Alles hat seine Zeit. Ein Spruch, dessen Bedeutung man bei längerem Leben immer mehr anerkennen lernt; diesem nach gibt es eine Zeit zu schweigen, eine andere zu sprechen.“ ― Johann Wolfgang von Goethe

Zu wagen bedeutet, für einen Moment den Halt zu verlieren. Nicht zu wagen bedeutet, sich selbst zu verlieren.“ ― Soren Kierkegaard, dänischer Philosoph 

 

Wir wachsen mit dem Risiko
Als Eva Etta und ich heirateten, feierten wir mit unseren Gästen in einem Trapezzirkus am Anhalter Bahnhof in Kreuzberg. Von unseren Liegestühlen aus schauten wir der akrobatischen Luftschau zu. Wir fanden es ein optimales Bild für unsere Ehe: Wir können nur mit Leichtigkeit springen und dann festhalten, wenn wir uns bewusst abstimmen. Wir wagen immer wieder neu loszulassen und geben vorübergehend den festen Halt auf. Gefährlich wird es, wenn wir zögern oder zu lange festhalten  wollen. Unser Selbstwertgefühl wächst, indem wir uns voll einlassen und zu scheitern riskieren. 

Wer kreativ ist, kennt das Ergebnis nicht
Die Konzentration auf die dunklen Seiten des Lebens hilft uns vorzusorgen, indem wir Probleme erkennen. Sich im Alltag zu ängstigen, erweist sich jedoch als wenig hilfreich. Schlechte Nachrichten verbreiten sich nun mal schneller als gute. Wer im Einklang mit dem Wandel des Lebens stehen will, geht besser Risiken ein. Doch uns zu verändern, macht uns Angst. Wir fürchten uns vor der Ungewissheit, davor abgelehnt zu werden oder zu versagen. Ein Risiko einzugehen, löst unsere angeborene Kampf-oder-Flucht-Reaktion aus. Doch weder Angst noch Risiko sind schlecht. Sie sagen uns nur, dass wir jetzt unsere vertraute Komfortzone verlassen. Kreativ und gleichzeitig sicher sein? Das geht nicht.
 

Risikobereitschaft stärkt das Selbstvertrauen
Manche verharren in einer Routine, weil sie ihnen vermeintlich Komfort und Sicherheit bietet. Aber leben wir dann wirklich? Fühlen wir uns frei? Wenn wir ein Risiko eingehen, nutzen wir unseren Verstand und unsere Intuition, um zu entscheiden, was für uns das Beste ist. Dann können wir mit klarem Geist kalkulierte Risiken eingehen, z.B. den Job kündigen, von dem wir nicht begeistert sind, oder in ein fremdes Land ziehen. Wenn die Dinge nicht so laufen, wie wir es uns vorgestellt haben, sammeln wir neue Erfahrungen. Wir lernen zu scheitern, zu wachsen und zu erforschen, lernen etwas über uns und die Welt, indem wir Neues ausprobieren. Das stärkt unser Selbstvertrauen und läßt uns klar darüber werden, was uns wirklich wichtig ist. Wenn wir unsere Träume verwirklichen, fühlen wir uns erfüllt und lebendig.

Risiken machen das Leben aufregend und bunt
Ohne Risiken zu leben, ist langweilig. Außerdem ist es nicht möglich, in einer sich wandelnden Welt in der Komfortzone zu bleiben. Können wir es zulassen oder gar genießen, wenn unser Herz vor Aufregung rast und unsere Handflächen schwitzen?  Das ist spannend! Wir sind aufgefordert, jeden Tag auszutesten und die Herausforderungen willkommen zu heißen. Hier findet echtes Wachstum statt. Unsere Einstellung zu Risiken bestimmt unser Leben. Der Skydiver Felix Baumgartner durchbrach als erster die Schallmauer bei einem Sprung aus dem Weltall. Er hatte Angst, in seinem speziell angefertigten Anzug eingeschlossen zu sein. Anstatt ihn aber als Gefängnis zu erleben, stellte er sich vor, wie der Anzug ihn in einen Superhelden verwandelte. Mit einer Kombination aus Atemtechniken und kognitiver Verhaltenstherapie steigerte Baumgartner seine Ausdauer und wurde zum „Fearless Felix“.

Wovon träumst du?
Wer bereit ist, Risiken einzugehen, kann die Angst vor dem Scheitern aushalten. Zu jedem Traum gehören Risiko und Mut. Wenn wir wüssten, dass wir nicht scheitern, was würden wir heute anders machen? Auch wenn wir glauben zu scheitern, wachsen wir. Das amerikanische Wirtschaftsmagazin Forbes berichtet regelmäßig darüber, dass das Scheitern ein wichtiger Teil des Erfolgs ist. Der Schlüssel dazu ist, nicht auf Nummer sicher zu gehen, sondern den Mut aufzubringen, der uns an neue unbekannte Orte versetzt. Wir haben die Wahl. Wofür wirst du dich entscheiden? Am Montag üben wir die Meditation Mit Mut Ängste überwinden.

Gerald Blomeyer, Berlin 22. Juli 2022

Photo by K. Mitch Hodge on Unsplash

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