Es hängt von der Perspektive ab:
Manchmal bin ich winzig, wie hier im Neuen Museum.
(c) http://kimberlylbryant.com/
Als Kind entsteht unsere Wirklichkeit aus dem Gefühl heraus, ein Selbst zu besitzen: „Ich“. Wir lernen dabei, dass andere Menschen anders denken und fühlen als wir. Daraus erwächst das Bedürfnis gesehen und gehört zu werden. Wenn das nicht der Fall ist, können wir aggressiv reagieren, oder wir schützen uns mit Skepsis und Argwohn. Das macht einsam.
 
Manchmal erwarten andere von uns, wie wir in einer bestimmten Weise fühlen oder uns verhalten sollten. Wenn die Bedürfnisse der anderen mit unseren eigenen im Widerspruch stehen, gilt es, Grenzen zu setzen, um die unterschiedlichen Erwartungen sichtbar zu machen. Damit nehmen wir uns ernst. Vertrauen schafft die Grundlage, um intelligent, belastbar und widerstandsfähig zu handeln. Wer Grenzen setzt, kann auch Risiken in Beziehungen eingehen, bei denen wir uns nicht sicher fühlen.
 
Vertraut man dem Partner, kann man sich auf die Beziehung einlassen und näher zusammenwachsen. Die Basis ist, dass wir uns und den anderen wertschätzen. Vertrauen beginnt mit dem eigenen Selbstvertrauen. Ohne Selbstvertrauen und Selbstliebe, können wir keinem vertrauen. Vertrauen berücksichtigt sowohl die eigenen Grenzen als auch die der anderen.
 
Manchmal nehmen wir uns aber zu ernst. Das „Ich“ bekommt dann ein Gefühl von dauerhafter Identität. Doch alles ist vergänglich. Wo ist unser „Ich“ geblieben, das wir als Kind oder Teenager hatten? Alles entsteht und vergeht, auch unsere Meinungen und Empfindungen. Unsere Identität hat somit  etwas vorübergehend Festes als auch als etwas, dass sich ständig ändert. Das hilft zu sehen, dass  alles in gegenseitiger Abhängigkeit entsteht. Grenzen zu setzen ist somit kein einmaliger Akt, sondern ein Prozess, bei dem alles von einander abhängig ist. Kennenlernen ist ein Grenztanz, und Tanzen braucht Vertrauen.
 
Dabei sollten wir Humor und Freude nutzen. Wir sollten mit uns selbst und mit einander lachen. In diesem Zustand sind wir offen. Ohne ein festes Konzept von uns selbst kann der Geist des Mitgefühls erwachen. Wir sind dann frei, uns als Teil der Welt statt als getrenntes „Ich“ zu erfahren. Unsere Begegnungen sollten deshalb immer leicht und humorvoll sein, empfiehlt der Zenmeister Bernie Glassman. Wir sollten den Dirigentenstab mal unserem Verstand und mal unserem kreativen/intuitiven Geist geben.

“I always have this red nose in my pocket, and if it looks like I’m taking things too seriously, or the person I’m talking to is taking them too seriously, I put the nose on. It doesn’t matter what we’re doing or talking about, it doesn’t matter if we agree or disagree, the nose changes everything.” 
— Bernie Glassman

Pin It on Pinterest

Share This