gedächtnis unterscheidet. Gehirn und Körper sind durch das Immunsystem verbunden. Sind neuromuskuläre Muster (Gefühlsgedächtnis) vorhanden, fühlen wir uns sicher und handeln spontan, als ob wir uns an nichts erinnern. Im Yoga, insbesondere im Yoga Nidra, gilt es diese Fähigkeit bewusst zu nutzen. Das sankalpa, das oft mit Absicht oder Herzenswunsch übersetzt wird, hilft uns, unsere Ziele im Körper zu fühlen. Die Forscherin an der Stanford Universität, Kelly McGonigal, sagt, dass das Sankalpa uns an unsere wahre Natur erinnert, die darauf wartet, gesehen, gehört und verkörpert zu werden. Einen Herzenswunsch zu formulieren, wirke wie ein Samen, der in der Praxis genährt wird. 



Gewissheit verkörpern

 

Wir sind Zauberer, denn wir können etwas Schönes aus dem Nichts erschaffen. Unsere Eingebungen fühlen sich zunächst wie ferne Möglichkeiten an. Indem wir unserem Körper erlauben, sie zu fühlen, können wir ihr Potenzial manifestieren. Anstatt von der Idee zur Handlung überzugehen, spüren wir körperlich, wie sich unser Traum anfühlt, wenn er erfüllt ist. Wir verkörpern das Gefühl dessen, was wir wollen, erlauben unserem Körper, es in unseren Knochen zu spüren. Unsere Begeisterung kann dann die Menschen und Umstände anziehen, die wir brauchen, um den Traum zu verwirklichen. Wir kontrollieren sie nicht sondern lassen sie zu, denken weniger und fühlen mehr. Spielerisch erforschen wir das Unbekannte, entdecken und konkretisieren unseren Traum und lenken die geistige Energie auf den Körper um. Indem wir unsere Sinne anders nutzen, verändert sich sowohl die Art, wie wir unsere Realität erleben, als auch wie wir auf andere wirken. In der Meditation visualisieren wir, um unsere Erfahrung zu vertiefen. Wir stellen uns unseren Tod vor, um das Bewusstsein für unsere Sterblichkeit zu schärfen. Wir stellen uns Buddha, Christus oder Maria vor, um unsere Herzen für Liebe und Mitgefühl zu öffnen.



Achtsamkeit reduziert Stress, Visualisierung schafft lebendige Realität

 

Wir kennen das Gefühl, morgens aufzuwachen und uns auf den ersten Schluck Kaffee zu freuen. Wir sind emotional mit dieser Erfahrung verbunden und erschaffen so unsere Realität. Unser Gefühl ist die Energie, dem Körper und Geist folgen. Das Bewusstsein durchdringt jede Zelle des Körpers. Tibetische Buddhisten aktivieren ihren Geist, indem sie sich selber als Buddha empfinden. Zur Vorbereitung erklären viele Texte den Prozess, bei dem wir uns die Energie als Meditationsgottheit vorstellen, die uns segnet. Wir können auch die Zukunft visualisieren, bei der unser Körper anstatt aus Fleisch, Blut und Knochen, als bewusste Energie oder göttlich erscheint. Das Visualisieren vieler Elemente und Prozesse verbessert unsere kognitiven Fähigkeiten. Doch es fordert uns heraus, Körper, Stolz und unsere Umgebung ständig als göttlich zu empfinden. Der tibetische Meditationsmeister Geshe Tashi Tsering sagt: „Uns selbst als Gottheit vorzustellen und göttlichen Stolz zu fühlen, bringt das Ergebnis in die Praxis: Wir fühlen, dass wir bereits jetzt das sind, was wir eines Tages sein werden.“ Der tantrische Buddhismus arbeitet mit den Energien des Körpers, die im Herzen aufgelöst werden, ähnlich wie beim Zeitpunkt des Todes. Die Vorwegnahme der Zukunft ist die Alternative zur Gewohnheit, Bekanntes zu bestätigen. Um mit dem Gewohnten zu brechen, müssen wir freundlich und geduldig mit uns selbst umgehen und bereit sein, das Unbekannte willkommen zu heißen.

 

Gerald Blomeyer, Berlin 20.01.2023

 
Mini-Übung zum Körpergedächtnis

Wir können nur im Augenblick etwas erleben. Erinnern wir uns an etwas, können wir es jetzt im Körper spüren.

Enge – Furcht, Sorge, Ärger
Denke an eine Situation, in der du dich über etwas aufgeregt hast. Wo warst du? Was hast du gehört und gesehen? Wo im Körper hast du es am stärksten gefühlt? Lege deine Hand an die Stelle. Was bewirkt das bei dir? Hast du den Impuls, den Körper aus der Enge zu bewegen?

Weite – Freude, Staunen, Vertrauen
Erinnere dich an eine Situation, in der du kreativ warst, dich stark, kompetent und begeistert gefühlt hast. Spürst du Selbstvertrauen oder Vorfreude? Was ist passiert und wer war bei dir, in diesem Augenblick? Konntest du etwas riechen oder schmecken? Nimm wahr, was im Körper vor sich geht. Lege deine Hand auf die Stelle, wo du das stärkste Gefühl empfindest.

 

Photo by Sébastien Goldberg on Unsplash

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