„Erwarte nichts. Heute: das ist dein Leben.“ – Kurt Tucholsky
„Niemals sind wir so verletzlich, als wenn wir lieben.“ – Sigmund Freud
„I thought that love would last forever: I was wrong.“ – W. H. Auden

Wir wollen so lieben und geliebt werden, wie wir es uns träumen. Und wir leiden, wenn wir das nicht bekommen. Wir verlieben uns, um dann zu erfahren, dass der oder die Geliebte anders ist, als wir erhofft haben. Unsere Erwartungen sind die Achillessehne unseres Geistes. Sie machen uns verletzlich. Das ist gut so, denn nur wer verletzlich ist, kann ehrlich sein und der Situation offen begegnen. Unsere zerbrochenen Erwartungen prägen uns mit schmerzlichen Erinnerungen. Statt sie zu nutzen, folgen wir lieber unseren Träumen. Doch diese haben ihre eigene Realität. Die Welt ist zu dynamisch und unberechenbar, um festgehalten zu werden. Unsere Erwartungen lassen uns die Situation falsch einschätzen. Wir wollen das ersehnte „Wir“ nicht zerstören. Es ist uns sogar oft wichtiger, als wir uns selber sind. Dabei brauchen wir nur das Muster zu erkennen: Es ist wie eine Katze, die ihrem Schwanz nachjagt. Indem wir uns dessen bewusst werden, können wir anders handeln.

Wer möchte schon verletzlich sein?

Wir vermeiden lieber alles, was uns enttäuschen könnte. Wir schützen uns, indem wir unser Herz schließen, oder wir tun so, als würden wir über den Dingen stehen. Damit deuten wir die Botschaft der Liebe und des Leidens falsch. „Der Schmerz macht, dass wir die Freude fühlen, so wie das Böse macht, dass wir das Gute erkennen,“ sagte deutsche Dichter Ewald Christian von Kleist. Die Sehnsucht verbindet die Liebe mit dem Leid, so wie die Lust mit dem Schmerz. „Ich danke allen, die mich verletzt haben. Sie haben mich gelehrt, im Schmerz zu wachsen,“ fasst es der brasilianischer Schriftsteller Paulo Coelho zusammen.

Wer sich in das „Potenzial“ von jemandem verliebt, hofft ins Blaue hinein. Wer sich und anderen die ewige Liebe und totale Hingabe verspricht, will sich langfristig sicher fühlen. Die Gefahr enttäuscht zu werden und zu leiden ist dabei riesig, denn diese Wünsche haben keinen Bestand. Wer sich in bedingungsloser Verehrung sonnt, verstrickt sich in romantischer Liebe. In reifen Beziehungen hingegen sind diese Angebote niemals selbstverständlich. Die Partner in langfristigen Beziehungen nehmen das süße Versprechen von Sicherheit und Verzückung, um ihre innigen Momente zu vertiefen. Die amerikanische Sozialwissenschaftlerin Brené Brown hat zu Scham und Verletzlichkeit tausende von Menschen interviewt. Diejenigen, die ein erfülltes Leben führten, fühlten sich wertvoll und geliebt. Sie waren glücklich, weil sie sich erlaubten, verletzlich zu sein. Die anderen, die ständig um Liebe und Verbundenheit kämpften, fühlten sich nie gut genug.

Wir sind die Ursache für unsere Enttäuschung

Wer sich wünscht, dass seine Liebe erwidert und sein Wunsch nach Zärtlichkeit erfüllt wird klammert sich an. Was nicht erfüllt wird, enttäuscht. Wenn wir das nicht schlucken, erleben wir Schmerzen – auch physisch. Wir sind die Ursache für unsere Enttäuschung, nicht der oder die andere. Die englische, buddhistische Nonne Jetsunma Tenzin Palmo sagt, echte Liebe sei, andere glücklich zu machen. Hingegen bedeute eine klammernde Liebe, zu erwarten, dass der andere uns glücklich macht. „Idealerweise kommen Menschen zusammen, die sich bereits in sich selbst erfüllt fühlen und dies im anderen zu schätzen wissen, anstatt vom anderen zu erwarten, dass er dieses Gefühl des Wohlbefindens vermittelt.“ Es geht darum, eine Balance zu finden, in der wir unsere Sorgen und Ängste akzeptieren und wertschätzen. Anstatt den Himmel auf Erden zu erwarten, erfordert die Liebe verletzlich zu sein, geduldig zu üben und sich mit Vertrauen einzulassen.

Gerald Blomeyer, Berlin, 9. August 2021

Wir werden am Montag, 26. Juli 2021, mit „Du bist die Liebe“ starten.
Montag-Meditation jeweils 19 bis 20 Uhr — auf Spendenbasis
Yoga Nidra / Gewahrsein im Liegen, Achtsamkeit und Mitgefühl
Zoom-Meeting ID: 717 8815 3202, Password: 7KKN5K
https://us02web.zoom.us/j/71788153202?pwd=U0dSNTYreGJSZWErSG13cmZ2dXFDdz09

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