„Unser Leben ist das Produkt unserer Gedanken.“
–Marc Aurel

„„Wir sind, wer wir sind, aufgrund dessen, was wir lernen und woran wir uns erinnern. Das Gedächtnis ist das Bindemittel, das unser geistiges Leben zusammenhält. Es verleiht unserem Leben Kontinuität.“
– Eric Kandel

„Wir vergessen Dinge, wir erinnern uns falsch. Wir nehmen Teile von Informationen und kombinieren sie neu, wie sie nie geschehen sind.“
– Julia Shaw, Das trügerische Gedächtnis: Wie unser Gehirn Erinnerungen fälscht

Wir verkörpern unsere Gedanken

Denken ist untrennbar mit Fühlen verbunden. Gefühle ändern unseren Herzschlag und Hormonspiegel, unsere Atmung und Hautreaktion. Gefühle lenken nicht vom Denken ab, sondern sind für unsere Werte und Motivationen entscheidend. Dem portugiesischen Neurologen Antonio Damasio zufolge können wir ohne Emotionen weder handeln noch entscheiden. Wer entscheidet, lässt also seine Hormone mitentscheiden. Der Verstand braucht die Gefühle, denn sie konzentrieren Wissen im Unbewussten.

Wir nehmen die Umwelt nicht vollständig durch Sinnesreize wahr, sondern abhängig von unserer Aufmerksamkeit, Erwartungen, Gefühlszustände und Erfahrungen.Gedanken und Erinnerungen sind Samen, mit denen wir unsere Wirklichkeit erschaffen. Alles, was wir in der sichtbaren, äußeren Welt wahrnehmen, ist in der unsichtbaren, inneren Welt unseres Geistes entstanden.Unsere Erinnerungen definieren, wer wir sind. Zwischen dem 10. und 30. Lebensjahr erinnert sich unser Gedächtnis besonders gern an emotionale Ereignisse.

Emotionen sitzen tiefer

Musik ist physisch mit Erinnerungen verbunden. Wenn wir mitsingen oder tanzen, werden viele Gehirnareale angeregt. Unsere Lieblingssongs stimulieren den Zustrom von Dopamin, Serotonin, Oxytozin und anderen Hormonen, die uns ein gutes Gefühl geben. Je mehr wir ein Lied mögen, desto mehr werden wir mit neurochemischen Glücksgefühlen verwöhnt. Diese Lieder sind so tief in unsere wichtigen Erinnerungen eingebettet, dass sie auch im Zustand von Alzheimer und Demenz geweckt werden können. Die zauberhaften Dokumentationen von Alive Inside, des Music & Memory Projekts (kurz, lang), zeigen, wie diese Melodien dem Leben einen Sinn geben, auch wenn das Gehirn nicht mehr richtig funktioniert.

Meditation

Bei der Meditation geht es um die Kunst, für eine Zeit die Gedanken und Gefühle einfach fließen zu lassen. Wir versuchen nichts zu stoppen, sondern beobachten, wie alles aufsteigt und vergeht. Vielleicht bemerken wir unsere Tendenz, das, was erscheint, zu benennen. Doch was erkennen unsere Gedanken? Worin erscheinen und vergehen sie? Um das zu erfahren, schauen wir nach innen, hinter die Gedanken. Wir ruhen im Bewusstsein und werden uns dessen gewahr, was ist. Weil alles, wie es ist, willkommen ist, geschieht dies ohne Mühe.

In der Meditation öffnen wir uns und weiten den Fokus. Wir erkennen sowohl den Raum als auch den Kreislauf der Gedanken. Weil wir uns nicht länger auf Gedanken oder Gefühle einlassen müssen, können wir zur Weite werden, in dem alles erscheint und vergeht. Festhalten schafft Leiden. Das Einlassen auf „So-sein“ befreit uns.

Gerald Blomeyer, Berlin 21.03.2021

Pin It on Pinterest

Share This