Das ständige Nachdenken über sich selbst ist ein guter Weg, um unglücklich zu werden.“ – Michael Hampe, Philosoph
Wenn wir hoch genug steigen, erreichen wir eine Höhe, von der aus die Tragödie aufhört, tragisch zu sein.“ – Irvin Yalom, Psychiater 


Ursachen von innerer Unruhe 
Wer sich auf einer emotionalen Achterbahn befindet, weiß manchmal nicht, wo oben und unten ist. Alles bewegt sich so schnell, unsere Sicht ist verschwommen, wir haben keine Kontrolle. Wir fühlen uns ausgeliefert, werden ängstlich, verwirrt, frustriert und manchmal ärgerlich, bis uns die Kraft ausgeht. Sind unsere Bedürfnisse nicht befriedigt, fühlen wir uns nicht erfüllt, unbehaglich. Anstatt mit Zuversicht auf andere zuzugehen, zögern, zweifeln wir. Wir eiern herum, weil wir nicht wissen, wer wir wirklich sind. Selbst in Beziehungen kann es vorkommen, dass der/die andere, uns in der einen Woche sagt, wie sehr er/sie uns liebt, und in der nächsten nicht sicher ist, ob er/sie die Beziehung fortsetzen möchte. Oder vielleicht waren wir unentschlossen und haben den Partner durcheinandergebracht. Dieses emotionale Hin-und-Herziehen, wirkt sich negativ auf Körper und Geist aus. Wir verlieren uns, wenn wir uns mit unseren Gefühlen identifizieren, anstatt sie als etwas zu bezeichnen, was wir im Augenblick empfinden. Wenn wir achtsam unsere Gefühle erkennen und akzeptieren, können wir Klarheit in aufgewühlte, emotionale Zustände bringen. Dann können wir uns wieder sammeln, konzentrieren und ein Gleichgewicht herstellen.

Trauma
Prüfungsangst, Lampenfieber, außergewöhnlich belastende Lebenssituationen wie Trennungen, beruflicher Stress oder der Tod eines nahestehenden Menschen können uns vorübergehend aus der Bahn werfen. Ein Ereignis oder eine Reihe von Umständen, die wir als körperlich oder emotional bedrohlich oder sehr aufregend erleben, wirken sich negativ auf unser Handeln und unser geistiges, soziales, emotionales Wohlbefinden aus. Das kann traumatisch sein. Sexueller Missbrauch (nach Informationen der UN werden in jeder Stunde in Deutschland durchschnittlich 13 Frauen Opfer von Gewalt in Partnerschaften), emotionale oder körperliche Misshandlung oder Vernachlässigung können innere Unruhe auslösen. Dann fühlen wir uns verloren, verwirrt und überwältigt. Viele Menschen zögern dann, Hilfe und Unterstützung für ihre Sorgen zu suchen. Doch jeder hat das Recht auf Hilfe.

Geteiltes Leid ist halbes Leid
Wenn unsere Stimmung schwankt, wir uns depressiv und unruhig erleben, kann das auf eine emotionale Krise hinweisen. Viele erkennen das Ausmaß ihrer Notlage erst, wenn sie erschöpft sind, an Burnout leiden oder zusammenbrechen. Sie essen zu wenig oder zu viel, sind nicht motiviert, Dinge zu tun, die sie normalerweise tun. Sie haben Kopfschmerzen, sind verspannt, haben Magenprobleme oder andere körperliche Symptome. Sie ziehen sich von Freunden zurück, trinken oder rauchen mehr als üblich, sind verzweifelt, denken an Selbstmord oder werden aggressiv. Manche spüren sich selbst nicht mehr, sie haben abgeschaltet. Der Zustand fühlt sich an „als würden die Nerven blank liegen“. In der Kommunikation mit anderen Menschen und im täglichen Tun fehlen dann die nötige Ruhe und Gelassenheit.

Basis schaffen
Egal was die emotionale Unruhe auslöst, können wir uns entspannen und neue Energie tanken. Wer auf den Körper achtet, kann eher, die Turbulenzen und Probleme des Lebens wahrnehmen, vorbeugen und Hürden überwinden. Unsere körperliche Gesundheit hilft dem emotionalen Chaos zu begegnen und emotionales Wohlbefinden zu erreichen Die Meditation kann uns helfen, unsere Gefühle zu beobachten, zu erkennen und zu agieren, anstatt nur zu reagieren. Wut kann dazu führen, dass wir Erwartungen erkennen, die wir haben und die nicht länger tragfähig sind. Wenn wir das verstehen, können wir auf die Umstände so reagieren, dass wir mit uns und der Welt im Einklang sind. Wer achtsam die Gefühle willkommen heißt, erlebt sie. Wir erkennen, dass sie nicht der Feind sind, sondern das Gegenteil davon. Auch sie wollen gesehen, gehört, gefühlt und mit uns verbunden werden. Sie wollen unsere Aufmerksamkeit, damit sie uns dabei helfen, innezuhalten, abzuwägen und die Informationen abzurufen, die wir brauchen, um zu gedeihen und wieder in die Balance zu kommen. Angst oder Wut können uns helfen, die richtigen Grenzen zu setzen, um auf dem für uns richtigen Weg zu bleiben. Indem wir offen sind, jedes Gefühl und auch sein Gegenteil zu erleben, können Angst und Furcht unser Leben nicht mehr beherrschen. Selbstverurteilungen verlieren ihren Einfluss. Und Selbstliebe, Freundlichkeit und Mitgefühl blühen auf. Am Montag werden wir „Vertrauen“ üben.

Gerald Blomeyer, Berlin, 14. September 2022

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Addendum

Ich will mit weniger Reaktivität sterben, bei der ich in einem Moment die Beherrschung verliere oder übermäßig eifersüchtig werde.
Ich möchte meine Selbstreflexion entwickeln und in der Lage sein, meinen Verstand wirklich zu kennen und mit ihm zu arbeiten.

Pema Chödrön

Eifersucht umfasst Gefühle von Misstrauen über Wut und Angst bis hin zu Demütigung. Sie tritt unabhängig vom Alter, Geschlecht und sexueller Orientierung auf, wenn jemand glaubt, eine geschätzte Beziehung werde durch einen Dritten bedroht. Wer eifersüchtig ist, fühlt sich unsicher, egal ob die Bedrohung real oder eingebildet ist. Sie kann eine oder mehreren Emotionen wie Wut, Groll, Unzulänglichkeit, Hilflosigkeit oder Abscheu beinhalten. Im Buddhismus gilt das Mitfreuen als „Gegengift“ zur Eifersucht.

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