Nur du kannst dir die innere Freiheit nehmen oder sie dir geben. Niemand sonst kann das.“ – Michael Singer, The Untethered Soul

„If you’re in a hole – stop digging.“ – Donald Rumsfeld

Das Gefühl festzustecken, schmerzt. Wir wissen dann nicht, was wir tun sollen, um uns besser zu fühlen, oder wie es weitergehen soll. Gerade nach persönlichen Rückschlägen, Verlusten oder Misserfolgen fehlt uns der Antrieb, wieder aufzustehen und anzupacken. Wie sollen wir auf einen Todesfall, die Pandemie, eine festgefahrene Beziehung oder einen Job, den wir nicht mögen, reagieren?  Diese Unsicherheit schneidet uns von unserem inneren Kompass ab und bringt uns aus dem Gleichgewicht. Wer an seinen einschränkenden Überzeugungen festhält, kann andere Wege nicht sehen. Gedanken erschaffen unsere Situation und bestimmen, wie wir die Welt sehen. Das Gefühl festzustecken, beginnt indem wir denken, dass wir feststecken. Wir erzählen uns Geschichten, warum wir wertlos sind und nirgends hingehen können. Vielleicht haben wir kein Vertrauen oder Angst, dass etwas schief geht. 

Können wir das, was uns stört, willkommen heißen?
Wer feststeckt, ist zunächst gefordert, die Perspektive zu wechseln, nach innen zu schauen und die Vorstellung, wer wir zu sein glauben, loszulassen. Denn das Feststecken ist ein Schatz, den wir auspacken können. Wir sind gefordert, zu fühlen, wo es weh tut, wo wir „getriggert“ oder „gestresst“ werden. Denn, das, was uns stört, lädt uns ein, etwas zu ändern, um wieder in Fluss zu kommen. Wenn wir feststecken, geht es um unsere Sicht der Dinge. Bedenken oder unproduktive Selbstgespräche halten uns in vermeintlicher Sicherheit. Wer sich in eine Sackgasse denkt, braucht nirgendwo hinzugehen. Die eigenen Blockaden zu fühlen, ist der erste Schritt, um das Leben wieder ins Fließen zu bringen. Erkennen wir die Gedanken, die uns behindern, können wir sie loslassen. Um wieder in Fluss zu kommen, setzen wir den Verstand, die Gefühle und den Körper so ein, dass sie für uns, anstatt gegen uns arbeiten. Je mehr wir einen Gedanken nähren, desto stärker wird er. Positive Gedanken verbinden uns mit positiven Gefühlen.

Was lernen wir daraus?
Unsere Gesellschaft lädt uns ständig ein, nach außen zu schauen. Das Glück sei in den Objekten, die wir begehren, den Menschen, die uns wichtig sind, oder im Job, auf den wir hoffen. Doch das ist eine Illusion, denn alles, was draußen ist, vergeht. „Deine Vision wird erst dann klarer, wenn du in dein eigenes Herz schauen kannst. Wer nach außen schaut, träumt; wer nach innen schaut, wacht auf,“ kommentierte der schweizerische Psychiater C.G. Jung. Erst der Kontakt mit uns bildet den Grundstein für die Selbstverwirklichung und Wohlbefinden. Das Gefühl enttäuscht zu sein, spiegelt wie sehr wir an unserer Komfortzone und Weltsicht hängen. Jung: Wogegen du dich wehrst, bleibt bestehen.“ Wer Veränderungen ablehnt, steckt fest. Nur das, was wir willkommen heißen, können wir verändern und integrieren. Das Feststecken sagt uns, dass die alte Sicht vorbei ist und der nächste Schritt ansteht. Es lädt uns ein, aus der Situation zu lernen und fordert uns auf, für Neues bereit zu sein, ohne zu wissen, was passieren wird. Wenn wir innehalten, können wir nach innen schauen und fragen: Was ist mir wirklich wichtig?

Vom Feststecken zum Flow
Die Natur steckt nie fest. Sie fließt, sie ist immer in Bewegung. Alles verändert sich, wird geboren, verwandelt sich, vergeht, stirbt. Unser Verstand weiß nicht, in welcher Form die Bewegung enden wird, aber unsere Gefühle spüren, was zu tun ist. Wir können auf unseren Körper hören, und all das zurückstellen, was wir wissen, denken und wollen. Am Montag werden wir uns bei der Achtsamkeitsmeditation nachspüren, wie sich feststecken anfühlt. Angeregt von Arawana Hayashi, Social Presencing Theater, werden wir darauf achten, was unser Körper tun möchte, um den nächsten Schritt zu spüren.

Gerald Blomeyer, Berlin, 1. Juli 2022

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