Das Kloster Tabo in Spiti, Indien, wurde im Jahr 996 gegründet.

Die erste Rede des Buddha galt dem Thema Leiden (Pali:dukkha): Wer Glück von Zuständen und Dingen erwartet, die unbeständig sind, wird niemals glücklich sein. An etwas festhalten zu wollen, was sich verändert, ist unbefriedigend und schmerzhaft, weil wir keine Kontrolle darüber haben. Manchmal wird „dukkha“ nicht als Leiden sondern mit „reagieren“ übersetzt. Wenn wir Ereignisse erleben, reagiert unser Geist darauf mit tief verwurzelten Gewohnheiten. Insofern ist Geduld die entscheidende Eigenschaft, um ruhig und beherrscht etwas zu ertragen, was unangenehm ist oder lange dauert.

Agieren anstatt zu reagieren
Wenn uns etwas nicht gefällt, ärgern wir uns und werden ungeduldig. Das ist immer unbefriedigend. Wenn wir versuchen, diese starken Emotionen zu unterdrücken oder sie auszuleben, macht es das Leben für uns und andere anstrengend. Doch wir sind meist in Eile. Unsere Bedürfnisse sollen möglichst sofort befriedigt werden. Dinge und Situationen sollen so sein, wie wir es uns wünschen. Im Buddhismus werden diese automatischen Reaktionen und Bewertungen als Anhaftung und Abneigung bezeichnet. Das engt unsere Sicht ein und hält uns im Denken gefangen. Es verschleiert sowohl das, was ist, als auch den weiten, natürlichen Zustand des erkennenden Bewusstseins. Reagieren aus Gewohnheit wird zur Ursache unseres Unglücks.

Einen kühlen Kopf bewahren
Wir können nur zwischen Geduld oder Ungeduld wählen, wenn wir lernen, mit einem „kühlen Kopf“ innezuhalten. Geduld bedeutet Frieden mit der Situation zu schließen und das zu akzeptieren, was ist. Geduld bedeutet, die Pause zwischen Empfinden und Handeln zu erkennen. In diesem Augenblick entscheiden wir, ob wir die Situation mit Verständnis und Nachsicht sehen wollen oder nicht. In der Meditation gewinnen wir Abstand. Wir können diese reaktiven Tendenzen erkennen und verändern. Statt dem gewohnten Handlungsdrang zu folgen, lernen wir das, was gerade geschieht, mit Offenheit und einem „warmen Herzen“ zu begrüßen. Konzentrieren wir uns aufs Herz, so wird uns klar: Wir haben die Wahl, Frieden mit der Situation zu schließen. Das schafft Vertrauen und Gleichmut. Wer mit sich in Frieden ist, bleibt ausgeglichen.

Gerald Blomeyer, Berlin, Januuar 2021

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