„Unsere Pläne für morgen haben nur eine Bedeutung, wenn wir mit der Realität der Gegenwart verbunden sind. Wir leben in der Gegenwart, nur im Jetzt. Es gibt keine andere Wirklichkeit.“ – Alan Watts
„Wir leben nur im gegenwärtigen Augenblick. Wenn du den aufgibst, kannst du die Momente deines täglichen Lebens nicht tief leben.“ – Thich Nhat Hanh
„Wenn ein Problem gelöst werden kann, braucht man sich keine Sorgen zu machen. Wenn nicht, sind Sorgen sinnlos.“ – Dalai Lama
Der britisch-amerikanische Philosoph und Schriftsteller Alan Watts hat mich angeregt, über das Thema nachzudenken. Das Buch kann hier gelesen werden THE BOOK On the Taboo Against Knowing Who You Are .
Wer Unbekanntes fürchtet, strebt nach Kontrolle. Wer perfekt sein will, hat Angst vor dem, was passieren könnte, wenn wir es nicht tun. Kontrolle erfordert, dass wir willentlich unseren Geist fokussieren. Dann pumpt das Adrenalin und die Herzfrequenz steigt. Doch wenn wir uns öffnen und uns mehr auf die Welt einlassen, können wir uns entspannen. Im offenen Fokus sind wir ruhig und sehen das große Ganze. Wer das Leben und sich selbst aus verschiedenen Blickwinkeln sieht, kann sich auf mehr einzulassen. Das schafft Harmonie und Vertrauen. Es befreit uns vom Wunsch, alles zu kontrollieren.
Im Yoga und der Meditation geht es um das Gefühl der Verbundenheit und einen Zustand der Einheit. Erst wenn unser Geist zur Ruhe kommt, erfahren wir den harmonischen Zustand des Da-Seins und inneres Glück. Wir können das akzeptieren, was ist. Wer sich einlässt, strebt nicht. Wir unterscheiden beim Erleben nicht zwischen uns und dem, was uns widerfährt. Unser Geist wird zum weiten Raum. Wie ein Blatt im Wind, erleben wir uns als Blatt und als Wind. Wir sind Teil der Natur.
Wir sind Teil der Welt
Die Welt außerhalb und alles innerhalb von uns bewegen sich untrennbar zusammen, auch wenn die Welt draußen viel größer erscheint als die in uns. Der Atem und unser Essen erlauben uns, die Lebensenergie zu verkörpern. Unsere fünf Sinne berühren die Welt. Unsere Augen erkennen Lichtwellen und ermöglichen es uns, Dinge zu berühren, die wir mit den Hände nicht erreichen können. Unsere Ohren werden von Schallwellen berührt und die Nase von Staub- und Duftteilchen. Wie Alan Watts feststellt: „Die Zeit trägt dich mit sich wie ein Fluss, fließt aber nie aus der Gegenwart heraus: Je mehr sie geht, desto mehr bleibt sie, und man muss sie weder bekämpfen noch töten.“ Wer dagegen kämpft, wird ewig kämpfen, denn wir können das Jetzt niemals verlassen.
Wir öffnen und entspannen uns, nähern uns dem Gefühl des Getrenntseins wie jeder anderen Empfindung. Es zu akzeptieren, bedeutet es aufzulösen. Es gibt kein separates, festes „Ich“, sondern nur das, was kommt und geht, was sich ewig und immer wieder neu als bewusste Wesen manifestiert. Indem wir das „Ich“ immer wieder neu sehen, wird das Universum zu einem „märchenhaften“ Spiel.
Die Kontrolle aufzugeben, bedeutet sie zu haben
Es sind unsere Ängste und Wünsche, die alles kompliziert erscheinen lassen. Wir haben die Wahl, das was passiert anzunehmen und willkommen zu heißen, oder uns mit den eigenen Ängsten, Befürchtungen und Wünschen zu beschäftigen. Wir vertrauen unserem Körper, dass er das tut, was er tun muss. Unsere Organe funktionieren ohne Anweisungen. Wenn wir dem Leben vertrauen, können wir die Kontrolle abgeben. Das stärkt uns. Wir brauchen dann nachts nicht länger wach zu liegen, weil wir alles kontrollieren wollen. Wer kontrollieren will, sieht sich getrennt von dem, was er kontrollieren will. Es ist paradox: Um uns mit dem Universum eins zu fühlen, lassen wir das Leben entscheiden, anstatt es beherrschen zu wollen. Wer anderen vertraut, versucht nicht, Macht über sie zu bekommen. Erst wenn wir aufhören, mit uns selbst und dem Fluss der Dinge zu kämpfen, können wir das, was ist, annehmen.
Doch manchmal fällt es schwer, von der Kontrolle zur Hingabe zu wechseln. Wie der englische Philosoph Bertrand Russell sagte: „Das Schwierigste im Leben ist zu lernen, welche Brücke zu überqueren und welche zu verbrennen ist.“ Wir entscheiden intuitiv. Wir können üben, offen zu sein und Dinge geschehen zu lassen. Dann lernen wir eine friedliche Energie kennen, die unsere Absicht unterstützt, etwas zu tun. Das ist wichtig, denn heute kann nur der erfolgreich sein, der flexibel ist und sich verändern kann. Gefühle ändern sich, genau wie die Jahreszeiten. Wir sind ständig gefordert, Unbekanntes anzunehmen, uns am kreativen Chaos zu erfreuen und bei Rückschlägen anpassungsfähig zu sein. Gerade wenn wir das Unbekannte fürchten, sind wir eingeladen, die Kontrolle aufzugeben.
Es ist langweilig, alles zu wissen. Wir spielen keine Spiele, deren Ausgang wir kennen. Lebendig zu sein, bedeutet uns überraschen zu lassen und uns zu wundern. Alles, was geschieht, ist unwahrscheinlich. Was nicht passieren sollte, passiert doch. Fazit: Plane die Zukunft, aber lebe im Augenblick. Erfahre das Leben als eine Reihe von „Jetzt“ anstatt als eine Reihe von Plänen. Am Montag werden wir mit der Meditation Tun und Sein im Gleichgewicht zu balancieren üben.
Gerald Blomeyer, Berlin 12. November 2021