„Alles was uns an anderen stört, kann uns helfen, uns selbst besser zu verstehen.“ – Carl Gustav Jung

„Wenn wir einen Menschen hassen, so hassen wir in seinem Bild etwas, was in uns selber sitzt. Was nicht in uns selber ist, das regt uns nicht auf.“
– Hermann Hesse

„Der Frieden kommt von innen. Sucht ihn nicht außen.“ – Buddha


Sich der Liebe hinzugeben, klingt romantisch. Es ist wunderbar, verliebt zu sein! Dennoch fürchten sich viele Menschen davor, sich auf einen anderen einzulassen. Es ist, als würde man von ihnen verlangen, immer weiter nachzugeben, oder abhängig zu werden. Doch wer eine tiefe Liebesbeziehung leben will, muss sich hingeben. Es bedeutet verletzlich zu sein und das anzunehmen, was ist. Und es heißt, den Wunsch aufzugeben, alles zu kontrollieren zu wollen.

Wie geben wir uns hin?

Nichts ist so wichtig in einer Beziehung wie eine aufopfernde, liebevolle Haltung. Die Herausforderung aber ist, dass wir in der geliebten Person nur das Positive oder Negative erkennen können, das wir in uns selber sehen. Der „Schatten“ ist ein Konzept, das zuerst von dem Schweizer Psychiater Carl Jung geprägt wurde, er beschreibt die Aspekte unserer Persönlichkeit, die wir ablehnen und verdrängen wollen. So schwer es ist, den Schatten in uns selbst zu sehen, umso einfacher ist es, unerwünschte Schattenseiten in anderen zu erkennen. Wir verurteilen andere hart oder regen uns über sie auf. Wenn wir in anderen das sehen, was wir uns nicht eingestehen wollen, ist das eine „Projektion“, wie C. G. Jung das nannte. Unser Verstand vermeidet unsere eigenen Fehler anzuschauen und vergrößert diese Fehler in anderen. Erst lehnen wir ab, dann projizieren wir.

Meditation als Hingabe

Sich hinzugeben befreit unsere Energie, das los zu lassen, was wir nicht kontrollieren können. Wir können andere nur in dem Maße lieben und annehmen, wie wir uns selbst lieben und annehmen. Uns selbst zu vergeben, ist deshalb ein wichtiger Schritt, um uns von negativen Gedanken zu lösen. Schließlich können wir nur uns selbst verändern.
Im Buddhismus geht es bei der tiefen Hingabe um etwas sehr Schwieriges: einfach zu sein. Alles, was ist, wird ohne Widerstand willkommen geheißen. Das reinigt uns von der Angewohnheit, alles zu bewerten und zu beurteilen, und befreit so unsere innere Energie. In der sogenannten Nicht-Meditation verschmilzt die Präsenz des Bewusstseins und das wahrgenommene Objekt. Das geschieht ohne Mühe. Wir lassen alle Ängste, Sorgen, unsere Geschichte und Bedürfnisse los. Alles darf so sein, wie es ist. Inhalte und Bedeutungen sind unwichtig. Der tibetische Abt Mingyur Rinpoche beschreibt: „Wenn wir damit anfangen, vom Tun ins Sein überzugehen, beginnen wir das Gefühl, endlich zuhause zu sein, zu spüren. Wir können die Suche loslassen und entspannen. Niemand muss es uns sagen, sobald dies geschieht. Dieses intuitive Wissen ist Weisheit. Jeder Gedanke, jede Emotion und jeder Impuls ist in dieser Weisheit verwurzelt. Wir müssen es nur erkennen.“

Hingabe ist ein Zustand des Geistes. Darin heißen wir alle Empfindungen in der offenen, liebenden Gegenwart des Gewahrseins willkommen. Geben wir uns in Beziehungen hin, begegnen wir dem Leben mit Klarheit, Vertrauen und Frieden.

Gerald Blomeyer, Berlin 18.06.2021

Die Zoom-Meditation findet am Montag, den 21. Juni 2021, 19 – 20 Uhr statt.

 

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