Während des Abwaschs sollte man nur das Geschirr abwaschen, d.h. wir sollten uns während des Abwaschs völlig bewusst sein, dass wir abwaschen. 
– Thich Nhat Hanh

Der gegenwärtige Augenblick ist der einzige, zu dem es keine Zeit gibt. Er ist der Punkt zwischen Vergangenheit und Zukunft. Er ist immer da. … Alles, was jemals geschehen ist und jemals geschehen wird, kann nur im gegenwärtigen Moment geschehen. Es ist unmöglich, dass etwas außerhalb von ihm existiert.“ – Myrko Thum

Es gibt nur den gegenwärtigen Augenblick, in dem du leben kannst. Lebe ihn tief, und du wirst frei sein.“ – Buddha

 

Es fällt uns schwer, im Augenblick geerdet zu bleiben. Unser Geist ist oft unruhig, reaktiv, greift nach dem, was uns gefällt, und stößt das Unangenehme weg. Wir schwelgen in Erinnerungen oder phantasieren über die Zukunft. Wir interpretieren die Welt und die Menschen durch den Schleier unserer Voreingenommenheit und Vorurteile. Wenn wir glücklich, traurig, freudig, begeistert oder wütend sind, tauchen wir in einen Ozean der Gefühle ein. Weil wir an diesen hängen, werden wir von ihnen hochgehoben oder fallen gelassen. Wir identifizieren uns mit der Freude oder Trauer, unseren Depressionen oder Hoffnungen – und leiden darunter.

Im gegenwärtigen Augenblick leben

Menschen suchen verzweifelt nach Methoden, um ihr Leiden zu lindern. Eine wirksame buddhistische Meditation ist das Erkennen von Gewahrsein und das Ruhen darin. Das Bewusstsein ist jenseits von Empfindungen wie Schmerz und Freude, Leiden und Leichtigkeit. Es ist das, worin alle Erfahrungen entstehen und dennoch bleibt es von ihnen unberührt.

Lassen wir uns auf den Augenblick ein, erfahren wir voll und ganz, was gerade geschieht. Wenn wir unsere Gedanken, Gefühle und Situationen als solche – ohne Anhaftung oder Abneigung – erkennen, werden wir ruhig und ausgeglichen. Wir beginnen, die Art, wie wir leben, zu verändern. Indem wir auf unseren Geist schauen, verlangsamen wir den Gedankenfluss. Wir erkennen sowohl die Gedanken als auch die Lücken zwischen ihnen. Sie erscheinen und vergehen im grenzenlosen Bewusstsein wie die Wolken im klaren Himmel. „Es geht darum“, sagt die britische Nonne Jetsunma Tenzin Palmo, „einen Blick auf den klaren blauen Himmel hinter den Wolken oder auf den Spiegel unter dem Schmutz zu werfen. Auch wenn es dicke Wolken- oder Schmutzschichten gibt, weiß man, dass sie nicht das Wahre sind sondern, dass es etwas dahinter gibt.“

Augenblicke sind einmalig, sie kommen nie wieder

Aufmerksam zu sein bedeutet, den Geist stabil auf ein Objekt zu richten und wahrzunehmen, was im Augenblick geschieht. Das schafft ein Gleichgewicht im Geist. Dann können wir tief Zuhören. Wir identifizieren uns mit keinem Zustand, sondern begreifen, dass jeder Teil unseres Seins sich ständig ändert. Anstatt festzuhalten, werden wir eins mit der Entfaltung des Lebens. Wir entwickeln Gleichmut mit dem, was wir erleben, dem Guten, dem Schlechten und dem Unerwarteten. Es ist weder ein Gefühl noch eine Erfahrung, sondern wir sind uns des Augenblicks bewusst. Präsent zu sein will nichts erreichen, will nur so sein, wie wir in diesem Moment sind. In der Präsenz fehlt jeder Ich-Gedanke. Es ist einfach da, nicht urteilend, zentriert, geerdet und weitläufig. Angst, Furcht und Zweifel lösen sich zugunsten innerer Schönheit und tiefer Stille ganz natürlich auf.

Im Alltag, wie beim Meditieren, begegnen wir allem achtsam und mitfühlend. Egal, welches Objekt wir für unsere Meditation wählen, den Atem, die Empfindungen oder eine Visualisierung, wichtig ist, die bewusste und wissende Qualität des Geistes zu erkennen und darin zu ruhen. 

Gerald Blomeyer, Berlin, 1. Juli 2021

Montag-Meditation jeweils 19 – 20 Uhr
AUF SPENDENBASIS
Yoga Nidra / Gewahrsein im Liegen, Achtsamkeit und Mitgefühl
Zoom-Meeting ID: 717 8815 3202, Password: 7KKN5K
https://us02web.zoom.us/j/71788153202?pwd=U0dSNTYreGJSZWErSG13cmZ2dXFDdz09

 

Foto: Der Himmel über Berlin im Juni 2021 (c) Philipp Gosselck

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