„Selbst in unserer unvollkommenen Praxis ist die Erleuchtung da. Wir wissen es nur nicht.“ – Suzuki Roshi
  
Nichts, was wir sehen oder hören, ist vollkommen.
In der Unvollkommenheit liegt das Vollkommene. Es sind die Fehler, die uns helfen, tiefer zu schauen. Letzte Woche habe ich an einem Workshop der amerikanischen Sängerin Jocelyn B. Smith teilgenommen. Eine Teilnehmerin sagte mir, dass meine Stimme meine Emotionen nicht vollständig ausdrücke. Ich bat sie, mir am nächsten Tag Feedback zu geben. Ich ging von einer vertraulichen Gesprächssituation aus, doch andere Teilnehmer hörten mit. Ich fühlte mich bloßgestellt, ärgerte mich und lud dann alle ein, zu kommentieren. Am nächsten Morgen stellte ich das transformierende Potential der Wut fest. Meine Stimme war voller und tiefer. Indem ich meine Scham und Ärger akzeptierte, konnte ich die Botschaft verstehen und ausgewogen handeln, was die positive Veränderung bewirkte.

Wir sind nicht das, was wir zu sein glauben.
Wir sehen nur das, was wir sehen wollen und projizieren unsere Gedanken auf die Welt. Ändern wir unsere Einstellungen, spiegelt sich das sich in unserer Umgebung. Um zu erkennen, was wir von uns selber halten, brauchen wir nur anzuschauen, wie wir über andere urteilen. Alles spiegelt unsere Vorstellung von uns selbst wider. Wenn wir erkennen, dass wir uns ärgern, können wir das Gefühl transformieren. Verdrängen wir aber unseren Ärger, verstärken wir den negativen Zustand. Wir akzeptieren nur das, was mit unseren Ideen im Einklang ist. Unsere Glaubenssätze sind die treibende Kraft unseres Handelns, aus der unsere Wirklichkeit entsteht. Unsere Vorstellungen von Freiheit, Spontanität und Freude können Vergleichbares anziehen. Das geschieht meist unbewusst. Deshalb ist es wichtig zurückzuschauen. Was haben wir gedacht, als wir erfolgreich waren oder einen Unfall hatten? Unsere Gedanken sind somit ein lebendiger Teil der Materie. Sie haben ihre eigene Gültigkeit und ziehen wie ein Magnet das Bewusstsein an, das bereits mit der Materie verbunden ist. Wir verwandeln unsere Überzeugungen und Absichten in physische Erfahrungen. Wenn wir unseren Geist trainieren, können wir die Ideen in eine gewünschte Richtung lenken. Unser Verstand bewertet die Überzeugungen und bringt den Körper dazu, auf bestimmte Weise zu handeln. Wir sind für unsere Gedanken, die unser Leben ausmachen, verantwortlich.
 
Unsere Überzeugungen schaffen unsere Realität.
Alle Ereignisse finden zuerst mental und psychisch statt, bevor sie sich physisch ereignen. Jede Überzeugung, die wir zulassen, führt zu einer anderen. Unsere Vorstellungen und unser Wille ergänzen sich. Wir lernen, Ideen aus Energie zu formen und sie physisch zu manifestieren. Wir projizieren Ideen auf ein Objekt, um mit ihm umzugehen. Aber wir fühlen uns von der Welt da draußen getrennt. Wir glauben, dass die Erscheinungen und die Töne bereits existieren, die von den Sinnen interpretiert werden. Doch vielleicht sind wir die Funken, die die Transformation erst einleiten. In der Quantenphysik ist nur das wirklich, was wir zu beobachten wählen. Wie der kanadische Physiker Bruce Gordon sagt, existiert die Realität auf der Quantenebene erst, wenn sie beobachtet wird.
 
Wir lernen, indem wir unsere Umwelt als unsere Schöpfung betrachten.
Wir lernen die Macht und Wirkung von Ideen kennen, indem wir sie in physische Realitäten verwandeln. Wir sind also verantwortlich für die Art, wie wir mit unserer kreativen Energie umgehen. Die Macht unseres Unterbewusstseins inspiriert und leitet uns. Es hält unseren Herzschlag in Gang, regelt unsere Verdauung, wandelt ein Stück Brot, das wir essen, in Gewebe, Muskeln, Knochen und Blut. Es schläft und ruht nie. Wir können unserem Unterbewusstsein vor dem Schlafengehen sagen, dass wir etwas erreichen wollen. Werden dann tatsächlich aus unseren Intentionen objektive Manifestationen? Auf jeden Fall lösen unsere Gedanken Handlungen aus. Sie sind eine Ursache und jeder Zustand ist eine Wirkung. Wird unsere Wirklichkeit durch unser Bewusstsein erschaffen? Wenn ja, bedeutet frei zu sein, für sich selbst und auf eigene Weise zu denken. Am Montag werden wir über Absichten meditieren.

Gerald Blomeyer, Berlin, Anfang August 2022

Photo by Chang Duong on Unsplash

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