„Es gibt Gezeiten im Leben des Menschen, und weiß er die Flut zu nutzen; dann hebt sie ihn empor zum Glück.“
– William Shakespeare, Brutus in Julius Caesar
Leben heißt: Alles kommt unaufhörlich zusammen und fällt wieder auseinander. Wenn unser Leben zerbricht, sind wir gefordert, zu handeln und einen Heilungsprozess einzuleiten. Die Pandemie zwingt uns aufmerksam nach innen zu schauen. Die Beziehung ist vorbei, den Job gibt es nicht mehr? Alles, was nicht funktioniert wird sichtbar. Der Life-Coach von Oprah Winfrey, Martha Beck, sagt: „Früher fragten wir: Wie kann ich mein Leben ändern? Heute fragen wir: Was will ich mit diesem Leben anfangen?“ Die Zeit, wo wir alles getan haben, um Anerkennung zu bekommen, ist vorbei. Es gibt kein zurück.
Das Bewusstsein ist immer da
Die buddhistische Nonne Pema Chödrön fordert uns in ihrem Buch „Wenn alles zusammenbricht“ auf, voller Neugier unsere Schwierigkeiten anzuschauen. Bei jedem Neuanfang löst sich der Ist-Zustand auf. Das anzunehmen bedeutet, alles loszulassen, auch wenn es weh tut. Anfangs sieht das chaotisch aus, denn wir können nicht mehr das tun, was wir gewohnt sind. Alte Strategien funktionieren nicht mehr. „Nur in dem Maße, in dem wir uns wieder und wieder der Vernichtung anheim geben, können wir das Unzerstörbare in uns entdecken.“ Um mit dem Unzerstörbaren in Kontakt zu kommen, folgen wir dem Bauchgefühl, um zu entscheiden, was wir wirklich wollen. Die Intuition lenkt uns auf positive Situationen und umgeht dabei den Verstand, der uns laufend kritisiert. Wir nähern uns dem, was unser Körper und innerstes Wesen als wahr erkennen. Intuition mag nervös sein, kritisiert aber niemals. Becks These lautet: „Die Körperwahrheit geht der Verstandeslüge voraus.“
Unsere Einstellung ist entscheidend
Das aufzugeben, was uns nicht glücklich macht, ängstigt uns. Um unseren Geist freizumachen, hilft es, eine weite Perspektive einzunehmen und zu erkennen, dass wir nichts kontrollieren können. Alles ist ein Prozess. Glück bedeutet, ohne Widerstand die Dinge geschehen zu lassen. Jetzt ist der idealer Zeitpunkt, um uns klar zu machen, mit wem man gerne Zeit verbringen würde oder was wir gerne tun.
Eine Absicht für den Tag zu setzen, ist so, als wäre man auf einer lang ersehnten Reise. Wir stellen unsere „innere GPS“ ein, indem wir eine Absicht formulieren. Wo stehen wir? Wohin wollen als nächstes? Was ist mir wichtig? Wir hören mit dem ganzen Körper und Geist zu, und achten darauf, was erscheint. Der Körper darf so sein, wie er gerade ist. Damit richten wir uns bewusst auf unsere Leidenschaft aus. Wenn eine Idee klarer wird, nutzen wir alle Sinne, um sie zu erfahren: Wir sehen, riechen, fühlen, schmecken und nehmen sie vollständig wahr. Das Ergebnis können wir aufschreiben. Die „innere GPS“ hilft uns zu entscheiden, wohin und wie wir unsere Energien lenken wollen. Abends können wir überprüfen, wie wir unsere Absicht gelebt haben.
Am Montagabend wollen wir überlegen, was uns am wichtigsten ist, indem wir u.a. die Meditation „Die Absicht machts“ üben.
Gerald Blomeyer, Berlin, 24. April 2021
Foto: (c) AbelEscobar