„Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch.“ — Erich Kästner
„Die Dinge, die mich anders machen, sind die Dinge, die mich ausmachen.“ – Pu der Bär

Manche merken in der Mitte ihres Lebens, dass sie nicht wissen, wer sie sind. Das nennt man eine Midlife-Crisis. Da kann es helfen, zurück in die Kindheit zu gehen und Dinge aufzudecken, die uns traumatisiert haben. Wir können langsam aber sicher lernen, unsere Energie ans Licht zu holen, um weiter zu wachsen. So bekommen wir ein Gefühl dafür, wer wir wirklich sind.

Leider haben wir früh gelernt, Unbequemes im Schatten ruhen zu lassen. Wir verdrängen Dinge wie Traurigkeit oder hören auf unseren inneren Kritiker. Die Arbeit mit dem inneren Kind ist verwandt mit der „Schattenarbeit“, wie sie in alten indigenen Kulturen üblich war. In unserer Welt wurde sie durch den Psychologen Carl Jung wiederentdeckt, der sie benutzte, um über das innere Kind zu sprechen.

Warten auf das Licht der Liebe

Unser Wesen ist von dem inneren Kind geprägt, das wir vernachlässigt haben. Das verengt Herz, Geist und Körper. Wenn wir verkrampft sind, lassen wir uns von der Vorstellung eines festen und von uns getrennten „Ichs“ gefangen nehmen. Um unsere Kraft wieder zu finden, gilt es diese Wunden zu erkennen und zu heilen. Doch unser Schmerz versteckt sich im Schatten, wo er auf das Licht unserer liebevollen Aufmerksamkeit wartet. Häufig haben wir Kontakt vermieden, weil wir zu hart gearbeitet und zu viel gedacht haben, eben zu fleißig waren. Wir waren zu geschäftig, um die Ängste und Schmerzen, Scham und Furcht des inneren Kindes anzuerkennen. Doch wer etwas übermäßig macht, kann sich nur vorübergehend besser fühlen.

Wer langfristig glücklich werden will, sollte diese Wunden heilen. Es ist menschlich, dass wir sie verdrängen wollen. Wer will schon die eigenen Probleme aufarbeiten? Schattenarbeit fordert uns, weil wir unsere Verletzungen anschauen müssen. Wer Licht in seine Psyche bringt, findet ein verletztes kleines Kind, das geliebt und versorgt werden will. Erst wenn es Zuwendung erfährt, können wir uns neu, frei, klar und souverän fühlen. Dabei kann es manchmal helfen, unsere äußere Stärke aufzubauen, bevor wir die Reise nach innen antreten. In Biografien und Geschichten anderer können wir nachlesen, dass es fast allen Menschen so geht – wir sind nicht allein.

Liebe beginnt mit Selbstmitgefühl

Das innere Kind repräsentiert unser ursprüngliches Selbst. Es hat die Fähigkeiten, sich zu wundern, zu freuen, sowie unschuldig und sensibel zu spielen. Mitfühlend können wir die Sorgen dieses Kindes wieder neu erleben. Wir verurteilen es nicht, sondern halten es und hören tief zu, was es zu sagen hat. Wir verstehen, wie verletzt es ist, wie wir es vernachlässigt haben und wie schwer es ihm fällt, uns zu vertrauen. Wir können ihm zeigen, dass wir es ernst meinen, indem wir unser Verhalten ändern, uns öfters ausruhen, mehr in die Natur gehen, mehr lachen, und uns von dem trennen, was es weiterhin verletzt. Erst dann schätzen wir das Leben unseres inneren Kindes vollständig.

Was sind unsere Licht-, was die Schattenseiten?

Viele Dinge, von denen wir annehmen, dass sie uns als Kinder nicht verletzt haben, haben dennoch Narben hinterlassen. Schattenarbeit setzt sich mit diesen Wunden und Traumata auseinander. Was wurde uns aufgezwungen? Wer sind wir in unserer wahrsten Form? Vielleicht war es uns wichtig, ein Familienmuster zu durchbrechen? Gerade die „schwarzen Schafe“ stellen das in Frage, was Generationen vorgegeben haben. Ich habe mich z.B. mit meiner Mutter ständig gestritten, weil ich frei sein und selbstbestimmt leben wollte. Ich rebellierte, um mich nicht anzupassen. Mit 15 verließ ich meine Eltern in Neuseeland, um in Deutschland mein Abitur zu machen. Damit fühlte ein Teil von mir, dass ich nicht zur eigenen Familie gehörte. Glücklicherweise hatte ich mehrere Ersatzmütter, die mich verstanden haben. Meine Einsicht: Offenbar bin ich hier, um anders zu sein.

Wenn wir gern Konflikte vermeiden, kann das daher rühren, dass wir ein emotionales Trauma nicht verarbeitet haben. Wenn wir es allen recht machen wollen und dafür sorgen, dass es allen gut geht, kann das auf die Angst hinweisen, verlassen zu werden. Wer extrem nach externer Bestätigung durch andere strebt, vernachlässigt seine Bedürfnisse und setzt keine Grenzen. Auch das habe ich erlebt und erkannt, dass dieses Muster in mir liegt. Die Schattenarbeit hilft dieser Schwäche zu begegnen.

In der Meditation am Montag, 30. August 2021 werden wir eine Reise zum inneren Kind machen. Wir werden es wissen lassen, dass wir für es da sind und ihm mit Freundlichkeit und Respekt begegnen. Um dich selbst als Kind zu entdecken, empfehle ich, dir vorher alte Fotos anzuschauen und dich zu erinnern, was du als Kind gerne gemacht hast. Die Innere Kind Meditation kannst Du jederzeit anhören.

Montag-Meditation jeweils 19 bis 20 Uhr — auf Spendenbasis
Yoga Nidra / Gewahrsein im Liegen, Achtsamkeit und Mitgefühl
Zoom-Meeting ID: 717 8815 3202, Password: 7KKN5K
https://us02web.zoom.us/j/71788153202?pwd=U0dSNTYreGJSZWErSG13cmZ2dXFDdz09

Gerald Blomeyer, Berlin, 23. August 2021

Foto: Sirisvisual on Unsplash

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