„Ich möchte Liebe und Freude empfinden. Ich möchte mich jeden Moment eines jeden Tages so wohl fühlen, wie ich mich noch nie zuvor gefühlt habe, und ich möchte bei allem, was ich tue, inspiriert sein.“ – Michael A. Singer, Living Untethered

 „Nur wenn wir dem Leben aus dem Unbekannten heraus begegnen – und das ist es, was Stille wirklich ist, ein offenes Unbekanntes -, können wir wirklich auf das hören, was wahr ist. Und nur die Wahrheit kann uns befreien.“ – Amoda Maa, Falling Open in a World falling Apart


Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper


Unsere Herzenswünsche sind meist nach außen gerichtet. Wir wollen etwas, das uns befriedigt, wir streben nach Glück, Reichtum, sozialem Status oder sehnen uns nach romantischer Liebe und guten Gefühlen. Diese Dinge sind jedoch nie von Dauer, denn alle Erlebnisse, Gedanken und Gefühle kommen und gehen. Wie wollen wir da glücklich sein, ein Leben voller Liebe und Freude leben? Neulich war ich auf Mallorca. Mein Freund Christer fragte mich: „Was willst du wirklich?“ Ich ging tiefer vom Tun ins Sein und suchte nicht nach einer schnellen Antwort. Irgendwann erschien in der Stille meines Herzen der Wunsch: „Ich will einen starken Körper haben, so fit sein, wie vor acht Jahren.“ Das hat mich erstaunt, doch meine Einsicht war, dass nur dann mein Geist auch klar sein kann. Ich war begeistert. Die Energie und die Ideen begannen zu fließen.

 

Auf die Stille hören

Wir begegnen der Realität, indem wir zuhören. Versuchen wir hingegen, ein Problem sofort zu lösen oder einen Schmerz auszulöschen, können wir nicht in die Weite des Bewusstseins eintauchen. Nur indem wir präsent sind, müssen wir nicht dem ausweichen, was da ist oder etwas reparieren. Wir können unsere selbstsüchtige Position aufgeben, die glaubt, die richtige Lösung zu kennen. Anstatt zu urteilen, heißen wir alles mit Mitgefühl willkommen. Hören wir jemandem offen zu, können wir ihm von Herz zu Herz begegnen. Wir hören uns selber, einander und der Welt zu und lassen uns auf die Stille ein. Wer tief zuhört, kann das eigene Unbehagen spüren. Indem wir es annehmen, transformieren wir die Situation und begegnen uns, einander und der Welt neu. Echte Beziehungen entstehen aus der offenen Stille.

 

Präsenz – der Weg zur Ganzheit

Wir müssen nichts tun, um präsent zu sein. Wer bereit ist, sich in den bodenlosen Grund der Gegenwart fallen zu lassen, verändert sich von innen heraus. Das „kleine Ich“, das wir zu sein glaubten, stirbt, um als Teil des großen Ganzen neu entdeckt zu werden. Wer nur für einen Augenblick erwacht, löst die Vorstellung der Trennung auf. Anstatt die lauten Stimmen im Kopf zu hören, nehmen wir die zarte innere Stimme unseres offenen Herzens wahr. Diese kann durch nichts, was wir denken, fühlen oder tun, beschränkt werden. Alle Regeln und Überzeugungen, die uns unter Druck gesetzt haben, fallen weg, und wir begegnen der Stille in uns mühelos. Wer sich aber vornimmt, noch leerer, offener oder stiller zu sein, kämpft mit sich selbst. Und dieser Kampf des Willens hört nie auf, auch wenn eine bestimmte Übung ein vorübergehendes Gefühl der Stille erzeugen mag. Präsenz ist immer dann da, und wenn wir in diesen natürlichen Zustand ohne Mühe eintauchen, dann können wir uns als Teil der Ganzheit erleben. Nehmen wir uns Zeit, können wir den Druck loslassen.

 

Gerald Blomeyer, Berlin, 14.12.2022

 

Bild: Pokhara Buddhist Centre, Nepal 2014

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