Podcast Bewusst, geerdet, präsent

Am Freitag hat mir eine Freundin berichtet, wie tief sie der Tod ihrer Großmutter getroffen hat. Ich erzählte ihr von meiner großen Liebe Eva Etta , die vor 16 Jahren gestorben ist. Als ich nach Hause kam war ich zunächst nur müde. Dann schlug die Trauer zu.

Der Zen-Meister Thich Nhat Hanh schreibt, dass wir die Vergangenheit achtsam und konzentriert untersuchen können, wenn wir fest in der Gegenwart geerdet sind. „Viele Menschen sind die meiste Zeit nicht wirklich da. Ihr Geist ist gefangen in ihren Sorgen, ihren Ängsten, ihrem Ärger und ihrem Bedauern, aber sie achten nicht darauf, da zu sein. Diesen Zustand nennt man Vergesslichkeit – man ist da, aber man ist nicht da.“

Gerade in dieser Zeit, in der uns berechtigte Ängste, Befürchtungen, Sorgen und Ungewissheiten leicht auffressen können, ist dies wichtig. Doch wie schalte ich mein parasympathisches Nervensystem ein, um Gleichgewicht zu finden? Wenn wir nicht in der Gegenwart geerdet sind, wo sind wir, wenn wir uns raumlos, unkonzentriert, wütend, verzweifelt oder verloren fühlen?

Es gibt viele erdende Meditationen, z.B. einfach still in der Natur zu sein. Wir können langsam und tief durch den Körper bis zum Boden atmen. In der Baummeditation stellen wir uns zusätzlich Wurzeln vor, die unseren Körper tief mit der Erde verbinden. Erdung bedeutet, uns zu öffnen und uns der unterstützenden Kraft bewusst zu werden, die uns dort hält, wo wir sind. Wir öffnen uns für die Festigkeit des Bodens und fühlen  geerdet zu sein.

Es gibt eine heilende Energie, die von der Erde zu uns kommt. In buddhistischen Traditionen ist die Erde ein Modell dafür, wie alles, was erscheint, durch Geduld und Gleichmut transformiert werden kann. Und so wie die Erde etwas aufnimmt, können wir, wenn wir geerdet sind, unsere Energie und unseren Geist transformieren, und unser Geist kann standhaft und präsent sein. Achtsamkeit ist auch eine körperliche Übung.

Manchmal wollen wir, alles fallen lassen, doch unsere Gedanken erlauben es nicht. Anstatt uns mit dem Zentrum der Erde verbunden zu fühlen, sträuben wir uns dagegen. Wir fürchten, die Kontrolle zu verlieren, wenn wir uns einlassen. Vertrauen wir uns aber dem Boden an, lassen uns von ihm halten, und geben uns ihm hin, können wir uns sicher und geerdet fühlen. Am Montagabend wollen wir versuchen, achtsam und in der Gegenwart geerdet zu sein.

 

 

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