Aus buddhistischer Sicht ist unser Geist allumfassend und immer heil. Jeden Moment durchfließen ihn Gedanken. Sie kommen und vergehen. Und während wir viele dieser einzelnen Gedanken in unserem Geist vereinen und mit unseren Sinnen verknüpfen, entstehen in unseren Köpfen naturgemäß Assoziationsketten und Geschichten. Manche spielen in der Vergangenheit und sind leidvollen Erinnerungen. Viele befassen sich mit der Zukunft und sind vorweggenommene Sorgen. Aber das eine hat mit dem Tag nichts mehr zu tun und das Andere kann vielleicht eintreten. Doch wir leben nur im gegenwärtigen Moment. Was gestern war oder morgen geschehen könnte, hat mit dem nichts zu tun. Wir wissen: Es wird meist ganz anders kommen.

Mit einer Meditation können wir unsere Gedanken aus beiden Richtungen zu unserem aktuellen Sein, wieder zurückbringen und sie verankern in der Gegenwart. Indem wir auf den Atem achten, erleben wir den aktuellen Moment. Dann werden die Gedanken kommen, aufsteigen und vergehen. Wir lassen sie aufscheinen, ohne auf sie einzugehen, und wieder weiterziehen.

Wenn wir auf diese Art in der Gegenwart verwurzelt leben, hat das Thema der Sorgen oder der Grund, der uns in die verzweifelte Lage eines gefühlten „Opfers“ brachte, keine Macht mehr über unseren Geist. Was uns verletzt hat, ist dann nicht mehr da. Die Übung in der Kunst des „Loslassens“ lässt uns nicht nur weniger grübeln sondern verhindert, dass sich die Sorgen in unserem Bewusstsein ausbreiten. Das verstärkt auch unser Lebensvertrauen, das Gefühl geborgen und beschützt zu sein.

Wenn wir uns immer wieder im Geiste im Hier und Jetzt verankern, beginnt sich die Last der alten Leiden und künftigen Sorgen aufzulösen. Und wer noch stiller wird, und kann sich ganz auf die Wachheit des Geistes, auf den Raum, in dem die Gedanken und Gefühle entstehen und vergehen, einlassen auf unser Bewusstsein, das immer vollständig und heil ist. So erleben wir uns eigenes, kraftvolles Potential für die Pflege der Gesundheit oder für Heilung, um wieder gesund zu werden.

Meditation ist als Übung des Los- und Einlassen auch und gerade vor dem Einschlafen eine wunderbare Möglichkeit, den Tag gehen und die Nacht kommen zu lassen. Ganz in Ruhe, ganz im Gefühl der Geborgenheit, ganz im Frieden mit sich und der Welt.

Gerald Blomeyer und Thea Herold, Wissensbroschüre der Schlafakademie Berlin, Hrsg. Thea Herold, edition „petit noir“, Berlin 2016

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